Seit der Umstellung des Betriebssystems auf den Galaxy Gear-Geräten ist Tizen wieder in aller Munde. Doch was ist Tizen überhaupt und was hat Samsung damit eigentlich vor?
So viel gleich einmal vorweg: Samsung plant angeblich dieses Jahr zwei High-End-Smartphones mit Tizen auf den Markt zu bringen. Um zu verstehen, warum Samsung diesen Schritt überhaupt wagt, klären wir zuerst einmal wie dieses Betriebssystem eigentlich aufgebaut ist.
Das hauseigene Betriebssystem von Samsung basiert – genau wie Android – auf dem Open-Source Betriebssystem Linux. Das erste Mal bekamen wir das System im Jahre 2012 zu Gesicht, wobei Version 1.0 nicht wirklich zu etwas taugte, deshalb gleich ein halbes Jahr später die Weiterentwicklung mit der Nummer 2.0 veröffentlicht wurde. Im September 2013 hat Samsung dann bekanntgegeben das Betriebssystem weiter auszubauen, damit es auch in Smartphones, Fernsehern und Haushaltsgeräten eingesetzt werden kann. Im Rahmen des MWCs verkündete das koreanische Unternehmen, dass auf den Smartwatches und Wearables auch Tizen zum Einsatz kommen soll.
Anders als andere Betriebssysteme versucht Tizen erst gar nicht die Smartphones neu zu erfinden, sondern setzt einfach auf bereits vertrautes. Dies wird durch einen Blick auf die Oberfläche eindeutig klar. Wer ein Samsung-Smartphone mit TouchWiz besitzt, der wird sich in dem hauseigenen Betriebssystem von Samsung sehr schnell zu Recht finden, denn die Ähnlichkeit ist verblüffend.
Das ist auch kein Wunder, denn Samsung und Intel sind die beiden Unternehmen, die hinter dem Betriebssystem stecken. Da sich der koreanische Hersteller bereits zu dem größten Player unter den Geräteherstellern von Android entwickelt hat, versuchen die Koreaner jetzt eine möglichst Android-ähnliche Handhabung zu schaffen. Ziel davon ist es die Android-User auf die eigene Plattform zu holen.
Das Ganze ist sozusagen ein Notfallplan von Samsung, falls Google den Herstellern die Daumenschrauben ansetzt. Da die meisten Käufer von Smartphones ohnehin nicht wissen, welches Betriebssystem auf dem eigenen Gerät läuft, könnte ein plötzlicher Wechsel auf Tizen durchaus klappen, denn das System sieht auf dem ersten Blick ja aus wie Android.
Wie alle anderen mobilen Betriebssystemen werden Aufgabenstellungen mit Hilfe von Apps bewerkstelligt. Allerdings setzt Samsung hier nicht auf eine native Programmiersprache, sondern verwendet HTML5. Dadurch lassen sich die Anwendungen nahezu auf allen anderen Plattformen tadellos ausführen. Leider hat HTML5 den Ruf, dass die Anwendungen nicht unbedingt die schnellsten und besten sind, wie auch schon Firefox OS bewiesen hat.
Die ersten Geräte mit dem neuen Betriebssystem sind bereits im Umlauf. So ist zum Beispiel Tizen schon auf den Wearables Gear 2 oder der Gear Neo schon vorinstalliert. Außerdem ist auch schon die eine oder andere Kamera damit auf dem Markt. Während Samsung und Intel das System am liebsten auf allen Geräten installieren würden, angefangen von smarten Kühlschränken bis hin zu All-in-One-PCs, so liegt doch das Haupteinsatzgebiet bei den Smartphones.
Apropos Smartphones: Samsung gab schon bekannt, dass man im Juni zwei Tizen-Smartphones auf den Markt bringen will. Während das eine High-End-Spezifikationen aufweisen und mit dem Galaxy S5 auf einer Augenhöhe liegen soll, wird das zweite ein Mittelklasse-Gerät darstellen, welches für hohe Absatzzahlen sorgen soll. Beide Geräte sollen vor allem dort verkauft werden, wo Android bisher keinen oder wenig Erfolg verzeichnen konnte. Somit ist klar, dass nur ausgewählte Länder in den Genuss der Tizen-Phones kommen werden, denn Android hat sich schon so gut wie überall mehr oder weniger erfolgreich etabliert. Ob die beiden Smartphones auch in Deutschland auf den Markt kommen werden, ist derzeit noch unklar.
height=360