Nach Telefonieren und SMS zu versenden, aber noch vor dem News lesen, steht auf Platz 3 der beliebtesten Verwendungen fürs Smartphone die Navigation. Gerade Android Anwender konnten sich dabei stets zurücklehnen, denn die Unterstützung von Google Maps machte Navigationslösungen in der Regel obsolet – eine Situation, die sich jetzt allerdings schlagartig ändern könnte …
Viva la france
Ausschlaggebender Grund hierfür könnte das Urteil eines französischen Gerichtes sein. Und entgegen der ansonsten üblichen Klagswelle gegen und von Apple & Co handelt es sich hierbei nicht um einen Patentstreit. Vielmehr verklagte das französische Unternehmen Bottin Cartographes Google auf unlauteren Wettbewerb, wobei dies vorrangig auf die unfaire Marktbeeinflussung im Kartographie und Navigationsbereich begründet wurde. Denn die kostenlose Beigabe von Google Maps auf Android Smartphones würde den Wettbewerb verzerren und Google eine monopolartige Übermachtstellung verleihen.
Schuldspruch – Google muss zahlen!
Das französische Handelsgericht, dem die Klage unterbreitet wurde, konnte der Argumentation der Klägerin offenbar einiges abgewinnen: Es verdonnerte Google prompt zum Schadensersatz im Höhe von 500.000 Euro – und legte gleich noch 15.000 Euro an Strafe mit drauf! Damit soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass die Klägerin ihre kartographischen Dienste nur gegen Entgelt anbieten konnte, während Google aufgrund ihrer Größe gleichartige Dienste auch ohne nennenswerte Schwierigkeiten gebührenlos anzubieten vermochte.
Google: “We will appeal this decision”
In einem ersten Statement ließ Google verlautbaren, dass man gegen das Urteil vorgehen werde. Man sei überzeugt, so ein Sprecher von Google, dass ein qualitativ hochwertiger, kostenloser Kartographiedienst für alle Seiten gleichermaßen von Nutzen wäre und der Einsatz von Google Maps zu keiner einseitigen Marktstellung führe, die einen Ausschluss der Konkurrenz bedeute.
Für Google, die bereits einst mit ihrem Street View Dienst in Frankreich Probleme hatten, wäre die Aufrechterhaltung des Urteils jedenfalls mehr als nur ein lokales Problem, da nicht nur Kartographie und Outdoor Unternehmen mit dieser Entscheidung ihre Chance gekommen sehen könnten, Googles Vormachtstellung einzuschränken: Auch Erz-Konkurrenten wie Apple könnten auf den Zug aufspringen, um Google weitere Hürden in den Weg zu legen.
Der Schaden für Google wäre jedenfalls enorm, würde Google Maps auch nur in einem Land zu einer Bezahlversion mutieren. Schließlich war der Kartendienst schon vor seinem Einsatz auf Android in der Gunst der Nutzer wegen einfacher Benutzerführung und herausragender Ergebnisse vielgeliebt, was aber zweifellos vor allem (auch) auf die Kostenfreiheit des Dienstes zurückzuführen war.
Quelle: AFP