Medikamente per Klick bestellen – Vor und Nachteile der Versandapotheken

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Der Online-Handel wächst stetig, so haben sich die Umsätze seit 2015 mehr als verdoppelt. Doch je nach Branche ist die Rolle, die der E-Commerce einnimmt unterschiedlich. Im Bereich Medikamentenhandel entfällt auf den Versandhandel mittlerweile über 20 Prozent des gesamten Absatzes. Doch waren die Rahmenbedingungen bisher eher zu Ungunsten der Online-Apotheken, denn der Kauf von verschreibungspflichtigen Medikamenten gestaltete sich eher umständlich. 

Doch 2024 könnte sich das ändern. Nicht nur ist jeder Arzt seit Jahresanfang verpflichtet, gesetzlich Versicherten ein digitales Rezept auszustellen, es stehen auch mehrere Versandhändler in den Startlöchern, um mittels des CardLink-Verfahrens den Kauf zu vereinfachen. Dabei wird der Kunde vom Händler mittels der Zugangsnummer der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) identifiziert. Danach muss der Käufer nur noch die eGK per App des Onlinehändlers scannen und das Rezept wird übertragen. Voraussetzung hierfür ist ein NFC-fähiges Smartphone. Auf lange Sicht soll GesundheitsID diesen Prozess aber ersetzen. 

Es ist daher davon auszugehen, dass die Umsätze der Online-Apotheken stärker wachsen werden. Immerhin haben rund 40 Prozent der Bevölkerung Deutschlands mindestens eine chronische Erkrankung. Da viele von ihnen regelmäßig verschreibungspflichtige Medikamente benötigen, spekulieren die Versandapotheken auf neue Kunden. Aus diesem Grund wird nicht auf die GesundheitsID gewartet, denn die erwarteten Gewinne übersteigen die Kosten der Einführung der Übergangslösung CardLink. 

Doch nur weil das Bestellen von Medikamenten einfacher geworden ist, ist dies noch kein Grund direkt jeden Gang zur Apotheke einzustellen. Vorher sollten sich die Vor- und Nachteile des Online-Handels angesehen werden, um danach für sich persönlich zu entscheiden, welcher Weg der richtige ist. 

Vorteile von Versandapotheken

Online-Apotheken bietet diese fünf Vorteile:

  1. Bequemlichkeit
  2. Zeitersparnis
  3. Sortimentsgröße
  4. Diskretion

Ganz grundsätzlich sind die Vorteile ganz ähnlich zu denen im normalen Versandhandel. Trotzdem lohnt es sich diese im Detail unter Berücksichtigung des Themas Gesundheit anzusehen.

Bequemlichkeit

Der Vorteil, welcher Versandhandel insgesamt auszeichnet, ist das weniger Aufwand für den Kauf nötig ist. Medikamente können bequem von zu Hause aus bestellt werden, oder sogar schon im Wartezimmer, während auf die nächste Terminvergabe gewartet wird. Da der zusätzliche Gang zur Apotheke entfällt, profitieren hier zwei Gruppen besonders stark. 

Menschen die in ländlichen Gebieten leben haben oft teils längere oder aufwändigere Wege vor sich, wenn sie von der Arztpraxis oder daheim zur nächsten Apotheke wollen, insbesondere wenn sie kein Auto besitzen. 

Für Menschen die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, kann der zusätzliche Weg zu einer Apotheke selbst in einer Großstadt anstrengend sein. Der Weg zum Arzt ist in vielen Fällen unvermeidbar, der Weg zur Apotheke schon. Dies kann eine zusätzliche Entlastung darstellen. Wenn regelmäßig dasselbe Rezept benötigt wird, kann der Arzt Folgerezepte unter bestimmten Bedingungen ausstellen, ohne dass der Patient persönlich erscheinen muss. Voraussetzung ist, dass der Patient im laufenden oder vorherigen Quartal persönlich in der Praxis vorstellig war. 

Zeitersparnis

Damit geht natürlich eine Zeitersparnis einher. Per App zu bestellen ist meist innerhalb von Sekunden erledigt. Im Gegensatz dazu muss der Weg zur Apotheke angetreten werden. Danach steht man möglicherweise in der Schlange und gerade in der Grippezeit ist das mitunter unangenehm und zeitraubend.

Wenn die Apotheke das gewünschte Medikament nicht vorrätig hat, bestehen zwei Möglichkeiten. Entweder andere Apotheken aufsuchen und hoffen, dass diese das Medikament vorrätig haben oder das Medikament vor Ort bestellen. Es gibt zwar Möglichkeiten, diese dann per Lieferdienst nach Hause liefern zu lassen, dies ist allerdings oft teurer und zeitaufwändiger als direkt online zu bestellen.

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Sortimentsgröße

Der Vorteil wurde im vorherigen Punkt schon angerissen. Eine klassische Apotheke ist erst einmal auch ein wirtschaftliches Unternehmen, der Apotheker hat eine Menge an Kosten zu tragen, etwa Personalkosten, Betriebskosten und Miete inklusive Warenlager. Es ist daher aus kaufmännischer Sicht sinnvoll, Angebot und Nachfrage folgend das Sortiment nur so breit aufzustellen wie unbedingt nötig, um Kosten zu sparen. 

Es ist wahrscheinlich jedem schon einmal passiert, auf dem Rezept steht ein bestimmtes Medikament aber in der Apotheke wird gesagt: „Das haben wir nicht hier, aber wir haben ein Generikum mit dem gleichen Wirkstoff von einem anderen Hersteller“. 

Die Gründe dafür sind vielfältig, etwa weil manche Generika deutlich günstiger sind und sich daher besser verkaufen, Apotheken Verträge mit Herstellern haben oder das Medikament schlicht nicht auf Lager ist. Was ist also dabei, ein Generikum anzubieten, Wirkstoff ist schließlich Wirkstoff.

Ganz so einfach ist die Sache aber nicht, auch wenn in der Regel keine Probleme zu erwarten sind.

Online-Apotheken sind allerdings eine ganz andere Größe als die Apotheke um die Ecke. Sie können daher anders kalkulieren und haben meist riesige Lagerflächen. Daher fällt es für sie nicht so sehr ins Gewicht, Platz für Medikamente mit geringerer Nachfrage zu sichern. Produkte, bei denen die Nachfrage hoch ist, können dementsprechend in größeren Quantitäten eingelagert werden und wenn kein Lieferengpass entsteht, können so selbst Nachfragespitzen ausgeglichen werden.

Preisgünstiger

Da Online-Apotheken wie bereits erwähnt anders kalkulieren können und auch weniger Personal bei höheren Kundenaufkommen benötigen sind die Kosten niedriger. Daher können sie mit niedrigeren Gewinnmargen trotzdem höhere Umsätze generieren. Das kann sich für den Kunden lohnen. 

Allerdings nur in Fällen von nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten, denn nur für diese gilt die Medikamentenpreisbindung nicht.

Diskretion

Ein wichtiger Punkt ist auch die Diskretion. Manch einer schämt sich mit einem gewissen Leiden zur Apotheke zu gehen oder macht sich anderweitig Sorgen, etwa das in ländlichem Raum getratscht wird. 

Diese Sorgen sind zwar unberechtigt, immerhin unterliegen die Mitarbeiter der Apotheke einer Schweigepflicht und müssen neutral beraten. 

Doch in bestimmten Situationen kann es trotzdem beruhigend sein, diskret im Internet zu bestellen.

Nachteile von Versandapotheken

Es gibt allerdings auch einige Nachteile bei Online-Apotheken:

  1. Ökologische Nachteile
  2. Fehlende persönliche Beratung
  3. Lieferzeit und -kosten
  4. Datenschutz

Ökologische Nachteile

Es lässt sich nicht leugnen, die Klimabilanz von Online-Apotheken ist in der Regel schlechter als die von klassischen Apotheken. Der Energieverbrauch von Servern und IT-Struktur benötigt eine Menge Strom, ganz besonders, wenn es sich um eine große Plattform handelt.

Der Transport zum Kunden kann ebenso höhere Emissionen erzeugen als der Gang zur Apotheke. Wenn die Routen effizient geplant sind und die Fahrzeuge ausgelastet, sinkt die Belastung unter Umständen deutlich.

Was Verpackung angeht, entsteht natürlich ebenfalls mehr Abfall. Im Gegensatz zu einer klassischen Apotheke wird jede Lieferung einzeln verpackt. Wenn der Händler aber auf ökologische Verpackungen umsteigt, kann auch hier die Klimabilanz verbessert werden. Gerade Kartonagen aus Wellpappe können je nach Hersteller zu einem großen Teil aus recyclebarem Papier bestehen.

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Fehlende persönliche Beratung

Es fehlt der persönliche Kontakt mit dem Apotheker oder einer anderen Fachkraft. Falls es Fragen zur Einnahme oder Wirkung gibt, ist es vielen Patienten wichtig, sich nicht nur auf den Beipackzettel zu verlassen. 

Viele Versandapotheken haben oft eine Hotline oder einen Live Chat eingerichtet, aber insbesondere für ältere Generationen, ersetzt dies nicht den physischen Kontakt.

Lieferzeiten und -kosten

Beim Versand entstehen selbstverständlich Lieferzeiten und -kosten. In manchen Fällen entfallen die Lieferkosten etwa bei bestimmten Einkaufssummen oder aber die persönlichen Anfahrtskosten sind höher als der Versand. Häufig sind die Kosten höher als beim direkten Einkauf.

Das wahrscheinlich weitaus größere Problem sind die Lieferzeiten, denn auch wenn sich die Versandhändler bemühen und eine schnelle Lieferung versprechen, wenn der Kopfschmerz kommt, will niemand zwischen ein bis drei Tagen auf ein Mittel dagegen warten. Dank des Apothekennotdienst kann, wer etwas aufwand auf sich nimmt, rund um die Uhr ein Medikament gegen die meisten Probleme kurzfristig erworben werden.

Datenschutz

Was den Datenschutz angeht muss leider gesagt werden, dass es eine hundertprozentige Sicherheit nur dann gibt, wenn keine Daten erhoben werden. Folglich steigt mit jedem weiteren Verarbeiter das Risiko eines Datenlecks. 

Selbstverständlich sind Versandapotheken aufgrund der sensiblen Gesundheitsdaten zu einem besonderen Maß an Datensicherungsmaßnahmen verpflichtet, aber vollständig verhindern lässt sich die Gefahr eines Datendiebstahls nicht.