Im Androidbereich ist MicroUSB seit Jahren Standard – es gibt kaum ein Smartphone, das sich nicht an diesen Industriestandard hält. Das ist (unter Anderem) der Verdienst diverser Standardisierungsgremien, die ihre Mitglieder zur Verwendung von MicroUSB angewiesen haben.
Samsung’s Tablets stellen die einzige nennenswerte Ausnahme dar: es gibt einige (ältere) Modelle, die sich durch einen an Apple’s klassischen Port erinnernden Stecker aufladen lassen. Sonst sind alle Firmen auf Linie, auch der früher weit verbreitete MiniUSB-Stecker ging den Weg alles Irdischen.
Die EU-Kommission springt auf diesen Zug auf. Nachdem MicroUSB im Jahr 2010 als “Standard” festgelegt wurde, soll nun eine verbindliche Richtlinie folgen. Es ist durchaus denkbar, dass es sich hierbei um eine rein populistische Maßnahme handelt.
Den meisten Herstellern war das “Gefrickle” mit aufgrund der geringen Stückzahl teuren und unerprobten proprietären Steckern “zu dumm”. Die diversen USB-Steckerchen hatten schon vor der Verabschiedung des Papiers durchgesetzt, die Änderung war kein Verdienst der EU.
Das lag unter Anderem daran, dass Firmen wie Palm immer wieder Probleme mit ihren hauseigenen Steckerdesigns hatten. Verbindungen wie Micro- und MiniUSB sind millionenfach erprobt. Außerdem ermöglicht die Standaridierung auf MicroUSB das “Kapern” von fremdem Zubehör. Notfalls muss der Gerätehersteller eben selber einen Treiber liefern – aus elektrischer Sicht lässt sich Zubehör vom Konkurrenten ohne Probleme an die eigene Hardware anschließen.
Da die meisten User der Standardisierung positiv gegenüberstanden, gaben die Hersteller dem Kundenwunsch nach. Teure Originalnetzteile der Hersteller werden sowieso nur von jenen Personen gekauft, die einen offenen Industriestandard nicht verstehen – diese Kundenschicht käme von Haus aus nie auf die Idee, “ein Nokia-Netzteil an ein Samsung anzuschließen”.
Zudem profitiert die klassische Elektronikundustrie vom Trend zu MicroUSB. Einplatinencomputer wie der RaspBerry Pi und/oder das BeagleBone müssen nicht mehr mit einem proprietären Netzteil ausgeliefert werden: wer ein MicroUSB-Steckernetzteil zu Hause hat, kann sein Computerchen sofort und ohne Aufwand online nehmen.
In China war man über diese Änderung erfreut. Telefone wie das legendäre GSPDA M70 litten – unter Anderem – darunter, dass Zubehör nur vom (ausschließlich in China anzutreffenden) Hersteller erhältlich war: geht das Netzteil kaputt, so ist das Gerät Schrott. Dem Autor ist mehr als nur ein Unternehmen bekannt, in dem ein Rollout des M70 aus diesem Grund abgelehnt wurde.
Durch die Standardisierung wäre dieser Kritikpunkt entschärft. Deshalb war nicht damit zu rechnen, dass die chinesische Regierung ihre Staatsanleihenreserven “zur Bändigung” der EU-Bürokraten einsetzt.
So bot sich für die EU-Kommission eine geradezu wunderbare Möglichkeit, Sympathien zu gewinnen. Die Hersteller hatten sich sowieso schon geeinigt – der offene Standard hat sich durchgesetzt. Nun gibt es kaum einen Politiker, der so eine Gelegenheit nicht “am Schopf ergreift” und sich selbst ins beste Licht rückt.
Denkt ihr, dass die EU diese Verordnung gegen den Widerstand von Apple durchsetzen kann? Oder sitzt die “Kirche des Stefan Arbeiter” diesmal am längeren Ast? Eure Meinung interessiert uns – hinterlasst uns doch ein Kommentar…