Yotaphone 2 im Test

Der Wunsch nach einer Anzeige, die die Vorteile eines dynamischem Displays mit denen herkömmlichen Papieres kombiniert, ist nicht neu. Der russische Hersteller Yota startete den zweiten Anlauf zur Verwirklichung: mit zwei Displays.

 

Ist das Electronic Paper-Display

überhaupt ein Kaufargument?

Da zwar innovativ, aber nicht ganz ausgereift, ist dieses Gerät eher für Pioniere und Individualisten.

In erster Linie schreckt das sehr schwache EPD-Display ab. Leseratten haben damit keinen Spaß.

Das Tolle am bedruckten Papier ist: Es braucht keinen Strom und ist ermüdungsfrei zu lesen, selbst in der prallen Sonne. Womit man schon bei einemNachteil wäre. Ohne fremdes Licht kann man die „gespeicherten“ Informationen überhaupt nicht verarbeiten. Anders das beleuchtete Display. Es braucht keinen Lichtspender. Außerdem hat es noch einen riesigen Vorteil: Es ist nicht starr, kann also Bewegungen abbilden. Dafür will es aber Energie haben und die ist gerade bei Mobilgeräten chronisch knapp. Einen Kompromiss bietet das Electronic Paper Display (EPD) – für schnelle Bewegungen, noch dazu in Farbe, aber keinen befriedigenden.

Technischer Fortschritt

Der russische Hersteller Yota hat deshalb einfach zwei Displays an einem Smartphone angebracht. Neben dem konventionellen wartet auf der Rückseite ein EPD. Das erste Gerät 2012 wurde als Test gesehen und hatte vor allem mit der eingeschränkten Nutzbarkeit des Zweitdisplays zu kämpfen. Anders der Nachfolger: Alle Apps sind per Mirror-Funktion auch in Tinte anzeigbar, bei schnellen Bewegungen (Spielen) macht das naturgemäß aber wenig Sinn. Die Reaktionen sind bei diesem Medium deutlich zäher. Das hat zur Folge, dass bei Tage das Gros an üblicher Telefonarbeit über den energieknausrigen EPD abgewickelt werden kann: Mails, Nachrichten, News etc. Das spart wertvolle Power, schließlich ist das beleuchtete Display der größte Stromkonsument im System. Je nach Nutzung sind so mehrere Tage ohne Ladung möglich. Da das Always-On-Display alles einfriert, bleiben wichtige Dinge (Stadtplan oder Flugticket) verfügbar, auch wenn die Batterie einmal am Ende ist.

Ein Bild wie eine Bleistiftzeichnung. Natürlich wird hinten alles schwarz-weiß dargestellt, mehr Schärfe und Kontrast könnten aber sein. Deutlich ist hier noch die alte Screenbelegung zu sehen.

 

Leider nicht so scharf

Blöd nur, wenn das Lesetools bei seiner Hauptaufgabe versagt. Im Vergleich mit modernen E-Readern wirkt das E-Papier hier weniger scharf. Das verwundert anhand der nackten Zahlen: Das Yota-EPD bietet eine Pixeldichte von 234ppi, der Kindle Paperwhite nur 212. Die Kontrastarmut könnte eine Erklärung sein. Obendrein scheinen bereits verloschene Seiten auf aktuellen noch durch. Da nützt auch die kurze Refreshzeit nichts, das Lesevergnügen ist empfindlich getrübt. Es bleibt eigentlich nur der theoretische Verbrauchsvorteil. Wie aus einer anderen Dimension wirkt dagegen das ultrascharfe AMOLED-Display auf der Vorderseite. Es bringt es bei 5 Zoll auf 441ppi. Einzig an der Helligkeitsschraube könnte man noch drehen.

Die Kameras trumpfen nicht mit Rekordmeldungen bei den Pixeln auf und kommen abgesehen von einem Tiefenschärfemodus nur mit den Android-üblichen Bearbeitungstools. Die Bildqualität ist aber durchaus beachtlich. Clou am EPD: Durch das zweite Display kann man mit der Hauptkamera Selbstporträts machen.

Viel Plastik, aber gute Verarbeitung. Mit dem Always-On-Display kann man mit aktueller Lektüre angeben – oder sich blamieren. Die SIM-Karte wird hinterm Lautstärkeregler eingeführt.

 

Gute Power

In der Sandwichposition zwischen den Displays kommt bewährte Technik zum Einsatz. Der Snapdragon 801 mit 2,3-GHz-Quadcore zieht in unserem Speedtest gar am Galaxy S5 vorbei und auch bei der Browsergeschwindigkeit ergibt sich ein Topwert. Lediglich die Grafikperformance ordnet sich im Mittelfeld ein. Alles in allem entsprechen die Ergebnisse denen der unteren Oberklasse, einen Leistungsmangel gibt es also nicht. Nur die erhöhte Wärmeentwicklung kann beunruhigen.

Durch die Platznot bei zwei Screens entfällt ein SD-Slot (die 32 GB Fixspeicher dürften aber reichen), die Nano-SIM teilt sich den Zugang zum Gehäuse mit dem Lautstärkeregler.

Erfreulich ist, dass auf dem Yotaphone 2 bald auch Android Lollipop laufen soll. Ob mit neuer Software auch der oft missverständliche oder zumindest gewöhnugsbedürftige Wechsel zwischen den Displays leichter vonstatten geht? Es bleibt zu hoffen.

Das Wende-Smartphone wirkt wie ein Outdoor-Telefon, nicht wie ein Lifestyle-Produkt. Kunststoff an allen Ecken und Kanten macht einen robusten Eindruck. Die opulente Verpackung allerdings ist für russische Oligarchen nur angemessen.

Fazit

Das Yotaphone läuft außer Konkurrenz, es gibt nichts Vergleichbares. Für das gleiche Geld bekommt man aber  ein Android-Spitzenmodell plus einen E-Reader. Nicht 2-in-1, aber einzeln besser. Mit besserem EPD wird‘s interessant.



Innovativ und einzigartig

Akkuschonend trotz gehobener Leistung

eInk-Display noch nicht ausgereift

Hoher Preis

 

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