Keine Android-Version wurde bisher so sehnsüchtig erwartet wie Android 4.4 KitKat. Wenig verwunderlich, denn durch einen groß angelegten Werbe-Deal mit Nestlé war KitKat im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. “Have a Break, Have a Kit Kat” – mach also eine Pause und lassen dir von uns die wichtigsten Neuerungen von Android 4.4 präsentieren.
Android-Fans staunten nicht schlecht als bekannt wurde, dass auf Version 4.3 Jelly Bean nicht – wie zuvor monatelang vermutet – Android 5.0 Key Lime Pie folgen sollte. Stattdessen hört die neueste Iteration auf den Namen Android 4.4 KitKat. Was zunächst viele für einen verspäteten April-Scherz hielten, entpuppte sich in den vergangenen Wochen als groß angelegte, werbewirksame Marketing-Kampagne. Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland wurden KitKat-Riegel verkauft, die Gewinnspielcodes für Play Store-Guthaben und die Chance auf den Gewinn von 1.000 Nexus 7 (2013) enthielten. Interessant an diesem Deal: Angeblich floss kein einziger Cent, Google und Nestlé nutzten nur den gegenseitigen Werbewert und die jeweiligen Kanäle, um für das jeweils andere Produkt ordentlich die Werbetrommel zu rühren.
Das Betriebssystem selbst ist sowohl in technischer als auch optischer Sicht ein Schritt nach vorne: Google entfernt sich vom mit Android 4.0 eingeführten dunklen, schwarz-blauen Look und setzt mit 4.4 auf eine freundlichere, hellere und moderne Farbgebung. Daneben wurde abermals an der Performance geschraubt, wodurch selbst Geräte mit mittlerweile im Low-End-Segment angesiedelten 512 MB Arbeitsspeicher zügig ihren Dienst verrichten. Interessant ist, dass Widgets bei Android 4.4 wieder so platziert werden, wie es vor der Einführung von Android 4.0 der Fall war.
Android 4.4 mit dem Beinamen KitKat erweitert entsprechende Geräte um eine ganze Reihe praktischer Neuerungen. Hier die wichtigsten Features im Überblick:
Wie im Vorfeld vermutet, hat sich Google mit KitKat vor allem auf Geräte mit schwacher Hardware konzentriert. Dazu wurde Android entschlackt und der Hardware-Hunger reduziert. Android 4.4 KitKat ist deshalb auch auf Geräten mit nur 512 MB RAM völlig flüssig lauffähig. Ebenso wurden alle wichtigen Google-Apps in ihrem Speicherhunger begrenzt, der Chrome-Browser verbraucht jetzt beispielsweise 16 Prozent weniger RAM als noch unter Jelly Bean, wie Android-Chef Sundar Pichau stolz verkündet. Im Hinblick auf den immer wichtiger werdenden Mobilfunkmarkt in Schwellenländern dürfte sich dieser Schritt noch als großer Vorteil erweisen. Aber auch dem immer wieder vorgeschobenen Argument vieler Hersteller, dass bestimmte Smartphones zu schwach seien und deshalb kein Update auf eine neue Android-Version erhalten könnten, nimmt Google hier den Wind aus den Segeln.
Die SMS-App ist in Android 4.4 komplett verschwunden und in der bereits seit Längerem im Play Store verfügbaren Google-App Hangouts aufgegangen. Zusätzlich hat Googles hauseigener WhatsApp-Konkurrent eine neue Funktion erhalten, mit der du den eigenen Standort teilen kannst. Darüber hinaus haben die beliebten Emoijs Einzug in die Android-Tastatur gehalten, die zudem auch in allen Anwendungen einsetzbar sind.
Die Telefon-App priorisiert nun Kontakte nach Wichtigkeit, außerdem ist sie eng mit der Datenbank von Google verzahnt. Das Ergebnis: Erhält der Nutzer einen Anruf von einer unbekannten Telefonnummer, gleicht Google diese mit öffentlichen Nummern von Unternehmen, Behörden usw. ab und zeigt automatisch an, wer gerade anruft. Gleichzeitig ist es möglich, den Namen eines Geschäfts oder einer öffentlichen Behörde einzugeben und schon wird einem die korrekte Nummer angezeigt.
Erstmals wird mit Android 4.4 offiziell mobiles Drucken unterstützt. Drucker-Hersteller können Ihre Apps dank eines neuen Frameworks integrieren, zu Googles hauseigenem Cloud Print gesellt sich mit 4.4 etwa HPs ePrint. Die neue Druckfunktion wird beispielsweise nativ von den vorinstallierten Apps Galerie und Fotos sowie der Office-Suite Quickoffice und dem Google-Browser Chrome unterstützt.
Neben Googles Cloud-Speicherdienst Drive ist bei Android 4.4 auch die kostenlose Office-Suite QuickOffice vorinstalliert. Mit Letzterer kannst du lokal Texte, Tabellen oder Präsentation erzeugen und bearbeiten oder auch via nahtloser Drive-Anbindung auf deinen persönlichen Cloud-Speicherplatz zugreifen. Auch das Öffnen, Bearbeiten und Speichern von MS Office- oder Open Office-Dateien ist ohne Weiteres möglich.
Google Now „lebt“ ab sofort auf einer zusätzlichen Seite im Homescreen. Der digitale Assistent wurde außerdem erweitert und bietet zahlreiche neue Karten mit kontextrelevanten Informationen, z.B. zu gern gesehenen TV-Shows oder regelmäßig besuchten Webseiten. Auch die aktive Sprachsuche ist dabei: Es reicht, die Phrase „OK Google”, um eine Suchanfrage zu starten. Leider ist dieses Feature nur bei englischer Spracheinstellung aktiv.
Zusätzlich zur althergebrachten Galerie-App gibt es bei Android 4.4 erstmals die App „Fotos“. Diese bietet neben einigen simplen Editierfunktionen auch die Möglichkeit aus Bildern und Fotos eine automatisch generierte Diashow zu produzieren, ähnlich wie es auch bei HTC Zoe möglich ist. Interessant ist die Cloud-Funktion, mit der Bilder und Videos automatisch zur Cloud-Datenbank von Google+ hochgeladen werden können.
Den Launcher hat Google in KitKat einer Generalüberholung unterzogen: Statusleiste und Navigationsbuttons sind jetzt transparent. Zudem dominieren nun Weiß- und Grautöne, anstatt des mit Android 4.0 eingeführten Schwarz und Blau. Auch im App-Drawer hat sich einiges getan, Widgets werden jetzt wieder durch einen langen Druck auf eine leere Stelle am Homescreen hinzugefügt. Damit geht Google wieder einen Schritt zurück in die Zeiten vor Android 4.0. Überflüssige UI-Elemente werden im „Immersive Mode“ ausgeblendet. Schaut der Nutzer Videos, spielt ein Spiel oder liest ein Buch. steht ihm ab sofort eine ansprechende Full Screen-App zur Verfügung, die alles Ablenkende ausblendet und den Fokus auf den Content legt. Versehentliche Berührungen der Navigationsbuttons gehören damit der Vergangenheit an. Freilich müssen Entwickler ihre Apps zunächst für dieses Feature erst anpassen.
Kleinere Verbesserungen gibt es in Form von zahlreichen neuen APIs und kleinerem FeinTuning. Die in immer mehr Smartphones und Tablets verbauten Infrarot-Sensoren werden nun nativ unterstützt, ein eigenes Framework für die Druckerumgebung erleichtert das mobile Drucken und durch „Deep App Linking“ kann die Google-Suche nun zum Auffinden von konkreten Inhalten innerhalb von Apps genutzt werden. WebViews werden zudem jetzt auf Basis von Chromium durchgeführt und versprechen so eine flottere und ressourcenschonendere Einbindung von komplexen HTML 5-Inhalten. Mit einem cleveren Trick spart KitKat außerdem Energie: Wollen mehrere Apps das System innerhalb einer kurzen Zeitspanne mehrmals aufwecken, werden diese Anwendungen künftig gebündelt und wecken das Smartphone oder Tablet nur noch einmal. Generell ist KitKat für schwächere Hardware optimiert, wodurch selbst Low-End-Geräte flüssig arbeiten sollten.
Die seit Android 4.0 vorherrschenden schwarzen Balken hinter der Benachrichtigungs- und Navigationsleiste mussten bei Android 4.4 einem transparenten Hintergrund weichen.
Wenn du auf dem Homescreen lange auf eine freie Stelle drückst, gelangst du zu diesem Fenster. Hier kannst du Hintergründe definieren, Widgets platzieren und Google Now-Einstellungen festlegen.
Der App-Drawer besteht – anders als bei Android 4.0 bis 4.3 – nur noch aus einer Auflistung aller installierten Apps. Widgets oder sonstige Reiter sind hier nicht mehr zu finden.
Eine kleine, aber feine Neuerung: Wenn du in der vorinstallierten App „Google Play Music“ deinen Lieblingssong hören und dabei dein Smartphone aus dem Stand-by aufweckst, erscheint das Album-Cover in voller Größe auf dem Lockscreen.
Die Benachrichtigungs- sowie die Navigationsleiste lassen sich in einem neuen „Immersive Mode“ aus- und auf Wunsch wieder einblenden. Dadurch kannst du noch intensiver Bücher oder Spiele genießen.
Android 4.4 KitKat ist der größte Sprung nach vorne seit der Vorstellung von Android 4.0 im Oktober 2011. Die Neuerungen sind auf den ersten Blick zwar nur aufgrund des helleren, freundlicher wirkenden Farbschemas erkennbar, allerdings hat sich unter der Haube so einiges getan. Die Verschmelzung von SMS mit Hangouts, mobiles Drucken, eine stärkere Einbindung von Google Now oder der neue, intelligente Dialer sind dabei nur kleinere Neuerungen. Als die fundamentalste Innovation könnte sich mittel- bis langfristig der reduzierte Ressourcenhunger und die damit eng verbundene Energie-Effizienz entpuppen.
Denn ein Betriebssystem, welches mit 512 MB Arbeitsspeicher und sparsamen Akkuverbrauch flüssig läuft, könnte auf entsprechend günstigen, ausdauernden Low-End-Geräten die Kunden in Schwellenländern wie China oder in Südamerika für sich begeistern. In dieser Hinsicht konkurriert Google weniger mit Apple oder Microsoft, sondern versucht neue Mitbewerber wie Firefox OS oder Samsungs Tizen auszustechen. Denn während in den USA oder in Europa klassische Feature-Phones langsam aber sicher komplett verschwinden, dominieren diese Tastentelefone in ärmeren Regionen der Welt immer noch die Haushalte. Gleichzeitig ist der Fokus auf einen möglichst geringen Ressourcen-Verbrauch ein Anzeichen dafür, dass Google Android für neue Produktkategorien fit macht. Schließlich steht es außer Frage, dass tragbare Geräte wie Smartwatches oder Datenbrillen im Stile von Google Glass eher früher als später aus ihrem Nischendasein herauswachsen werden. Wer hier den Anschluss verpasst, hat vielleicht bereits in wenigen Monaten das Nachsehen.
Eine weitere Entwicklung wird mit Android 4.4 ebenfalls offensichtlich: Google ist an dem Punkt angelangt, an dem viele bislang eher lose zusammenhängende Dienste zu einem großen Ganzen gebündelt werden. Beim Nexus 5 und dem darauf installierten „puren“ Android 4.4 wird dieser Google-Fokus am offensichtlichsten. Zwar werden dem Nutzer weiterhin Alternativen zu den eigenen Apps und Diensten offen gelassen, allerdings sind diese so eng mit dem System verzahnt, dass ein bewusster Verzicht auf den einen oder anderen Google-Service mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist.