Um sich im der extrem kompetitiven Branche der App-Hersteller einen Vorteil im Kampf um Investoren zu verschaffen, greifen Unternehmer zunehmend auf schmutzige Tricks zurück, wie Wired berichtet. Mithilfe von gekauften Usern, pornografischen oder urheberrechtlich geschützten Inhalten und Spam-Taktiken versuchen die Anwendungs-Schmieden kurz vor einer Finanzierungsrunde Investoren durch unhaltbare Nutzerzahlen zu beeindrucken. Das führt dazu, dass die Mitbewerber immer paranoider werden und den Trend zu zweifelhaften Maßnahmen so noch befeuern. Den Usern rauben diese Praktiken wertvolle Zeit.
“Apple, Google und Co versuchen solche Praktiken zu unterbinden. Ihre Angebote leiden schließlich, wenn gute Apps nicht mehr gefunden werden können, weil die Rankings voller schwarzer Schafe sind. Für die App-Hersteller bringen dubiose Praktiken trotzdem Vorteile, da Downloadzahlen und Rankings wichtige Kennzahlen sind”, sagt Florian Gschwandtner von runtastic. Die Konkurrenz auf dem Markt sei hoch, weshalb es vorkomme, dass Werkzeuge wie Bot-Farmen zur Steigerung der Userzahlen angewendet werden. In Europa sei das aber weniger ein Thema.
Gekaufte Installationen
Im Gegensatz zum offenen Internet bewegen sich Apps in einem geschlossenen Ökosystem. Sowohl Nutzeraktivität als auch die Akquirierung von Werbung sind von außen praktisch nicht zu durchschauen. Das bietet optimale Voraussetzungen für unseriöse Geschäftspraktiken. Mit sogenannten “pay-per-install”-Systemen werden Userzahlen künstlich nach oben gedrückt. Hier werden beispielsweise den Nutzern von Spielen zusätzliche kostenpflichtige Inhalte gratis zur Verfügung gestellt, wenn sie eine App herunterladen. Apple hat dieses Modell mittlerweile aus seinem Store verbannt, nachdem bekannt wurde, dass Anbieter Tapjoy 100 Mio. Dollar pro Jahr mit solchen Angeboten verdient hat.
Illegale Inhalte
Die meisten App-Hersteller entfernen etwaige, über ihre Anwendungen verfügbare, illegale Inhalte schnell, da sie nicht mit solchem Content in Verbindung gebracht werden wollen. Braucht ein Unternehmen aber dringend User, kann es sich durchaus rechnen, pornografisches oder urheberrechtlich geschütztes Material etwas länger verfügbar zu halten, um das dementsprechende Publikum anzulocken. Die Statistiken von vielen Start-ups weisen um den Zeitpunkt von Finanzierungsrunden in ihren Userstatistiken verdächtige Ausreißer nach oben auf.
Viele Investoren verlassen sich aber mittlerweile nicht mehr ausschließlich auf die Zahl der Downloads. Bei den unrealistisch anmutenden Summen, die zuletzt von großen Konzernen für einige Apps gezahlt wurden, ist eine Besserung der Situation vorerst trotzdem nicht in Sicht, schließlich garantieren viele Nutzer meist immer noch einen hohen Verkaufspreis.
Das alles kommt uns doch reichlich bekannt vor. Wurden nicht auch vor dem Platzen der Dotcom-Blase einige schwindelige Unternehmen mit unvorstellbaren hohen Summen gehandelt? Man darf also gespannt sein, wann diese Blase platzen wird. Noch in diesem Jahr oder doch erst nächstes Jahr?
Via: Pressetext.com