Im Rahmen von zwei parallelen Launch-Events in London und New York zauberte Samsung heute Nachmittag das Galaxy S8 aus dem Hut. “Randloses” Display, 10 nm-Chip und der KI-Assistent “Bixby”: Alle Erwartungen werden erfüllt.
Der Druck auf die Mobilfunk-Sparte des koreanischen Megakonzerns ist hoch: Das neue Flaggschiff-Smartphone muss den schweren Schnitzer des Galaxy Note 7 ausbügeln, das bekanntlich wegen brandgefährlicher Akkus zurückgerufen werden musste. Ob das heute vorgestellte Gerät diesem Anspruch gerecht werden kann, wird erst ein ausführlicher Test zeigen können – einiges spricht aber dafür, das Samsung dieses Mal auf Nummer sicher gegangen ist.
Wie sich schon im Event-Teaser (und etlichen Leaks) angekündigt hat, sind die Bildschirmränder beim S8 um einiges geschrumpft. Seitlich sind es nur noch Millimeter, die das Gehäuse über den aktiven Rand des Displays hinausragt. „Infinity Display“ nennt Samsung das Konstrukt, in Analogie zum „Infinity Pool“, bei dem die Wasseroberfläche optisch mit dem Horizont verschwimmt. Die AMOLED-Panels lösen mit 2960×1440 („Quad HD+“) auf, was zu respektablen Pixeldichten führt.
Statt einer regulären und einer „Edge“-Variante gibt es nun ein S8 (mit stattlichen 5,8 Zoll Diagonale) und ein S8+ (mit 6,2 Zoll). Bei beiden ist das Glas sowohl auf der Vorder- wie auf der Rückseite gebogen. Trotz des größeren Bildschirms steigen die Gehäusemaße nicht all zu stark – das S8 wächst (vom Vorgänger S7 ausgehend) 5 mm in der Länge, das S8+ ist 9 mm länger als sein indirekter Vorläufer S7 edge. Breite und Dicke bleiben jeweils beinahe gleich.
Die sonstige Ausstattung ist bei beiden Varianten dieselbe – nachzulesen auch in der Tabelle weiter unten.
Ob die Einführung des übergroßen Plus-Modells das Ende der Note-Serie einläutet, wurde im Rahmen der Vorstellung nicht klar – auf Nachfrage wollten sich Samsung-Vertreter dazu nicht weiter äußern. Es ist allerdings denkbar, dass die Koreaner mit dem Namen die Erinnerung an das Akku-Debakel begraben wollen.
Durch die schmalen Bildschirmränder fehlt an der Vorderseite Platz für den Fingerabdrucksensor. Daher ist dieser nun an der Rückseite platziert – direkt neben der Kameralinse, die dadurch im Betrieb ohne Frage stärker verschmieren wird als davor.
Statt des gewohnten, klickbaren Home-Buttons und der kapazitiven Navigationselemente sind nun On-Screen-Buttons vorgesehen. Der Home-Button gibt sogar haptisches Feedback, wenn man ihn fester drückt – Funktion hat dies aber keine.
Die Fingerprint-Entsperrung bekommt auf dem S8 zwei neue Alternativen: Einen Iris-Sensor (der auf dem unglücklichen Note 7 debütiert hat) sowie eine neue Art der Gesichtserkennung. Im kurzen Test funktionierte diese recht zuverlässig und vor allem überaschend schnell — wie sicher die Sperrmethode allerdings ist, muss sich erst herausstellen. Die in Stock-Android enthaltene Sperre per Gesichter-Scan wurde auf Sicherheitsgründen ja schon vor langer Zeit entfernt.
Das hat Seltenheitswert: Die Hardware der Hauptkamera ist im Vergleich zur Vorjahres-Flaggschiff exakt dieselbe. 12 MP-Sensor,Blendenöffnung f/1.7, optischer Bildstabilisator. Neu ist allerdings die 8 MP-Frontkamera (beim S7 waren es nur 5) sowie die softwareseitige Verarbeitung: Per “Multi Frame Processing” wird bei jedem Foto aus drei Aufnahmen ein neues, besseres hergestellt.
Wie es der Tradition bei Samsung entspricht, werden europäische Exemplare von S8 und S8+ mit hauseigenen Exynos-Prozessoren (konkret dem Exynos 8895) ausgeliefert. Andere Märkte (wie etwa die USA) tragen Qualcomms Snapdragon 835 in sich. Die Taktrate der acht Kerne beträgt beim europäischen Modell 4 x 2,3 GHz + 4 x 1,7 GHz.
Beide SoCs werden im 10nm-Verfahren hergestellt, was Samsung ja indirekt schon im Vorjahr angekündigt hat. Die Chips sollen nicht nur performanter (+10% CPU- bzw. +20% GPU-Leistung) und energiesparender sein, sondern sie sind auch mit Qualcomms neuem LTE-Modem ausgestattet, das theoretische Datenraten von bis zu einem Gigabit (LTE Cat. 16) erlaubt. Dazu werden 3 LTE-Carrier, 4×4 MIMO (also 4 Empfangsantennen) und fortgeschrittene Modulationsart (1024 QAM) kombiniert. In vollem Maße nutzen lässt sich dies hierzulande freilich noch nicht – mehr als 450 Mbit/sek haben die Mobilfunker im Regelbetrieb noch nicht erreicht.
Die Onboard-Speichermenge von S8 und S8+ liegt nun durchweg bei 64 GB, das 32 GB-Modell fällt weg. Die Möglichkeit zur Speichererweiterung per microSD gibt es weiterhin. Der Ladeanschluss ist nun vom Typ USB-C – schließlich war Mikro-USB schon beim S7 im Vorjahr recht anachronistisch.
Schon seit Monaten spukt es durch die Medien, nun ist es da: Samsungs eigenes, künstlich-intelligentes Assistenzsystem “Bixby”. Das Konzept scheint stark an den Google-Assistenten und Google Now angelehnt zu sein: Bixby reagiert auf Spracheingaben kontextsensibel, zeigt einen personalisierten Feed mit situationsrelevanten Infos an (Termine, Wetter, aktuelle Facebook-Posts etc.) und soll dabei aus den Eigenheiten und Gewohnheiten des Nutzers lernen. Zukünftig wird der Assistent mit “Samsung Connect” Smart Home-Geräte steuern können — auch das eine Parallele zum Google-Assistenten.
Was die Spracheingabe angeht, müssen sich deutschsprachige Nutzer noch etwas gedulden – “Bixby” spricht vorerst nur Koreanisch. Englisch, Deutsch und weitere Sprachen sollen erst in den nächsten Monaten folgen.
Verkaufsstart ist (dieses Mal europaweit) der 28. April. Wer bis zum 19. April vorbestellt, wird bei der Auslieferung vorgereiht. Die Preise liegen bei 799 (S8) bzw. 899 Euro (S8+).