Im letzten Heft haben wir über Huaweis neue Flottenpracht, den iPhone-Herausforderer P8, berichtet. Dieses Mal widmen wir uns dessen Light-Version und schauen, wo neben dem Preis am meisten abgespeckt wurde.
Von anderen Herstellern kennen wir die Klein-Versionen ihrer Flaggschiffe: handlichere Abmessungen, oft schwächere Hardware und Namenszusätze wie „Compact“ (Sony) oder „Mini“ (Samsung). Huawei hat sich für „lite“ entschieden und denkt gar nicht daran, an Größe einzubüßen. An der Preisschraube wurde natürlich gedreht: Knapp 50 Prozent weniger als für das P8 muss für das P8 lite berappt werden. Um welchen Preis wird da gespart? Wir schauen, wo die Kostendiät von Huawei Wirkung zeigt.
Auf den ersten Blick sind P8 und lite klar verwandt, mehr noch: wie eineiige Zwillinge. Lediglich im direkten Vergleich fällt der Huawei-Schriftzug beim P8 lite auf der Frontseite unter dem Display auf. Bei genauerer Betrachtung werden kleine Unterschiede deutlich. Die Schirmdiagonale des lite beträgt nur 5 Zoll (5,2 beim P8), und hat eigentlich nur an Höhe verloren, nicht an Breite. Es gibt minimal mehr Rand, hauptsächlich hat man aber bei der Auflösung den Gürtel enger geschnallt.
1280 x 720 Pixel sind nicht schlecht, rangieren aber deutlich unter der FullHD-Marke des Vorbilds, die Helligkeit ist ausreichend, wenn auch hier ein wenig zurückgefahren wurde.
Wendet man sich dem etwas höher bauenden Gehäuse (es ist einen guten Millimeter dicker) zu, werden weitere Sparbereiche sichtbar. Sein Rücken ist aus Kunststoff gemacht, der im Klopftest ein wenig billig klingt und natürlich keine ganz so gute Figur macht wie ein Alu-Body. Der Rahmen wirkt zuerst wie Metall, bei genauerer Prüfung dann wie beschichteter Kunststoff, ist laut Huawei aber aus Metall. Er beherbergt ebenfalls zwei Lautsprecher auf der Unterseite. Urteil: hochwertig gespart.
Beim für viele Nutzer wichtigsten Bauteil hat Huawei das P8 lite ebenfalls nicht kaputtgespart: Die Kamera hat wie im fotostarken P8 auch 13 Megapixel und macht gute Bilder. Die Farben wirken beim P8 lite dennoch blasser und das Rauschen ist bei wenig Licht dort stärker. Das kann am eingesparten optischen Bildstabilisator liegen, möglicherweise auch an einer anderen Software. Brauchbar sind die Bildresultate aber auf jeden Fall.
Ein bisschen stärker auf die Kostenbremse wurde dort getreten, wo man es nicht gar so deutlich spürt. Die Grafikeinheit liefert keine berauschenden Ergebnisse (kein Problem, wenn nicht gespielt wird) und der 64bit-8-Kerner mit je 1,2 GHz kann mit dem Boost seines Pendants aus dem P8 naturgemäß nicht mithalten, wenngleich die Werte hier keinen Bremsklotz verheißen. Immerhin sind 2 GB Arbeitsspeicher zum Unterstützungsdienst eingeteilt.
Zur restlichen Ausstattung gehören akzeptable 16 GB Speicher, Dual-SIM, NFC- und 4G-Technologie, nur der magere Akku mit 2200 mAh kann einem den Smartphone-Spaß verderben, wenn er einmal vorzeitig die Party beendet.
Software-seitig interessant ist die Erweiterung der Kamera-App um eine Verschönerungsfunktion wie beim P8. Die Bilder des 5-MP-Selbstschusskästchens können per „Perfektes Selfie“ automatisch bearbeitet werden. Dazu muss man sich aus drei Perspektiven fotografieren und kann dann anhand verschiedener Hebel „Verbesserungen“ vornehmen. Diese merkt sich die App, künftige Selfies können über diese festgelegten Einstellungen dann dem eigenen Ideal angepasst werden. Diese „Retusche für jeden“ (auch unmenschlich große Augen im Manga-Stil sind möglich) dürfte der Diskussion um fragwürdige Vorbilder für junge Menschen neuen Zündstoff geben.
Das P8 lite ist nicht wirklich leichter als das P8 (es sind nur 13 Gramm Unterschied) und auch nicht kleiner. Trotzdem hat es abgespeckt, und zwar an Leistungsvermögen – jedoch, und das ist das Entscheidende, nicht in gleichem Maße wie der Preis. Wem Rechenpower also nicht so wichtig ist und wer den Kunststoffrücken sowieso im Case versteckt, der ist mit dem P8 lite sicher gut beraten. Es wirkt wie das „schwere“ P8, schießt ähnlich gute Fotos und bietet die gleichen Software-Features. Kein böser Zwilling also.
Erwachsenes, schlichtes Design
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Schwacher Akku
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