Das kann Android O

Google hat die neue Android-Version in diesem Jahr früher präsentiert als gedacht.  Android-Geräte sollen nun weniger Strom brauchen, den Nutzer nicht mit unnötigen Benachrichtigungen  nerven und obendrein sicherer sein. 

Etwas überraschend hat Google in der vorletzten Märzwoche die neue Generation des Android-Betriebssystems vorgestellt. Mittlerweile sind wir beim Buchstaben „O“ angekommen – die Versionsnamen folgen ja dem Alphabet. Auf Android 5.0 „Lollipop“ folgte 6.0 „Marshmallow“ und darauf wiederum 7.0 „Nougat“. Wofür nun der Letter „O“ stehen wird, ist aber noch geheim. Fest steht nur, dass es sich um den Namen einer Süßigkeit handeln wird.

Was ist neu?

Es hat sich wieder einiges getan, deutlich mehr als bei den letzten, kleineren Updates. App-Icons sind nun animierbar und können über eine kleine Banderole Mitteilungen anzeigen. Das Benachrichtigungssystem hat einen weiteren Feinschliff erhalten, die Systemeinstellungen wurden überarbeitet und etliche neue Features haben Einzug gehalten. Außerdem wurde die Akkulaufzeit weiter verbessert, Android O soll nochmal weniger Energie verbrauchen als die Vorgängerversionen – vor allem durch Optimierungen im Standby-Verbrauch, wo Apps und Hintergrunddienste nun stark eingeschränkt werden. Google verspricht außerdem eine weitere Erhöhung der Geschwindigkeit, neue Maßnahmen hinsichtlich Datenschutz und Privatsphäre und natürlich auch noch einige kleine, speziellere Neuerungen – beispielsweise eine neue Audio-Schnittstelle für höhere Tonqualität oder die ebenfalls neue Autofill-Funktion, die das umständliche Ausfüllen von Web-Formularen erleichtern soll.

Installation nur für Profis

Wie bei jeder neue Android-Version erscheint Android O zunächst nur als Entwickler-Version und nur für einen kleine Anzahl von Googles eigenen Nexus- und Pixel-Geräten. Für Besitzer aller anderen Geräte heißt es: warten. Mit den ersten Updates von Samsung, Sony, LG, Huawei und Co. ist nicht vor Dezember zu rechnen.

Mehr Akku

Hintergrunddienste werden eingeschränkt

Im Hintergrund laufenden Apps nuckeln oft stark am Akku des Smartphones. Dies vor allem deshalb, weil Sie das Betriebssystem davon abhalten, in den stromsparenden Tiefschlaf zu wechseln, wenn das Gerät gerade nicht genutzt wird. Android O erlaubt die Ausführung von Hintergrunddiensten nun nur noch dann, wenn die App einen sehr wichtigen Grund vorweisen kann, auch bei deaktiviertem Bildschirm aktiv zu bleiben: Die Telefon-App, Messenger-Apps, oder der Musik-Player bleiben davon natürlich unberührt – sie müssen ja im Hintergrund laufen, um ihren Zweck zu erfüllen. Alle anderen Apps sind an einen strikten Zeitplan gebunden, wenn sie im Hintergrund aktiv werden wollen: Android ruft über den „JobScheduler“ in regelmäßigen Abständen ein Zeitfenster aus, in dem die Anwendungen rasch ihre Aufgaben erledigen können. Dann legt sich das System wieder in den Schlummer-Modus und spart Strom.

Neue Benachrichtigungen

Mitteilungen in Kategorien und mit Schlummer-Modus

Das Benachrichtigungssystem wurde für Android O gründlich überarbeitet. Apps können Mitteilungen künftig in Kategorien („Channels“) einteilen und dem Nutzer Kontrolle darüber geben, ob und wie die Mitteilungen angezeigt werden. So könnte eine Messenger-App wie WhatsApp etwa einen Kanal für jede Chat-Gruppe anlegen, in der der Nutzer Mitglied ist. Dieser hätte dann die Option, unwichtige Gruppen dauerhaft stumm zu schalten, Benachrichtigungen für Direktnachrichten aber weiterhin zu erhalten. Sogar feine Details wird der Nutzer einstellen können – etwa, ob die Benachrichtigungen in einem Kanal auch auf dem Sperrbildschirm erscheinen soll, oder ob sie das Benachrichtigungslicht auslöst. Eine weitere, praktische Neuerung ist eine Art Zeitmanagement-System für die Benachrichtigungen: Hat man gerade keine Zeit für den Inhalt, kann man die Mitteilung zur Seite wischen und sich in 15, 30 oder 60 Minuten daran erinnern lassen – ganz, wie Nutzer von Googles E-Mail-App Inbox das kennen.

Wann bekomme ich Android O?

Derzeit ist Android O lediglich als Entwicklervorschau („Developer Preview“) verfügbar, die nur auf wenigen Geräten funktioniert und etwas unrund läuft. Gedacht ist die Software eigentlich für App-Entwickler, die so Gelegenheit bekommen sollen, ihre Anwendungen an das neue Betriebssystem anzupassen. Aber auch ambitionierte Normalverbraucher können so schon reinschnuppern. In den nächsten Monaten werden noch einige Updates erscheinen, das fertige Android O kommt im dritten Quartal. Zuerst werden Googles Nexus- und Pixel-Geräte mit Updates versorgt, mit einigen Wochen oder Monaten Abstand folgen wahrscheinlich die Flaggschiff-Geräte der großen Hersteller. Alle übrigen müssen sich auf längere Wartezeiten einstellen.

Geräte für Entwickler

Wer sich Android O jetzt schon aufs Gerät holen will, benötigt eines der folgenden Smartphones, Tablets oder Streaming-Clients:

– Google Nexus 5X

– Google Nexus 6P

– Google Pixel

– Google Pixel XL

– Google Pixel C

– Nexus Player

Bild-Im-Bild

Für multimediales Multitasking

Von Fernsehern kennt man‘s schon lange, bald kommt die Funktion auch aufs Smartphone: Ab Android O können Apps als „Bild-Im-Bild“ über dem aktuellen Schirm eingeblendet werden. Allerdings funktioniert das nicht mit allen Apps sondern nur mit jenen, die speziell dafür ausgelegt sind – insbesondere ist dabei an Video-Apps gedacht, die das bewegte Bild in einem kleinen Fenster nebenher laufen lassen können, während der Nutzer eine zweite Aufgabe erledigt. Googles eigene YouTube-App ist wohl das beste Beispiel. Ganz neu ist die Sache nicht, schon unter der Vorgängerversion Android 7.0 „Nougat“ gab es Bild-Im-Bild. Das funktionierte allerdings nur in der Android-Spezialversion „AndroidTV“, die auf manchen Smart TVs (etwa jenen von Philips) bzw. Streaming-Boxen für Fernseher läuft. Zu Redaktionsschluss musste man den Bild-Im-Bild Modus der Android O-Entwicklervorschau am Smartphone oder ­Tablet noch umständlich über ein verstecktes Einstellungsmenü aktivieren – und die Dar­stellung war noch recht fehlerhaft. So konnte man das Bild etwa nicht verschieben, auch die Größe ließ sich nicht an­passen. Man kann aber davon ausgehen, dass diese Schwächen in der fertigen Version von ­Android O behoben sein werden. Neben Bild-Im-Bild unterstützt Android jetzt auch die Darstellung von Inhalten auf mehreren Bildschirmen. Was Google mit dieser Funktion vorhat, ist noch nicht ganz klar – es könnte aber darum gehen, ­Android auch als Desktop-Betriebssystem zu etablieren. Der Nutzer könnte bei Bedarf per USB-C etwa einen Monitor an sein Gerät stöpseln, Googles Online-Textverarbeitung „Google Docs“ starten und per Bluetooth-­Tastatur lostippen.

Autofill

Hilfe beim Ausfüllen von Formularen

Wer je auf dem Handy versucht hat, eine Pizza zu bestellen oder gar ein Flugticket zu buchen, kennt das Problem: Das Ausfüllen von Formularen ist wegen des kleinen Bildschirms und der noch kleineren Tastatur oft eine Qual. Google möchte uns dabei ab Android O viel Tipp-Arbeit sparen. Der Nutzer legt dazu eine App fest, in der er häufig abgefragte Formulardaten (wie E-Mail- und Heimadresse, Telefonnummer oder auch Kreditkartennummern) abspeichert. Viele Passwort-Manager-Apps (wie LastPass, 1Password oder auch Googles eigenes Service SmartLock) werden hier zur Wahl stehen – die Informationen sind verschlüsselt gespeichert und nur mit Erlaubnis des Nutzers abrufbar. Der Internet-Browser und andere Apps können auf die Daten über eine neue „AutoFill“-Schnittstelle zugreifen – im Idealfall sind so auch längere Web-Formulare mit einem einzigen Tipp ausgefüllt.

Mehr Sicherheit

… und Schutz für die Privatsphäre

Android O schließt einige Sicherheitslücken, um Hackerangriffe auf Smartphones und Tablets zu erschweren. Einige der Änderungen betreffen die Darstellung von Web-Inhalten in Apps, andere die sichere Übertragung von Daten zwischen Smartphone und Servern. Der Nutzer merkt von alledem nicht viel. Das gilt auch für Verbesserungen im Datenschutz: So konnten Apps ihre Nutzer bislang über die sogenannte Android-ID des Geräts identifizieren – der Hersteller bekam damit zwar nicht Name oder Adresse, konnte mithilfe von mehreren Apps aber das Verhalten des Nutzers protokollieren. Damit ist nun Schluss: Die Android-ID wird für jede App gesondert vergeben, für Anonymität ist gesorgt. Eine weitere Verbesserung betrifft die Installation von Apps ohne den Play Store über sogenannte APK-Pakete. Diese muss nun einzeln freigegeben werden.

Android O schon jetzt installieren

Nur für Profis mit Google Pixel- oder Nexus-Geräten

Die Installation der Entwickler-Vorschau von Android O ist nur auf Google Pixel- bzw. Nexus-Geräten möglich. Anders als noch im Vorjahr ist sie nicht über ein einfaches Drahtlos-Update installierbar – der Nutzer muss mit Kabel, PC und Terminal-Software schwere Geschütze auffahren, was einiges an Vorwissen voraussetzt. Im Folgenden eine Übersicht des Installationsprozesses – eine volle Anleitung finden Sie unter bit.ly/AndroidOSM

Software installieren

Die Android O-Entwicklervorschau wird vom Desktop oder Laptop per Kabel auf dem Smartphone oder Tablet eingespielt. Dazu müssen hier zwei Software-Tools (ADB und Fastboot) und spezielle USB-Treiber installiert sein. Diese finden Sie zum Beispiel auf developer.google.com/preview.

Android O herunterladen

Nun laden Sie von der oben genannten Seite jenes Android O-System-Abbild auf Ihren PC / Laptop herunter, das für Ihr Smartphone oder Tablet (Pixel oder Nexus) passt. Je nach Gerät ist die Datei bis zu 2 GB groß. Ist der Download abgeschlossen, entpacken Sie sie auf die Festplatte – in dasselbe Verzeichnis, in dem die in Schritt 1 installierten Tools liegen.

Android „flashen“

Nun schließen Sie Ihr Gerät per USB-Kabel an den PC / Laptop an und folgen den Anweisungen unter bit.ly/AndroidOSM. Dabei wird eine Stapeldatei ausgeführt, die das neue Android in Stücken auf den Flash-Speicher des Smartphone überträgt und dieses dann in Android O neu startet. Vorsicht: Bei dem Vorgang werden alle Daten auf dem Smartphone unwiederbringlich gelöscht – legen Sie also Backups an.