Von Dänen wurde dieses unorthodoxe Smartphone mit üppiger Ausstattung und außergewöhnlichen Fähigkeiten erdacht. Für uns stellt sich die Frage, ob der nordische Exot aber tatsächlich seinen stolzen Preis wert ist.
Mit Luxustelefonen verhält es sich anders als mit Luxusautos. Verbrauch oder die Zeit von Null auf Hundert verkommen bei einem Rolly Royce oder Bentley zur Nebensache, wenn dicke Türen einen von der Außenwelt abschirmen, das Interieur nach feinstem Leder duftet und die Massagesitze einen betten wie die Wolken des Olymp den Göttervater Zeus. Ein Spitzen-Handy darf zwar auch viel kosten und natürlich gut aussehen, es muss aber in erster Linie alles können und dabei noch lange durchhalten.
Lumigon mag für die meisten eine völlig unbekannte Marke sein, tatsächlich aber hat das dänische Unternehmen bereits 2009 sein erstes Smartphone , das T1, auf den Markt gebracht – und ist damit nur zwei Jahre nachdem mit dem iPhone die Gattung an sich erst aus der Taufe gehoben wurde auf den vorpreschenden Zug aufgesprungen. Mit dem T3 bleibt man der Linie treu und setzt auf Stahl als Werkstoff, entwickelt sich aber natürlich auch weiter und spendiert zudem Komponente, die die Ausstattungsliste ordentlich in die Länge ziehen. Happig aber der Preis: Bei 800 Euro geht es erst los.
Für die Dänen wie gesagt business as usual ist das Gehäuse mit Stahlflanken. Deren poliertes Finish erinnert leider eher an die 90er Jahre als an moderne Design-Standards. Dennoch wirkt das T3 nicht nur solide, sondern ist es auch. Von einem Übergewicht kann bei 145 Gramm dennoch nicht sprechen, was am Rücken aus Gorilla-Glas liegen kann. Dieses wiederum versprüht eher Kunststoffcharme. Doch nicht nur gegen Stöße ist das Gerät gefeit, sondern auch gegen Feuchtigkeit und Staub. Die gigantische SIM-Schublade ist mit Gummi gegen eindringende Flüssigkeit abgedichtet, aber auch die Stereo-Lautsprecher vertragen ein Vollbad.
Doch kommen wir endlich zum ganz Ausgefallenen: Unter der leider enttäuschenden Hauptkamera (die mit extremem Bildrauschen und einem schlecht zu bedienenden Fokus aufwartet) sitzt ein weiteres Auge, das auf die Sicht in der Nacht getrimmt wurde. Ein Infrarotblitz unterstützt es bei seiner Späharbeit im Dunklen. Scharfstellen kann man es nicht, das Modul taugt eher als Orientierungshilfe bzw. zur Observierung tierischer Aktivitäten im Garten.
Ein echtes Novum ist das BackTouch genannte Bedienfeld auf der Rückseite. Man kann darüber mit dem Zeigefinger der haltenden Hand z.B. durch Webseiten scrollen. Das ist nett, bringt aber nicht den extremen Komfortzuwachs. Beinahe sinnvoller, wenngleich weniger spektakulär sind der eigene Kameraknopf und der ActionKey auf der rechten Seite. Letzterer sitzt dort, wo üblicherweise die Power-Taste angebracht ist (sie wanderte auf die Oberseite). Mit ihm kann man Anwendungen direkt starten, die man oft braucht. Er ist sogar mehrfach belegbar.
Kommen wir zu Leistung und Verbrauch. Der Prozessor ist trotz hoher Taktung nicht besonders stark (wird aber sehr warm) und das Display nicht hochauflösend, wenn auch für die Größe okay. Das könnte Strom sparen. Leider lieferten unsere Laufzeittests miserable Ergebnisse. Der 2.285 mAh-Akku war in Rekordgeschwindigkeit leergesogen, da schlicht zu klein. Beim Auftanken genehmigte er sich dagegen viel Zeit.
Erfreulich ist dagegen der gigantische Speicher von 128 GB, der sicher nur bei wenigen Usern an seine Grenze kommen sollte. Auch darf man sich über WLAN ac freuen, einen Infrarotsender, mit dem man per App z.B. auch den Fernseher bedienen kann. Eben auf Bedienseite kamen uns aber auch Mängel unter. Entweder reagierte das Display nicht wie gewünscht oder die WLAN-Verbindung riss ab. Will sich das T3 vielleicht gar eher als schickes Outdoor-Telefon verstanden wissen (schließlich sind Kompass und Höhenmesser auch Teil des Pakets) als als Business-Phone? Naja, der Selfie-Blitz spräche dafür. Mit ihm könnte man Gipfelbesteigungen in den frühesten Morgenstunden dokumentieren!
Für wen ist das Lumigon T3 die richtige Wahl? In erster Linie für jene, die das Design und den Stahl lieben und auffallen wollen – denn so ein Smartphone liegt nicht auf jedem Verhandlungstisch. Diese Passion für das Extravagante muss man sich aber auch leisten können. Übrigens: Für 1.200 Euro gibt es noch eine vergoldete Variante… Das Handy kann einiges mehr als andere, dafür so manches aber auch deutlich schlechter. Man muss also abwägen, worauf es einem ankommt. Die Standzeiten werden allerdings für viele ein Ausschlusskriterium sein. Noch mehr als der Preis.