Das Nexus 7 ist das erste Tablet aus Googles Nexus-Reihe. Alleinstellungsmerkmale sind der günstig angesetzte Preis von 200 Euro in Kombination mit der hervorragenden Hardware, wie etwa einem Tegra 3 Quad Core-Prozessor und einem HD-IPS-Bildschirm. Ausgeliefert wird das 7 Zoll große und von ASUS gefertigte Tablet mit Android 4.1 Jelly Bean, es wird aber – wie auch die Smartphones der Nexus-Reihe – künftig direkt von Google beständig mit neuen Updates versorgt.
Während Android bei Smartphone-Marktanteilen klar die Nummer eins ist, beissen sich Hersteller von Android-Tablets an Apples iPad nach wie vor die Zähne aus. Mit dem Kindle Fire machte das Online-Versandhaus Amazon jedoch vor, mit welcher Strategie sich die iPad-Dominanz brechen lässt und positionierte sein hauseigenes Tablet als günstigen 200-Dollar Medien- und Contentplayer. Google und ASUS folgen mit dem Nexus 7 diesem Ansatz, gehen aber einen Schritt weiter und packen kurzerhand einen pfeilschnellen Nvidia Tegra 3-Chip in ein hervorragend verarbeitetes 7-Zoll-Gerät mit unschlagbar günstigem Preis. Wir haben unser Nexus 7 auf Herz und Nieren getestet und verraten euch in diesem Artikel alles wissenswerte zum Gerät.
… ein günstiges, leistungsstarkes und kompaktes Tablet mit exzellentem Update-Support suchst.
… größere 10 Zoll-Tablets bevorzugst und dir Dinge wie ein SD-Slot, ein 3G-Modul oder eine Rückkamera wichtig sind.
Bei Tablets in der Preisklasse von 200 bis 250 Euro wird in der Regel bei so gut wie allen Apsekten der Hardware radikal der Sparstift angesetzt. Beim Nexus 7 ist von derartigen Sparmaßnahmen hingegen keine Spur, im Gegenteil: Verarbeitung und Performance überzeugen auf ganzer Linie, lediglich beim Bildschirm und bei der Ausstattung mussten einige Kompromisse eingegangen werden – doch dazu später mehr. Das Äussere des Nexus 7 folgt der minimalistischen Design-Linie der Nexus-Serie und erinnert – zumindest an der Vorderseite – an das Galaxy Nexus von Samsung. Besonders hervorzuheben ist aber die Rückseite, die sich wie eine Art Gummi oder Kunstleder anfühlt und dafür sorgt, dass das Tablet einen absolut hochwertigen Eindruck vermittelt, obwohl es „nur“ aus Plastik gefertigt wurde. Ein sehr positiver Effekt des Rückseiten-Materials ist außerdem eine bisher nicht da gewesene Griffigkeit, durch die das Tablet wirklich hervorragend und rutschfest in der Hand liegt. Mit einem Gewicht von 340 Gramm ist das Nexus 7 minimal leichter als das 350 Gramm schwere Galaxy Tab 2 7.0 von Samsung und natürlich deutlich leichter als größere 10 Zoll-Geräte, die in der Regel fast das doppelte Gewicht auf die Waage bringen.
Äußerlich gibt sich das Nexus 7 wie bereits erwähnt minimalistisch, dementsprechend sind am Gerät auch keine Rückkamera, kein 3G-Modul und auch kein SD-Slot für etwaige Speichererweiterungen per (micro)SD-Karte zu finden. Immerhin gibt es aber eine 1.2 Megapixel Frontkamera, die für Videotelefonie via Google+ oder Skype völlig ausreicht. An der Unterseite befinden sich ein 3,5 mm Klinkenstecker für handelsübliche Kopfhörer oder Audiokabel, sowie ein gewöhnlicher micro-USB-Anschluss, der sowohl zur Datenübertragung als auch zum Laden des Tablets verwendet werden kann. Als kleines, von außen erkennbares „Extra“ sind auf der linken Seite des Nexus 7 vier Pogo-Pins (Federkontaktstifte) zu finden, mit denen das Gerät mit der offiziellen Docking-Station verbunden werden kann.
Der Power-Button sowie die Lautstärke-Wippe sind direkt in der Schräge auf der rechten oberen Seite des Gerätes eingelassen. Das hat den Vorteil, dass sich diese beim Transport nicht allzu leicht unabsichtlich drücken lassen. Ein Nachteil, der sich dadurch ergibt, ist hingegen, dass das Nexus 7 zum Einschalten immer hochgehoben werden muss, wenn es auf einem Tisch oder einer ähnlichen flachen Oberfläche liegt. Das ist manchmal etwas störend, ist aber natürlich auch Geschmacksache und fällt nach einiger Zeit nicht mehr auf.
Im Gegensatz zu den gängigen Display-Maßen von 9,7 (246 Millimeter) bei Apples iPads und 10,1 Zoll (178 Millimeter) bei den meisten Android-Tablets misst das Nexus 7 mit „nur“ 7 Zoll deutlich weniger. Es ist aber nicht das erste Gerät, das auf diese Größe setzt, denn auch Amazon hat mit dem Kindle Fire und Samsung hat mit dem Galaxy Tab 2 7.0 in Sachen Formfaktor bereits identische Tablets im Portfolio. Die Auflösung des Nexus 7 entspricht mit 1.280 x 800 Pixel dem derzeitigen Standard bei Android-Tablets der Oberklasse. Beim Bildschirm handelt es sich um ein Display mit IPS-Technologie, was bedeutet, dass dieser auch aus einem sehr steilen Blickwinkel noch hervorragend sichtbare Ergebnisse liefert und nicht abdunkelt. Der Bildschirm ist hell und bietet einen überraschend guten Schwarzwert, schwächelt aber etwas in puncto Kontrastwerte und ist im Freien (wie bei Tablets generell üblich) nur schlecht lesbar. Das alles ist aber natürlich Kritik auf hohem Niveau, wenn man den günstigen Preis des Tablets bedenkt.
Ein Novum ist, dass in ein derart kompaktes und vor allem preiswertes Tablet absolute Highend-Hardware gepackt wurde, denn im Nexus 7 schlummert ein aktueller Tegra 3 Quad Core-Prozessor von Nvidia. Die verbaute Tegra 3-Version hat zwar etwas weniger unter der Haube wie der Tegra 3 des HTC One X oder des ASUS Infitiy Pad 700, bietet aber dennoch mehr als genug Leistungsreserven für aufwändige Games wie etwa Dead Trigger oder NOVA 3 und kam bei unseren Benchmark-Tests überraschenderweise sogar auf teils bessere Ergebnisse.
Das kompakte Kraftpaket wird von einem 4.300 mAh starken Akku mit Strom versorgt, was aufgrund der Displaygröße mehr als ausreichend ist. Die Akkulaufzeit variiert wie üblich je nach Einsatzszenario: Während ihr bei aktivierter Auto-Helligkeit über Stunden hinweg im Internet Artikel lesen oder auf Facebook unterwegs sein könnt, leert sich der Akku bei Youtube-Videos oder aufwändigen Spielen um ein vielfaches schneller. Bei weniger anspruchsvollen Aufgaben macht sich der stromsparende “Companion Core” des Tegra 3 Quad Core-Chips positiv bemerkbar, bei Games und bei aktivierten vier Kernen leert sich der Akku entsprechend flott. In Relation zu Smartphones oder in Sachen Akku weniger gut bestückten Tablets erzielt das Nexus 7 aber auch hier durchaus gute Werte. Die offiziellen Angaben von 8 Stunden sind etwas übertrieben, denn bei Spielen sind beispielsweise 4 bis 5 Stunden realistischer, was aber wie gesagt ein vergleichsweise guter Wert ist.
Bei der alltäglichen Nutzung, sprich beim Surfen im Internet, betrachten von HD-Videos oder beim Homescreen-Wechsel selbst, kommt das Nexus 7 nie ins Stocken und erledigt alle Aufgaben ohne zu murren. Auch in Benchmarks schneidet das Tablet sehr gut ab, doch um die gebotene Leistung des Nexus 7 unter wirklich realistischen Bedingungen zu beurteilen, haben wir natürlich unzählige aktuelle Games installiert und ausprobiert. Dabei wird klar, dass das Nexus 7 perfekt für Action-Games geeignet ist.
Wird das Tablet nämlich im Querformat gehalten, was etwa bei Shootern oder Rennspielen in der Regel der Fall ist, werden die drei virtuellen Tasten für „Zurück“, „Home“ und „Multitasking“ mittig und somit außerhalb der Reichweite der zum Spielen verwendeten Daumen platziert. So kann es nicht vorkommen, dass mitten in einem Spiel ein unabsichtlicher Druck auf eine dieser Tasten das Spiel unterbricht oder beendet. Doch auch die Größe und das Gewicht sind unserer Meinung nach ideal für actionreiche Games im Querformat geeignet. Strategiespiele wie Strikefleet Omega klappen auch perfekt, sind aber auf größeren Geräten wohl noch einen Tick besser und angenehmer zu bedienen.
Was in Bezug auf Games natürlich noch hinzukommt ist die Tatsache, dass im Nexus 7 ein Tegra 3-Chip von Nvidia verbaut ist. Das bedeutet, dass ihr einige Tegra-exklusive Games spielen könnt beziehungsweise das manche Spiele – wie etwa Shadowgun oder Dead Trigger – deutlich besser und detailreicher aussehen als auf Geräten ohne Tegra-Chip.
Das Nexus 7 wird ohne jegliche herstellerspezifischen Oberflächenanpassungen à la TouchWiz, Sense oder ähnlichem ausgeliefert und läuft mit der aktuellsten Android-Version 4.1 Jelly Bean in der unveränderten „Vanilla“ Version. Auch in Sachen Apps ist nur das Nötigste vorinstalliert – wer mehr will, etwa Applikationen für Notizen, weitere Widgets oder ähnliches, muss den Play Store aufsuchen und die entsprechenden Apps dort herunterladen. Die Benutzeroberfläche gleicht auf dem ersten Blick jener des Galaxy Nexus mit Android 4.1 Jelly Bean. Google und ASUS haben das Nexus 7 aber mit einigen Software-seitigen Extras ausgestattet. Im direkten Vergleich zeigt sich, dass anstatt 4 x 4 Icons beim Galaxy Nexus im Falle des Nexus 7 mehr, nämlich 6 x 6 Icons, Platz finden.
Beim Herunterziehen der Benachrichtungsleiste sticht beim Nexus 7 eine weitere Besonderheit ins Auge: diese nimmt nicht das komplette Display in Anspruch und bietet zudem eine Schaltfläche, mit dem die automatische Rotation de- oder aktiviert werden kann. Und um gleich beim Thema Rotation zu bleiben: Der Homescreen des Nexus 7 lässt sich, wie auch bei Android 4.x-Smartphones üblich, nicht in den Querformat-Modus drehen (es gibt dafür aber spezielle Apps). Die angesprochenen Rotationseinstellungen wirken sich also nur auf den Browser oder ähnliche Applikationen aus, die das automatische Mitdrehen des Bildschirms unterstützen.
Das Nexus 7 ist das erste Tablet aus Googles Nexus-Serie. Anders als bei den Smartphones Nexus S und Galaxy Nexus hat Google mit der Herstellung des Gerätes aber nicht Samsung sondern ASUS – die dank der Transformer-Serie viel Erfahrung mit Android-Tablets haben – beauftragt. Das Besondere an den Nexus-Geräten ist, dass es sich dabei um von Google mitentwickelte Referenzgeräte handelt, auf denen neue und kommende Android-Versionen entwickelt werden. Das bedeutet, dass auf diesen Geräten unangepasste, pure oder auch „Vanilla“ genannte Android-Versionen laufen. Die Nexus-Serie punktet gleichzeitig damit, dass Google verspricht die Geräte längere Zeit und flott mit Android-Updates zu versorgen. In der Root- und Custom ROM-Community sind diese Geräte zudem sehr beliebt, da sie sich leicht „knacken“ und mit alternativen ROMs bespielen lassen.
Während Besitzer eines Nexus 7 in den USA in England ein breit gefächertes Angebot aus Apps, Musik, Videos, Büchern und Magazinen aus diversen digitalen Google Stores beziehen können, gehen Nutzer in anderen Staaten weitgehend leer aus. Immerhin wurde in Deutschland aber vor kurzem der Video-Dienst des Google Play Stores gestartet und auch Bücher sind in Deutschland bereits seit geraumer Zeit verfügbar. In Österreich oder der Schweiz schaut man hingegen in die Röhre, denn hier gibt es im Play Store nur Apps zu sehen. Aus diesem Grund wird das Gerät derzeit in unseren Breiten auch nur in Deutschland offiziell angeboten, ein Import nach Österreich oder in die Schweiz ist aber natürlich über Einzelhändler abseits von Google problemlos möglich.
Doch das alles ist natürlich Kritik auf sehr hohem Niveau, da andere Android-Tablets, die in Österreich oder der Schweiz erworben werden, natürlich ebenfalls nicht diese in den USA oder Deutschland verfügbaren Google-Angebote nutzen können.
Das Nexus 7 bietet ein in Sachen Preisleistung derzeit unschlagbares Komplettpaket, welches aufgrund der Verarbeitung, des Displays und der Performance mit mindestens doppelt so teuren Geräten locker mithalten kann. Abstriche gibt es aber bei der Ausstattung: auf eine Rückkamera, einen (micro)SD-Slot und ein 3G-Modul wurde verzichtet, ebenso fehlt ein HDMI-Port und selbst MHL-Adapter werden nicht unterstützt. Man muss bei diesen Kritikpunkten aber immer im Hinterkopf behalten, dass es sich hier um ein 200 Euro-Gerät handelt.
Das Nexus 7 ist unserer Meinung nach vor allem für Spiele sowie für das Lesen von Online- oder ePaper-Texten das perfekte Gerät. Wer mit einem Nexus-Tablet liebäugelt, jedoch 7 Zoll zu klein findet, der sollte sich noch ein wenig Gedulden, denn Gerüchten zufolge arbeiten Google und ASUS bereits an einer 10 Zoll-Variante des Nexus-Tablets.