Bei Sony war es schon immer so: Wo klein dransteht, ist auch klein gemeint und nicht gleichzeitig auch schwach. Mit dem neuen Kompaktmodell Xperia Z5 Compact bleibt man dankenswerterweise dieser Linie treu.
Mit der Einleitung haben wir die Katze quasi schon aus dem Sack gelassen: Das Z5 ist ein echtes Flaggschiff-Gerät (der Buchstabe Z steht bei Sony traditionell für die erste Produktreihe) – nur ist es eben für zartere Hände und die enge Hosentasche gemacht.
Kommen wir deshalb gleich auf die wahre Größe, nämlich die innere, zu sprechen: Der Snapdragon 810 mit 4 x 2 und 4 x 1,5 GHz erzielt im kompakten Z5 deutlich bessere Leistungswerte als in anderen Geräten und katapultiert sich somit aufs Speed-Treppchen – direkt hinter die S6-Modelle von Samsung. Das gelingt trotz eines verkleinerten RAMs mit nur zwei GB. Kompensiert wird diese Schwäche auf dem Papier wohl durch das größenbedingt geringer auflösende Display, das die Recheneinheit weniger beschäftigt. Mehr als nur eine Randnotiz sollte das bekannte Problem der Wärmeentwicklung bei Geräten mit dem großen Snapdragon sein: Beim Z5 scheint es, als habe man diese in Griff bekommen: Wir haben uns nicht einmal annähernd die Finger verbrannt.
Finger und Temperatur sind das Stichwort. Ein Grund für die bessere Wärmeentwicklung bzw. -ableitung könnte in der Gehäuseform liegen. Mit 8,9 Millimetern ist das Z5 Compact gegen den Slimline-Trend gebaut, der dem Innenleben oft ein zu enges Korsett anzulegen scheint. Trotzdem liegt das Gerät gut in der Hand, was natürlich vornehmlich an der geringen Breite und Höhe liegt. Die Materialien (ein mattierter Kunststoffrahmen und Milchglas hinten) sind fettabweisend, was es den Fingern schwer machen soll, Abdrücke zu hinterlassen. Das Display-Glas ist hiervon offensichtlich ausgenommen. Die von Sony bekannte IP68-Widerstandsklasse (wasser- und staubdicht) hat auch beim Z5 Compact Bestand, wenngleich die Spaltmaße nicht für eine Verarbeitung auf Höchstniveau sprechen. Ungewohnt ist die Schalterpositionierung: Die Kamera-Taste sitzt naturgemäß unten rechts, sodass im Querformat gut mit dem rechten Zeigefinger ausgelöst werden kann. Darüber ist die Volumen-Wippe angebracht, und das ist definitiv zu tief. Lautstärke-Justierungen sind nur umständlich zu bewerkstelligen.
Wenig über der Mitte sitzt die Einschalttaste, die mit dem Z5 Compact erstmals mit Fingerprintsensor versehen wurde. Der liegt damit nicht nur gut, sondern funktioniert auch perfekt. Noch schöner wäre, wenn die Bildschirmaktivierung ohne vorheriges Drücken, also direkt aus dem Black Screen, per Fingerabdruck erfolgen würde. Das Display selbst überzeugt, auch wenn es nicht zu viele Bildpunkte bieten kann. Die HD-Auflösung sorgt bei nur 4,6 Zoll Diagonale für eine ausreichende Pixeldichte von 323 ppi. Die Helligkeitsmessung des IPS-Panels ergab sehr hohe Werte, dennoch wirkt es weniger kräftig als ein AMOLED-Modul.
Auf der anderen Seite wartet das Gegenstück zum Display, die Kamera. Hier hat Sony noch einmal zugelegt und dem Z5 Compact eine 23-MP-Kamera eingepflanzt, nach eigenen Worten „die weltweit beste Kamera in einem Smartphone“. Wir meinen, dass hier etwas zu dick aufgetragen wurde. Zumindest ist das Ergebnis nach dem Software-Fleischwolf bei weitem nicht so überzeugend wie bei Samsungs Top-Phones: Vor allem die Randbereiche wirken matschig, aber auch dazwischen weist viel auf starkes Digital-Make-Up hin. Das könnte man besser machen.
Ansonsten wartet das kleine Z5 mit 32 GB internem Speicher auf, der sich auf 200 GB erweitern lässt, WLAN ac, Lollipop 5.1.1 und einem Fix-Akku mit einer Größe von guten 2.700 mAh, der sich obendrein dank Quick Charge 2.0 innerhalb von 30 Minuten auf 60% befüllen lässt. Vielleicht nicht für jeden so schön sind die zahlreich vorinstallierten Apps, die viel Speicherplatz vorbesetzen.
Das Xperia Z5 Compact ist prinzipiell ein Telefon, wie es sich jeder Freund von handlichen Geräten für die enge Jeans wünscht: Schnell, gut ausgestattet, nicht extravagant im Design. Wenn man von Schwachstellen reden wollte, dann wäre unerwarteterweise die Kamera zu nennen und die unglückliche Positionierung des Volumenreglers. Ansonsten ganz ein Großer, das Kleine.
Überlegene Rechenleistung
Perfekt integrierter Fingerprintscanner
Ungünstige Position des Volumenreglers
Kamera mit Pixel-Overkill
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