Und jetzt ist die Spitze der Spitze bei Sony an der Reihe, das Xperia X mit dem Namenszusatz „Performance“, also Leistung. Was es – vor allem mehr – zu leisten imstande ist, verrät unser Testprotokoll.
Der Begriff ‚Performance‘ ist verheißungsvoll – oder aber abgelutscht, zu inflationär wird er gebraucht im weiten Feld zwischen Motortuning, Rechenleistung, Wertpapierentwicklung oder aber Mitarbeiterevaluation. Sein Spitzenmodell mit dieser Bürde zu versehen sollte man aber nur, wenn man sich seiner Sache so sicher ist, dass man mit Beinamen eigentlich Understatement begeht. Wir sind gespannt, wie das neue Sony Chef-Telefon „performt“…
Äußerlich ist das XP (nennen wir es der Kürze wegen so) kaum vom gewöhnlichen X zu unterschieden. Gleiche Bildschirmdiagonale, gleiches Material, gleiche Knopfanordnung. Die Grafiker hatten es bei uns schwer, nicht aus Versehen ein falsches Bild zu erwischen. Den einen Millimeter mehr in der Breite und die acht Zehntel in der Stärke sieht man genauso wenig wie die elf Gramm an zusätzlichem Gewicht. Jene hingegen kann man spüren, wenn man das Handy tatsächlich in Händen hält. Doch die leichte Volumen- und die doch gravierendere Gewichtszunahme haben vermutlich einen guten Grund: Im Gegensatz zu den anderen Telefonen der Xperia X-Reihe ist das XP nämlich wasser- und staubdicht. Das fordert einen Tribut. Doch alleine die Umweltresistenz nach IP 68 ist als eine echte und praktische Leistung zu werten, von der eingangs die Rede war. Wir haben selbst schon mehrere Sonys mit an den Badestrand genommen und Unterwasseraufnahmen gemacht (wobei die Hitze den Geräten mehr zusetzte als das Wasser). Aber auch bei normaler Nutzung ist es beruhigend zu wissen, dass ein Regenschauer dem Gerät nichts anhaben kann, falls man es nach der Gartenparty einmal draußen vergessen sollte.
Ansonsten muss man nicht mehr viel zum neuen Sony-Design sagen: dank 2,5D-Glas runder, moderner, besser.
Wie sieht es aber mit der Leistung unter dem wasserdichten Alu-Kleid aus? Statt sechs Kernen wie beim X oder acht wie beim XA kommen beim XP nur vier zum Einsatz. Dadurch wird wieder einmal bestätigt, dass weniger mehr sein kann, denn das XP zeigt die besten Benchmark-Ergebnisse. Fairerweise muss gesagt werden: bei der höchsten Chip-Taktung. Die Zahlen sind beeindruckend, vor allem das Resultat in der Kategorie Grafik sticht heraus. Nur das G5 von LG war hier um einen Hauch besser. Eine unangenehme oder beängstigende und damit auch leistungsdämpfende Hitzeentwicklung war dabei nicht festzustellen. Ganz sicher unterstützt das dünne Rückteil aus Aluminium die Ableitung der Prozessorwärme deutlich besser als die Glasplatte bei früheren Spitzenmodellen und beugt somit dem Fieberkollaps vor.
In der Kategorie Speicher erwarten einen keine echten Überraschungen. Neben den 3 GB RAM harren 32 GB der Füllung mit Bildern, Apps und anderem Datenmaterial. Leider ist die Hälfte des Platzes bei Kauf bereits belegt und mehr ROM ist auch nicht zu ordern (das X bietet immerhin eine 64 GB-Variante, andere Hersteller auch). Man muss fast zwangsläufig auf eine SD-Karte ausweichen, löscht oder überspielt man seine Sammlung nicht brav und kontinuierlich.
Ebenfalls nur durchschnittlich ist die Akkuleistung: In zwei von drei Testrunden wurden sogar nicht einmal unsere Mittelwerte erreicht. Das ist für ein Spitzengerät schon enttäuschend. Außerdem weit verfehlt: die angegebene Quick Charge-Ladezeit (60% in 30 Minuten). Das dürfte wieder am zu schwachen Ladegerät liegen, das Sony beilegt. Warum, ist uns ein Rätsel. Schnellladung also ja, aber nur theoretisch.
Theoretisch stark ist auch die Hauptkamera mit 23 Megapixeln. Die Testbilder bei wenig Licht waren nicht schlecht, eher die bei Sonnenschein haben enttäuscht. Es sind nicht so viele Deitails zu erkennen, wie die Auflösung propagiert, außerdem wirken viele Bildbereiche „unter der Lupe“ rauschig. Auf dem extrem hellen IPS-Display betrachtet, leuchten die Farben aber sehr kräftig.
Jetzt gilt es, sich festzulegen, ob der Zusatz „Performance“ berechtigt ist. Das „große X“ von Sony ist wasserdicht und leistungsstark wie wenig andere Handys – also ja. Sein Akku aber ist sehr schnell leergesogen und nimmt sich für eine neue Füllung viel Zeit. Da gute Stand- und Ladezeiten gerade für ein Top-Phone äußerst wichtig sind, gibt es hier Abzüge – also nein, keine gute Performance. Wer also zum teuersten X-Modell greift, sollte dies wegen seines Wunsches tun, Leistung mit Outdoor-Tugenden verbinden zu wollen.