Die Digitalfotografie ist weit wie nie zuvor. Zeitgleich war es noch nie so angesagt wie heute, alles bildlich zu dokumentieren. Reicht deshalb ein Smartphone für den alltäglichen Fotobeweis? Und auf was sollte man bei der Anschaffung eines neuen Handys bezüglich der Kamera achten?
Was macht ein Foto-Handy aus?
Im Grunde ist das ganz einfach zu erklären: Es muss gute Bilder schießen. Hier können wir noch einmal ganz kurz die Aspekte Revue passieren lassen, die das gute Foto bestimmen.
Zum einen zählt Reaktionsschnelligkeit. Weder der Auslöser noch der Fokus sollten ein Bremsklotz sein. Zum anderen soll das Bild gut aussehen, wenn das Knipsen selbst erfolgreich absolviert wurde. Darunter fallen die Unterkategorien Farbechtheit, Detailtreue und Rauscharmut. Besonders der letzte Punkt wird bei schlechten Lichtverhältnisse relevant. Ein Minimum an Pixeln sollte außerdem nicht unterschritten werden, damit auch Ausschnitte eines Bildes genutzt werden können – es schlichtweg nicht zu klein ist.
Für Spezialeinsätze gibt es auch Spezial-Hardware. Wer einen Zoom ernsthaft nutzt, kann sich für ein Zoom-Handy entscheiden, wer eine integrierte Weitwinkellinse für ansprechende Social Media-Postings wünscht, kann sich das entsprechende Smartphone besorgen. Die Gewichtung obliegt dem jeweiligen Smartografen.
Samsung Galaxy S7
Das aktuelle Spitzenmodell von Samsung ist nicht nur in puncto Akku, Geschwindigkeit und Bildschirm spitze, sondern auch bei der Fototechnik. Die Koreaner haben die Auflösung zurückgefahren (nur noch 12 Megapixel) und damit das Rauschen auf ein sensationell niedriges Niveau zurückgedrängt. Sahnestück ist aber eigentlich der Fokus, der gefühlt in null Zeit arbeitet. Jeder Pixel führt beim S7 nämlich eigenständig eine Schärfemessung durch. Somit ist fast jeder Schuss ein (Schärfe-)Treffer, und das ist ein veritabler Vorteil gegenüber anderen Geräten in der Alltagsfotopraxis. Außerdem stehen in der Basisversion 32 GB an Speicher für die Bildschätze zur Verfügung. Gegen mehr Geld gibt es auch mehr Design: im Bild das S7 edge.
iPhone 6S
Das iPhone 6s ist das teuerste Gerät in dieser Runde. Es geht zwar auch billiger (aktuell 569 Euro), aber dann ist der Speicher nur 16 GB groß, was trotz Cloud-Dienst nicht dem Fotografen dient. Für den Preis rechts bekommt also satte 64 GB für Bilder und Videos. Das sollte reichen. Ansonsten ist das Apple-Gerät aber auch top: farbtreu, rauscharm und seit dem Sprung auf 12 MP bei der Auflösung auch bereit dafür, Bildausschnitte zu verwenden. Weiteres Plus: Für das iPhone ist der Markt an Aufstecklinsen sehr groß. Einschränkungen gibt es dagegen beim Bildformat. Apple erlaubt nur 4:3-Fotos.
Nexus 5X
Google hat mit seiner neuesten Smartphone-Generation zwei Geräte mit ein und derselben starken Kamera auf den Markt gebracht, das 6P und das handlichere 5X. Das 5X mit 16 GB Speicher ist bereits ab 259 Euro zu haben, wir empfehlen aber auch hier die größere 32 GB-Version. So oder so überzeugt die Kamera mit vielen Details, satten Farben und der Fähigkeit, selbst bei Bildern mit starken Kontrasten (viel Licht und Schatten), Informationen nicht zu unterschlagen. Bei spärlichem Licht offenbart das Modul allerdings leichte Schwächen, was sich in stärkerem Rauschen oder in Schmierern bei Kunstlicht niederschlagen kann. Auch arbeitet der Fokus nicht ganz so fix. Trotzdem handelt es sich bei der Kamera um ein Spitzenmodul, das innerhalb seines Preissegments keinen ernsthaften Gegner kennt und auch mit den Knipsen von Samsung und Apple durchaus mithalten kann.
LG G5
Der Clou des neuen Spitzentelefons von LG ist unbestritten seine Akkuschublade und das adaptive Unterteil. Statt des Standardbausteins mit USB-Anschluss und Mikrofon können weitere Module an den herausnehmbaren Akku angesteckt werden , so z.B. auch ein Kameraschuh für wahre Smart-Paparazzi (siehe unten). Aber auch abgesehen davon wartet das G5 mit einem Zusatz auf, das dieses Smartphone einzigartig macht: Eine zweite Hauptkamera ermöglicht fast Fischaugenbilder bei einem Bildwinkel von 135°, während die „erste“ in einem für Handys fast spitzen Winkel von 78° Licht einfängt. Die reine Bildqualität der beiden Linsen ist aber nicht auf Top-Niveau. Die Auflösung von 8 Megapixeln der Standardkamera ist zudem überraschend niedrig angesetzt.
Oppo F1 Plus
Nicht schlecht gestaunt haben wir beim Nachlesen der technischen Daten als das F1 Plus von Oppo auf unserem Testtisch landete. Es hat tatsächlich eine Selfie-Kamera, die mit 16 Megapixeln höher auflöst als die rückseitige (ausreichende 13 MP). Das hat schon fast symbolischen Wert: nehmen Sie sich wichtiger als Ihre Umwelt. Man sieht jede Pore…
Asus Zenfone Zoom
Übliche Smartphone-Kameras haben Linsen mit einer Festbrennweite. Man kann keine Objekte heranholen. Diesen Makel versucht Asus mit diesem Modell gutzumachen: Sein Teleobjektiv mit dreifacher Zoom-Leistung ist dank Prismen um 90° geneigt und bleibt deshalb auch im ausgefahrenen Zustand im Gehäuse versteckt. Bessere Bilder liefern aber feste Linsen.
Huawei P9
Huaweis neuesten Flaggschiff ist wie das G5 mit zwei Kameras ausgestattet, jedoch ist bei diesen der Bildwinkel gleich – eine davon macht aber nur Schwarz-Weiß-Bilder. Das hilft den Kontrasten auf die Sprünge (auch bei den Farbbildern) und erlaubt im reinen S/W-Betrieb Aufnahmen bei schlechteren Lichtverhältnissen.
HTC One M8
Ebenfalls mit zwei Kameras ausgestattet ist dieses mittlerweile doch schon in die Jahre gekommene HTC-Handy. Seine Doppelaugen erfassen Rauminformationen, in der Nachbearbeitung kann dann die Tiefenschärfe justiert werden. Die Auflösung ist niedrig, die sogenannten Ultra-Pixel dafür groß, was Aufnahmen bei wenig Licht unterstützt.
Bildsensor und Optik einer Smartphone-Kamera haben naturgemäß weniger Platz als bei einer Kompaktkamera. Bauartbedingt ergaben sich deshalb Nachteile wie erhöhte Rauschanfälligkeit und die Unmöglichkeit, „anständig“ zu zoomen. Des Weiteren war die Reaktionszeit einer Handy-Kamera lange viel größer als bei den Pendants mit echtem Auslöseknopf. Mittlerweile haben sich die Smartphone-Kameras aber derart weiterentwickelt, dass man bei guten Exemplaren kaum noch einen Unterschied im Bild gegenüber einer durchschnittlichen Kompakten ausmachen kann. Auch die Auslösezeiten sind bei vielen Modellen absolut praktikabel und selbst das schwer in den Griff zu bekommende Bildrauschen wurde auf ein brauchbares Minimum zurückgedrängt (siehe Samsung Galaxy S7). Bleibt also der Rückstand beim Zoom. Zwar gibt es hier schon Smartphone-Lösungen, die aber nicht ganz überzeugen. Da haben die Kompakten noch die Nase vorn. Trotzdem überwiegt aber die Kombination aus gut und immer dabei. Devise deshalb: Keine Kompakte und beim Smartphone etwas mehr investieren.