Als Tablets endlich salonfähig wurden, besaßen die meisten Geräte ein 10 Zoll-Display. Mit dem Nexus 7 hat Google aber einen Trend zu kleineren Geräten losgetreten, die nun zunehmend den Markt dominieren. Haben 10 Zoll-Tablets überhaupt noch eine Zukunft, oder werden sie bald ausgestorben sein?
Seit dem Verkaufsstart des überaus erfolgreichen iPads sind Tablets für viele Konsumenten eine spannende Geräteklasse geworden, die natürlich auch mit Android-Geräten bedient wird. Die Android-Tablets hatten allerdings keinen guten Start erwischt – sie waren zu teuer, zu dick und unhandlich und boten nur wenige auf Tablets angepasste Apps, wodurch sie wie Blei in den Regalen lagen. Nachdem Amazon in den USA mit dem günstigen 7 Zoll-Kindle Fire einen großen Erfolg landen konnte, ziehen andere Hersteller vermehrt nach und auch hierzulande erfreuen sich die handlichen Tablets großer Beliebtheit. Vor allem das Nexus 7 verkauft sich wie geschnitten Brot und da das Nexus 10 im Vergleich ein wahrer Ladenhüter ist, stellt sich die Frage, ob 10 Zoll Tablets überhaupt noch eine Chance am Markt haben.
7 Zoll-Tablets als Verkaufsschlager
Google hält sich leider, was die Verkaufszahlen der Nexus-Geräte angeht sehr bedeckt – Analysten wie Benedict Evans sind allerdings in der Lage einigermaßen akkurate Schätzungen aufzustellen, indem sie die Nutzerzahlen im Google Play Store beobachten. Evans kam auf diesem Wege zum Schluss, dass ungefähr 6,8 Millionen Nexus 7 aktiviert wurden, während vom Nexus 10 gerade mal 10 Prozent, also 680.000 Einheiten, auf den Google Play Store zugegriffen haben. Zwar ist das Nexus 7 schon länger auf dem Markt, aber der Unterschied in den Verbreitungszahlen ist trotzdem signifikant.
Selbst bei Apples iPad ist ein ähnlicher Trend abzusehen. Nachdem das Unternehmen aus Cupertino das iPad mini als direkte Reaktion auf das Nexus 7 und den Amazon Kindle Fire auf den Markt gebracht hatte, verkauft sich das kleine Tablet inzwischen besser als das 9,4 Zoll große iPad 4. Kirk Skaugen, Vice President und General Manager von Intels PC-Sparte, ging kürzlich sogar so weit, das baldige Ende der 10 Zoll-Tablets vorherzusagen, da die Kunden ganz klar die handlichen Geräte bevorzugen. Der 10 Zoll-Formfaktor soll nach Ansicht von Skaugen bald von Notebook/Tablet-Hybriden vereinnahmt werden.
Convertibles und Hybridgeräte als interessante Alternativen
Geräte wie die Transformer-Reihe von ASUS greifen schon seit einiger Zeit auf das Hybridkonzept zurück, indem das eigentliche Tablet um eine Tastaturdockingstation erweitert werden kann. Da sich die Reihe sehr gut verkauft, kommen immer mehr Hersteller mit ähnlichen Geräten auf den Markt. Diese Tatsache scheint also Skaugens Aussage zunächst zu untermauern, allerdings hat er derartige Geräte gar nicht im Sinn, sondern vielmehr die von Intel-Prozessoren angetriebenen Windows 8-Convertibles und ähnliche Gerätetypen. Skaugen ist also nicht gerade was man als Unvoreingenommen bezeichnen könnte. Zudem darf die Aussage mit gehöriger Skepsis gesehen werden, da sich das eigene Microsoft Surface mit knapp über einer Millionen Geräte auch nicht gerade zum Verkaufsschlager entwickelt hat und weit hinter den erwarteten 3 Millionen verkauften Geräten zurückgeblieben ist. Aber selbst mit dem gemeinhin als Flopp angesehenen Surface hätte Microsoft demnach noch mehr Einheiten abgesetzt als Google vom Nexus 10.
Preis als wichtiger Erfolgsfaktor
Daraus nun aber gleich das Ende des 10 Zoll-Formfaktors abzuleiten ist etwas zu vorschnell geurteilt. Zwar erfreuen sich die kleinen 7 und 8 Zoll-Tablets immer größerer Beliebtheit beim Kunden, aber gleichzeitig ist diese Tablet-Kategorie erst mit Amazon Kindle Fire und Nexus 7 richtig belebt worden und das vor allem durch den niedrigen Preis besagter Tablets – 10 Zoll-Tablets sind im Vergleich ein ganzes Stück teurer. Selbst bei den Nexus-Geräten, die von Google zu extrem niedrigen Preisen angeboten werden, ist das Nexus 10 rund doppelt so teuer, wie das kleine Nexus 7. Auch andere Hersteller wie ASUS oder Acer bieten mit dem Fonpad beziehungsweise dem Iconia B1 sehr günstige 7 Zoll-Tablets an, so dass für Kunden die einfach nur ein Tablet haben wollen, die niedrigpreisigen Geräte natürlich bevorzugen. Dort ist auch ein Grund für den Erfolg des iPad mini zu finden – auch wenn Apple den Preiskampf der Android-Konkurrenz nicht aufnimmt, ist das kleine iPad rund 170 Euro günstiger als der große Bruder.
Fazit
Momentan sind die 10 Zoll-Tablets also auf dem besten Wege eine Randerscheinung zu werden – kurz vor dem Aussterben stehen sie allerdings nicht. Ein ähnlicher Preiskampf, wie er bei den 7 Zoll Tablets ausgelöst wurde, könnte den 10 Zollern sogar wieder einen deutlichen Aufschwung bescheren. Dass die 7 und 8 Zoll-Tablets in dieser Form weiter derartige Beliebtheit genießen werden, ist zudem auch noch nicht sicher, da sich die Phablets mit Displaygrößen jenseits der 6 Zoll bereits stark den kleinen Tablet-Größen annähern. Der Trend könnte entsprechend eher zu noch handlicheren Geräten oder Tablets mit Telefoniefunktion wie dem ASUS Fonpad gehen, die die Grenzen zwischen den einzelnen Geräteklassen immer mehr aufweichen. Dass der Boom auf dem Tablet-Markt allerdings vorerst anhalten wird, egal wie groß die Geräte sind oder welches Betriebssystem auf ihnen läuft, steht dagegen allerdings außer Frage.
Was denkt ihr, welche Tablet-Kategorie ist für euch am attraktivsten und welcher Kategorie messt ihr künftig die besten Chancen zu? Teilt uns eure Meinung in den Kommentaren mit und nehmt an unserer kleinen Umfrage teil.
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