Smartphones mit flexiblen Displays sollen dünn wie ein Blatt Papier sein und biegbar noch dazu. Bislang hat es allerdings nur für experimentelle Prototypen und hinter Glasvitrinen versteckte Ausstellungsstücke gereicht. Die Branche wollte bereits Ende 2012 mit der Serienproduktion anfangen und vollkommen neue Geräte auf den Markt bringen. Daraus ist bis heute nichts geworden. Nach aktuellem Stand scheint es so, als würden wir ähnlich lange auf ein Smartphone mit einem flexiblen bzw. gebogenen Display warten, wie auf das voll digitale Haus, dass uns seit mehr als 10 Jahren immer wieder versprochen wird. Dabei bieten biegbare und / oder in Form gebrachte Displays vollkommen neue Möglichkeiten und Einsatzgebiete.
Flexible Displays sind bereits älter, als man vermuten mag. Erste Versuche gehen bis in die 1970er-Jahre zurück. Federführend war Xerox, die mit dem Gedanken von elektronischem Papier experimentierten und dadurch deutlich ihrer Zeit voraus waren. Einen real existierenden Markt gab es in dieser Zeit noch gar nicht. Ein Grund, warum es solche Displays bis heute nicht bzw. kaum gibt.
Als eine mögliche Inspirationsquelle diente vielen Vordenkern Star Trek. Bereits in den 1960er-Jahren haben die Scince-Fiction-Visionäre von Star Trek ähnliche Geräte wie selbstverständlich genutzt. In dem Zusammenhang ist auch Stanley Kubrick zu nennen, der bereits 1968 in seinem Meisterwerk „2001: Odyssee im Weltraum“ den Film revolutionierte und neue Maßstäbe setzte. Auch in diesem Film wurden ca. 40 Jahre vor dem aufkommenden Trend Tablets gezeigt.
Die Entwicklung geht in zwei Hauptrichtungen. Zum einen so genannte FOLED (flexible organische leuchtdioden). Diese bestehen aus einem Kunststoff-Substrat, auf dem elektrolumineszierende organische Halbleiter aufgebracht werden. Dadurch ist der Betrieb eines Displays möglich, dass sich biegen lässt. Derzeit ist die Forschung und Entwicklung dieser Displays relativ weit vorangeschritten. Eine industrielle Fertigung im großen Maßstab hingegen verursacht noch massive Probleme.
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Die zweite Entwicklungsrichtung sind elektronische Papierdisplays. An dieser Form der Displays wird seit mehreren Jahrzehnten geforscht. Einen nennenswerten Durchbruch gab es aber bisher noch nicht, auch wenn viele Konzeptstudien und Prototypen vielversprechend aussahen.
Flexible Displays im Allgemeinen bieten nahezu unbegrenzte Möglichkeiten und Einsatzgebiete. Die kaum änderbare Barrenform von Smartphones und auch Tablets ließe sich durch flexible Displays aufbrechen. Vollkommen neue Formen und Konzepte könnten realisiert werden. “Wearable Gadgets” sind dadurch möglich. Armbänder, die aus einem Display bestehen, Schmuck mit digitalem Innenleben, oder gar ein komplettes Armaturenbrett, mit einem flexiblen Display, das vorher in Form gebracht wurde, könnte damit bespannt werden. Das Display könnte dann in jede erdenkliche Form gebracht werden und würde Designer unendliche Freiheiten bringen. Besonders im Automobilbau könnten dann Displays nahtlos in die Formensprache des Innenraumdesigns integriert werden.
Aber auch rein praktische Gründe wie die Platzersparnis sind ein Grund für die flexiblen Displays. Aufgerollt wie eine Schriftrolle des Altertums (z.B. Torah oder Tanach) könnten große Tablets wenig Platz verbrauchen und bequem in fast jede Tasche verstaut werden. Samsung hatte hier bereits letztes Jahr einige Patentanträge gestellt.
Bisher haben zahlreiche Hersteller wie Samsung und LG an flexiblen Displays geforscht. Samsung, so schien ist, war schon sehr weit in der Entwicklung solcher Displays und zeigte auch zuletzt auf der CES 2013 in Las Vegas u.a. das „Youm“-Smartphone, dass an den Längsseiten neben dem eigentlichen Homescreen Zusatzinformationen anzeigen konnte. Schnell wurde vermutet, dass das Galaxy S4 ebenfalls mit einem gebogenen Display ausgestattet werden würde. Dem war nicht der Fall. Derzeit wird spekuliert, dass Samsung das im Herbst erwartete Note 3 mit einem solchen Display ausstatten soll.
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Momentan hat Samsung allerdings massive Probleme bei der Massenfertigung. Bei der Fertigung von Fernsehern hat das Unternehmen einen sehr hohen Ausschuss, der bei ca. 60 % liegt und somit die Produktion unwirtschaftlich macht. Bei der Produktion des Youm-Smartphones gibt es aktuell auch zahlreiche Probleme. So berichtet die KoreaITNews, dass Samsung Probleme bei der Verkapselung der flexiblen Displays hat. Diese Verkapselung soll das Display widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen wie Wasser und Sauerstoff machen. Letztes würde das organische Material des Displays zerstören und zu nicht leuchtenden Bereichen werden lassen. Ein Launch des Youm bzw. anderer Smartphones von Samsung mit gebogenen Displays ist für dieses Jahr erst einmal schwer umsetzbar.
Im Sommer 2012 wurde bekannt, dass LG einen Großauftrag der südkoreanischen Regierung an Land gezogen hatte. LG soll dabei bis 2017 im Rahmen des „Future Flagship Porgram“ 60 Zoll große flexible Displays entwickeln und produzieren. Das Unternehmen forscht aber auch an kleineren Modellen und speziell bei den E-Ink-Displays, die flexibel sind. Von einer Massenfertigung ist LG allerdings noch weit entfernt.
Trotzdem strotzt LG vor Selbstbewusstsein und brachte sich die letzten Tage in die Schlagzeilen mit der Information, dass man bis Ende des Jahres ein eigenes Smartphone mit flexiblem Display marktreif haben will. Ob der Plan – auch speziell in Richtung Samsung – tatsächlich aufgehen wird und im letzten Quartal 2013 ein fertiges Produkt mit einem flexiblem Display erscheint, bleibt vorerst noch offen.
Neben Samsung und LG forscht auch Sony an flexiblen Displays. Ein erster 4,1 Zoll großer Prototyp wurde bereits 2010 offiziell gezeigt. Bisher ist aber auch bei Sony kein flexibles Display bei Smartphones und Tablets geplant.
In diesem Jahr wird es nahezu ausgeschlossen sein, dass Geräte präsentiert bzw. marktreif werden, die komplett flexibel sind. Dafür sind weitere flexible Bauteile notwendig. Das japanische Unternehmen NEC ist seit Jahren mit der Erforschung und Entwicklung von extrem Dünnen und ebenfalls flexiblen Akkus beschäftigt. Ein erster Prototyp, der gerade einmal 0,3 mm dünn ist, aber deutlich mehr Leistung hat, als momentan übliche Lithium-Ionen-Akkus, ist in Arbeit. Eine Marktreife ist in Kürze nicht zu erwarten.
In die gleiche Richtung wollen Forscher des Korean Advanced Institute of Science And Technology (kurz: KAIST) gehen und erforschen flexible Akkus, die eine deutlich höhere Leistung aufweisen, als die Akkus, die bisher in beispielsweise Smartphones verbaut werden.
Bis flexible Displays in Serie das herkömmliche Smartphone oder Tablet ablösen werden, wird es noch dauern. Samsung könnte noch in diesem Jahr ein erstes fertiges Gerät vorstellen (Youm). Bis auch andere Hersteller vollkommen neue Geräte in den Handeln bringen, wird es aber noch mindestens ein Jahr dauern.
Die Möglichkeiten neue Formen anbieten zu können und somit auch die Einsatzmöglichkeiten zu erhöhen sind enorm und versprechen ganz neue Einsatzgebiete z.B. in Autos. Auf eine digitale Zeitung, die auch Bewegtbildern im Stil des Tagespropheten bei Harry Potter wird auch vorerst nur Zukunftsmusik bleiben. Sicher ist, dass flexible Displays bei Smartphones, Tablets und Fernsehern kommen werden. Die Frage ist nur, wann dies geschehen wird.