Wir haben das Gerät auf Herz und Nieren getestet.
Mit dem Tablet S steigt nun auch Sony in den Tablet-Markt ein. Den schärfsten Konkurrenten von Apple, Samsung und Co. wollen die Japaner mit leistungsstarker Hardware, einem einzigartigen Design und einem mit vielen Extras ausgestatteten Android 3.2 Paroli bieten.
… ein leichtes Tablet mit exzellentem Bildschirm suchst, mit dem sich auch Fernseher und andere Geräte steuern lassen.
… Wert auf hochwertige Materialen legst und ein unmodifiziertes Honeycomb-Betriebssystem bevorzugst.
Das japanische Traditionsunternehmen Sony will gleich mit seinem ersten Android-Tablet in der Oberliga mitmischen. Dank einer leistungsstarken NVIDIA Tegra 2 Dualcore-CPU mit jeweils 1 GHz, 1 Gigabyte Arbeitsspeicher und einem hochwertigen 9,4 Zoll großen Bildschirm mit einer WXGA-Auflösung von 1280 x 800 Pixel reiht sich das Gerät in Sachen Hardware mühelos in die Riege der derzeitigen Honeycomb-Topmodelle ein. Ein echter Hingucker ist auch der Bildschirm, der über die Sony-eigene TruBlack-Technik verfügt, die für besonders gute Schwarzwerte sorgen soll. Werbewirksame Technologie-Namen hin oder her: Das Tablet S liegt unserer Meinung nach in Sachen Bildqualität, Kontrast und Betrachtungswinkel in etwa gleichauf mit dem Galaxy Tab 10.1 oder dem iPad 2. Das Display gehört also zweifellos zum Besten, was derzeit in Tablets verbaut wird. Was Aussehen und Bedienung betrifft, beschreitet das Tablet S jedoch eigene Wege.
Während Hersteller wie Apple, Samsung oder Toshiba auf ein möglichst schlichtes Design mit geringer Dicke setzen (und sich dabei mit diversen Klagen eindecken), will sich Sony hier bewusst abgrenzen. Das Plastikgehäuse des Tablet S ist keilförmig konstruiert, das bedeutet, dass der Bildschirm eine leichte Schräge aufweist, wenn das Gerät flach auf einen Tisch gelegt wird. Gleichzeitig liegt das Gerät dank des Designs recht gut in der Hand, da der Schwerpunkt an der Oberseite (wo das Gerät dicker ist und sich die Front- und Rückkameras befinden) liegt. Wird das etwa 600 Gramm leichte Tablet S im Hochformat verwendet, kann es an diesem dickeren Teil angenehm gehalten werden. Die mit kleinen Punkten versehene Rück- und Oberseite sorgt für zusätzliche Griffigkeit.
Auf der rechten Seite befinden sich der Power-Button, eine Status-LED sowie zwei separate Knöpfe zum Regeln der Lautstärke. Daneben ist ein Reset-Mechanismus zu finden, der durch ein kleines Loch – beispielsweise mit einer Büroklammer – ausgelöst werden kann. Links befindet sich ein 3,5 mm Klinken-Anschluss, an den handelsübliche Kopfhörer oder auch Boxen angeschlossen werden können. Darunter ist eine Plastikabdeckung verbaut, hinter der sich ein micro-USB-Anschluss und ein normaler SD-Kartenslot verbergen. In der 3G-Variante wird dort auch der SIM-Kartenschacht zu finden sein.
Auch das App-Menü wurde einigen Änderungen unterzogen und erinnert entfernt an jenes, dass Sie womöglich bereits von Sony Ericsson-Smartphones kennen. Apps lassen sich nämlich auch hier wahlweise alphabetisch oder chronologisch sortieren. Das Hinzufügen von neuen Apps zu den Homescreens funktioniert aber etwas umständlich und konnte uns bei Geräten mit unveränderter Honeycomb-Oberfläche mehr überzeugen. Angepasst und mit einer Sony-eigenen Optik versehen wurden beispielsweise der Browser, die Galerie, die Kamera-App sowie die Uhr. Größeren Änderungen unterzogen wurde der Musik-Player, der einiges hermacht und in den die DNLA-Funktionalitäten nahtlos integriert wurden (mehr zu DNLA später).
Auf dem Tablet S läuft übrigens die aktuelle Android Honeycomb-Version 3.2. Wann und ob es überhaupt ein Update auf Android 4.0 geben wird, wollte man uns bei Sony noch nicht verraten.
Zusätzlich zu den bereits erwähnten Modifikationen finden sich auf dem Tablet S auch ein paar Änderungen kleinerer Natur. So ist etwa eine Alternative zur normalen virtuellen Tastatur von Honeycomb enthalten, bei der ein separates Ziffernfeld integriert wurde. Interessant ist auch die Funktion „Select App“. Hier werden verschiedene – besonders für das Tablet S geeignete – Apps aus dem Android Market herausgepickt und vorgestellt. Leider handelt es sich bei „Select App“ um keine eigenständige App, sondern nur um ein Portal, welches im Browser geöffnet wird. Kommende Dienste, die erst gestartet werden und die wir demnach noch nicht testen konnten, sind die cloudbasierten Sony Musik- und Video-Streamingdienste Music Unlimited und Video Unlimited. Die App „Reader“ ist ebenfalls eine Eigenentwicklung von Sony und ist in Kombination mit dem Reader Store (der ebenfalls erst gestartet wird), die zentrale Anlaufstelle für Bücher und Zeitschriften.
Ein besonderes Feature ist eine in der Vorderseite integrierte Infrarot-Schnittstelle. Diese erlaubt es in Kombination mit der speziell für diesen Zweck mitgelieferten Sony-App „Fernbedienung“ das Tablet S als Fernbedienung für unzählige Geräte wie Fernseher, DVD- oder Bluray-Player, Heimkino-Anlagen, Beamer und und und zu verwenden. Toll ist, dass es sich dabei nicht um Produkte von Sony handeln muss, da die Kommunikation ja über Infrarot erfolgt.
Eine zusätzliche App zur Mediensteuerung ist die bereits ältere Sony-App „Media Remote“, mit der verschiedene Sony-Geräte wie Fernseher oder Bluray-Player gesteuert werden können. Interessanter ist die Tablet S-exklusive App „DLNA“, mit der – Überraschung – verschiedene DLNA-kompatible Geräte angesteuert werden können. In Kombination mit der „Throw“-Funktion lassen sich so Medien wie Musik oder Videos drahtlos über WLAN an kompatible Fernseher oder Soundsysteme pushen.
Das von uns getestete Gerät ist die seit Ende September verfügbare WiFi-Variante mit 16 Gigabyte Speicherplatz (UVP 479 Euro). Ein Modell mit 32 GB Speicher ist zeitgleich mit einem UVP von 579 Euro erschienen. Preislich orientieren sich somit beide Modelle an den Konkurrenten Galaxy Tab 10.1 und iPad 2 – an letzterem sogar auf den Euro genau. Ein unserer Meinung nach weitaus interessanteres 3G-Modell folgt mit etwa zweimonatiger Verspätung im November 2011. Mit 16 GB Speicher wird dieses Modell dann 599 Euro kosten.
Für das Tablet S ist dem seit Verkaufsstart interessantes Sony-Zubehör erhältlich. Neben eher unspektakulären Transporthüllen und einer Display-Schutzfolie gibt es auch eine Dockingstation für 35 Euro (UVP). Ein HDMI-Anschluss fehlt aber leider auch hier. Außerdem ist eine Bluetooth Tastatur für 65 Euro (UVP) erhältlich.
Mit dem Tablet S ist Sony der Einstieg in den hart umkämpften Tablet-Markt definitiv geglückt. Das extravagante Design gefiel uns im Test gut, vor allem weil es sich positiv auf die Haptik auswirkt. Die zum größten Teil sinnvollen Oberflächen-Anpassungen sprechen ebenfalls für das Gerät, zumal diese die Positionierung als Medien-Alleskönner weiter unterstreichen. Was die portierten PlayStation-Klassiker und Sony-eigene Extras wie die beiden Streaming-Dienste oder den eBook-Store betrifft, ist eine Bewertung derzeit noch nicht möglich, da bei allen schlicht der entsprechende Content fehlt. Das an sich sehr positive Gesamtbild wird aber durch die Verarbeitung getrübt. So fühlt sich die Plastikrückseite etwas billig an, der (proprietäre) Ladestecker ist wackelig und ein HDMI-Ausgang ist nicht vorhanden.