RugGear RG600: Der Rough Rider im Test

Manche mögen‘s rau. Das könnte der Grund dafür sein, dass Smartphones gebaut werden, die eigentlich besser Hardphones heißen sollten. Den smarten Kern besonders gut geschützt hat das RG600 vom Spezial­hersteller RugGear. Wir bohren nach.

Baustellen-Handy. Outdoor-Phone. Försters Fernsprecher. Es gibt viele Bezeichnungen für ein Smartphone, dessen Design sich dem Motto „größer, schwerer, kastiger“ verschrieben hat und damit zwangsläufig gegen den Strom der Normal-Geräte schwimmt, die ja ­buchstäblich immer stromlinienförmiger werden. Mit ­einer ­renitenten Punk-Attitüde bei den potenziellen Kunden hat das aber in den seltensten Fällen zu tun. Vielmehr heiligt der Zweck die brachialen ­Mittel von dicker Panzerung und riesigen Akkus.

RugGear ist seit vielen Jahren ein Spezialist für mobile Endgeräte wie Telefone, Smartphones und Tablets, die dort zum Einsatz kommen, wo man sie naturgemäß eher nicht verwenden würde, wollte man ihre volle Funktion dauerhaft aufrecht erhalten. Mobiltelefone sind von ihrer Konstruktion her noch am wenigsten anfällig, bei Smartphones mit Kamera, größerem Display und empfindlichem Innenleben wird die Aufgabe schon schwieriger. Mit dem RG600 ist RugGears „Smartphone-Mitte“ auf unserem Prüfstand: keine 3,2 (RG500) und keine 5,3 Zoll (RG700), sondern derer 4,5.

Rechts sind wie gewohnt die Lautstärkeregler, links aber ein Kamera- und ein SOS-Button. Die Taste links unter dem Display aktiviert das Wählfeld, die rechts den Schirm selbst.

 

Stromsparendes Display

Bei dieser Größe braucht ein Display per se nicht viel Strom, wenn es nur mit 854 x 480 Pixeln auflöst sowieso nicht. In Zusammenhang mit dem riesigen Akku mit einer Leistung von 3600 mAh ­erklärt sich die angegebene Standzeit von 450 Stunden (das sind fast 19 (!) Tage) und die reine Gesprächszeit von maximal 480 Minuten, also acht Sunden. Damit kommt man über einen Zelt- oder Kanu-Urlaub ohne zwischendurch an einer fremden Steckdose aufzutanken. Für ein Abenteuer in der Wildnis ist das eine der Qualitäten, die man sich vom smarten Begleiter erwartet.

Hinter der verschraubbaren Heckklappe sitzen geschützt der große Akku, ein SD-Karten- und in Sandwich-Bauweise zwei SIM-Slots.

Hart im Nehmen: Wasserfest, staubdicht, unempfindlich

Die andere wichtige Eigenschaft ist eine hohe Resistenz gegenüber äußeren Einflüssen, egal ob atmosphärischer oder mechanischer Art. Auf ein outdoor-taugliches Gerät sollte man nicht aufpassen müssen. Das RG600 ist gegen Staub und Mikropartikel abgedichtet (Staub unter dem Displayglas und in der Kamera sollte also kein Problem sein), einer völligen Wasserung hält es bis zu einer Tiefe von zwei Metern mindestens 30 Minuten stand (also selbst beim unbeabsichtigten Tauchgang im Wildwasser dürfte nichts geschehen, sofern man das Handy wieder findet) und auch Stürze aus einer Fallhöhe von zwei Metern zeigen keine substanzielle Wirkung. Dafür verantwortlich ist die Schutzschale aus harter Gummierung um das eigentliche Gerät herum. Sie gibt ihm vor allem  durch die Unternehmensfarben Schwarz und Gelb einen amerikansichen Baustellen-Look: Das Gerät könnte auch ein Transformer sein, der im normalen Leben ein Bulldozer ist. Das so viel Schutz auch seinen Tribut fordert, ist klar. Die Waage zeigt 260 Gramm an – so viel wie zwei ordinäre Phones.

Eigentlich war ein Antutu-Check unter Wasser geplant, quasi doppelter Belastungstest. Das hätte aber vielleicht das Ergebnis verfälscht. Tauchprobe wurde auf jeden Fall bestanden.

Robuste Technik und SOS-Taste

Im Inneren geht es dafür etwas gemütlicher zu. Der Vierkerner mit je 1,3 GHz und einem 1-GB-RAM kann gar keine Topleistung bringen, die braucht es aber für die typischen EInsatzgebiete nicht. Ebenso wenig wie einen großen Speicher. Von den 4 GB intern sind ab Werk noch um ein Gigabyte verwendbar. Da man aber keine Videos damit schauen mag, reicht der Platz (den man übrigens auf 32 GB extern erweitern kann) gut für ein paar Fotos (die Hauptkamera löst mit 8 MP sowieso nicht übermäßig auf) von bildschöner Aussicht beim Trekking-Urlaub oder von der Baustelle. Wie gesagt: Strom sparen und immer funktionieren hat oberstes Gebot. Die minimalistische Ausstattung läuft anscheinend genauso gut bei -20, aber auch +60°Celsius. Zu extremen Situationen gehören übrigens auch Notfälle. Das RG600 verfügt eine SOS-Taste, die – frei konfigurierbar SMS an bestimmte Nummern schickt bzw. diese anruft.

Begeistert hat überdies der bärenstarke Lautsprecher mit drei Watt Leistung, der es auf bis zu 100 Dezibel Lautstärke bringt. In unserem Büro hat er für viele böse Blicke gesorgt.

Fazit

Robustheit hat ihren Preis, drum reicht es nicht, nur das Design des RG600 cool zu finden. Wer allerdings so ein Gerät wirklich braucht, wird (im Dreck) seine Freude damit haben.