Android – Im Krieg um die Patente Teil 1

Microsoft verdient mit Android mehr Geld als mit dem hauseigenen Betriebssystem Phone 7. So unglaublich das klingt, es entspricht der Wahrheit. Der Redmonder Softwarekonzern hat zwar nichts mit der Entwicklung von Android zu tun – das kommt ja bekanntlich von Google – aber das Unternehmen behauptet, dass durch den Einsatz von Android auf den Smartphones bestimmter Hersteller Patente von Microsoft verletzt würden.



Im Patentkrieg der Smartphonehersteller kämpft inzwischen jeder gegen jeden. Pfeilspitzen zeigen auf die geklagten Unternehmen, die Größe der Rechtecke bezieht sich auf den Umsatz der Unternehmen.

Android for Microsoft

So hat man sich Gerüchten zufolge mit HTC bereits auf eine Zahlung von 5 US-Dollar pro verkauftem Gerät geeinigt. Alleine diese 5 Dollar pro Gerät dürften die Kassen bei Microsoft mehr klingeln lassen als das eigenen Phone 7, das in den Regalen ein wahres Mauerblümchendasein fristet. Und Microsofts Hunger nach Android-Prämien ist noch lange nicht gestillt. Bereits im Vorjahr hat man den Handy-Hersteller Motorola verklagt, der angeblich neun Patente verletzt haben soll. Unter anderem habe sich Microsoft Funktionen wie das Synchronisieren von E-Mails oder etwa die Anzeige der Änderung der Signalstärke patentieren lassen. Der Rechtsstreit ist anhängig, aber wenn Microsoft als Sieger daraus hervorgeht, dann geht es auch dabei um eine erkleckliche Summe.

Dabei müssen die Redmonder die diversen Verfahren möglicherweise nicht einmal bis zum bitteren Ende ausfechten. Durchaus möglich, dass viele Hersteller bereits im Vorfeld klein beigeben und sich außergerichtlich einigen. So soll Gerüchten zufolge das koreanische Unternehmen Samsung, von dem Microsoft immerhin 15 Dollar pro Gerät verlangt, versuchen, die Lizenzgebühr auf 10 Dollar zu drücken. Für das großzügige Entgegenkommen Microsofts, werde man bei neuen Geräten eben verstärkt auf Phone 7 setzen.

Die Open Handset Alliance (OHA) wurde von Google und 33 Partnern zur Entwicklung von Android gegründet. Mitlerweile sind über 80 Unternehmen beteiligt.

Vor kurzem hat Microsoft ein weiteres Patentabkommen zum Abschluss bringen können, und zwar mit dem taiwanesischen OEM-Hersteller Wistron. Unbestätigten Angaben zufolge werden für jedes Gerät, das Wistron ausliefert, zwischen 5 und 12 US-Dollar an Microsoft abgeliefert.

So mancher Wirtschaftsexperte sieht angesichts dieser Umstände bereits das Ende der Androiden nahen. Immerhin hat Microsoft schon einige solcher Patentabkommen abgeschlossen und Steve Ballmer ist bei Gott nicht der einzige, der etwas gegen Android und seine plötzliche Vormachtstellung am Markt hat. Da geben sich eine Reihe bekannter Großkonzerne ein Stelldichein. An vorderster Front natürlich Apple, aber auch Oracle will von Google die stattliche Summe von 2,6 Milliarden Dollar haben.

Lesen Sie weiter auf Seite 2

Oracle will 2,6 Milliarden Dollar

Dass Apple gegen seine unmittelbare Konkurrenz vorgeht ist ja noch nachvollziehbar – angeblich geht es auch hier um zahlreiche Patentverletzungen, wie etwa die Handhabung beim Scrollen von Listen oder das Rotieren und Zoomen auf einem Touchscreen – aber was hat Oracle mit Android am Hut? Nun, als Oracle Sun-Microsystems zu Beginn des Vorjahres übernommen hatte, erwarb der Konzern auch die Rechte an Java – möglicherweise wohlwissend, dass man mit Java indirekt viel Geld verdienen kann. Angeblich seien die Patentklagen zwischen Sun und Google immerhin ein wichtiger Part des Übernahmegesprächs gewesen. Und tatsächlich: noch im Vorjahr brachte Oracle seine Geschütze in Stellung und deckte Google mit Klagen ein. Man habe bei der Programmierung Code von Java verwendet. An sich kein Problem, man müssen nur den entstandenen Schaden von rund 2,5 Milliarden Dollar bezahlen. Dies sei der Betrag, der Oracle über einen angenommenen Zeitraum von zehn Jahren entgehen werde. Und nachdem dieses nette Sümmchen auch für Google kein Problem darstelle, werde man sich schon irgendwie einigen. Bis heute jedenfalls noch nicht und ein Ende des Streits ist noch nicht absehbar.

Ist die Erfolgsgeschichte schon zu Ende?

Dabei hatte also so schön begonnen: Google kaufte vor sechs Jahren das von Andy Rubin gegründete Unternehmen namens Android, das vor diesem Zeitpunkt kaum jemand kannte. Ende 2007 eröffnete Google, mit über 30 Mitgliedern der inzwischen gegründeten Open Handset Alliance ein Betriebssystem für mobile Geräte namens Android entwickeln zu wollen und es frei verfügbar zu machen. Im Herbst 2008 war es dann soweit, das HTC Dream, besser bekannt als T-Mobile G1, das weltweit erste Android-Smartphone, kam auf den Markt. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Android bricht alle Rekorde und rund drei Jahre später hält Google mit seinem Betriebssystem bei einem Marktanteil von über 35%.

Und liegt damit vor namhaften Konkurrenten wie Apple und Microsoft.Das musste denen doch sauer aufstoßen und im Handumdrehen hatten die herausgefunden, dass Google über recht wenig Patente für Smartphones verfügt. Da man aber selbst genügend Smartphone-Patente angemeldet hatte und diese nun schwer verletzt sah, musste man nur vor Gericht gehen und nette kleine Lizenzzahlungen einfordern. Und so kommt es, das inzwischen an Android so ziemlich alle namhaften Unternehmen mitschneiden wollen.

Fazit:

Zwischen den Handyherstellern herrscht bereits seit über einem Jahr Krieg. Jeder verklagt jeden und Unternehmen wie Apple, Microsoft, aber auch Oracle haben es speziell auf das freie Betriebssystem Android abgesehen. Insgesamt hat Google deswegen an die 30 Patentklagen am Hals. Die angeblich Geschädigten stehen aber auch nicht an, direkt gegen die Hersteller der Smartphones vorzugehen.

Wie der Krieg ausgehen wird, steht noch in den Sternen. Im Moment sieht es so aus, als müsste Google klein beigeben und die Handy-Hersteller würden gezwungen die Androiden-Produktion aus finanziellen Gründen zu überdenken. Aber erstens wird nirgends so heiß gegessen wie gekocht – auch nicht in Amerika – zweitens beziehen sich die ganzen Klagen ja mehr oder weniger auf den US-Markt und drittens haben die Anwender selbst auch noch ein Wörtchen mitzureden.