Erstmalig in der Geschichte der Motorola X-Smartphones, bringt der Hersteller gleich zwei Flaggschiff-Modelle. Wir haben uns den kleineren Verteter, das Moto X Play, angesehen, gemessen und gefühlt. Doch wo lässt sich dieses Gerät einordnen?
Moto X Play. Wonach klingt das für Sie? Ein X steht ja oft für eine Unbekannte, etwas Geheimes, Verwegenes und Unausgereiftes, kurz: ein Testobjekt. Das nachgeschobene „Play“ verheißt dagegen Gaming-Ansprüche. Ein experimentelles Phone speziell für Spieler also? Weit gefehlt.
Das Moto X ist zwar auf der Motorola-Modell-Leiter aufgrund des im Alphabet weiter hinten zu findenden Buchstabens höher anzusiedeln, stellt aber kein Leistungsmonster dar, wie es sich die Zocker-Fraktion vielleicht ihren animierten Träumen vorstellt: Das „Play“ wirkt nämlich viel mehr wie die Abkürzung für Playground, also Spielplatz, so robust tritt es auf und ist es auch. Die Vorderseite ist unprätentiös wie bei allen Motorolas gestaltet, das 5,5-Zoll-Display nimmt erfreuliche Fast-75 Prozent der Frontfläche ein. Den Rahmen bildet ein Material, das wie Metall aussieht und sich auch so anfühlt, es aber nicht ist. Am rechten Rand ist der Platz für die üblichen Tasten (Power und Volumen) reserviert, die aber leider etwas klapprig und lose angebracht sind. Der Rücken ist in einem Wellenmuster geriffelt, das aus der Distanz eine Wabenstruktur vermittelt. Das sieht wertig aus, auch robust und fühlt sich vor allem gut an. Der verwendete Kunststoff ist weich, was der tragenden Hand durchaus schmeichelt.
Fingerabdrücke sind überhaupt kein Thema. Der IP52-Standard sorgt Unempfindlichkeit gegenüber Staub und Wasser, dicht ist das Gerät aber nicht. Ein bisschen wundert das aber, denn das Moto G übersteht auch Tauchgänge, obwohl dort sogar Slots nur von der Wechselabdeckung geschützt werden. Beim Moto X Play hingegen dient die Abnehmbarkeit des Rückens rein der nachträglichen Individualisierung mittels vieler Farben: Der Akku ist fix und die Slots liegen an der Oberkante.
Akku ist natürlich das Stichwort bei diesem Gerät, hier kann es auftrumpfen wie kaum ein anderes Smartphone. 3.630 mAh sind weit über dem Durchschnitt und sollen trotz des großen und nicht nur gefühlt, sondern auch gemessen extrem hellen Full-HD-Displays für eine Einsatzzeit jenseits der Ein-Tages-Grenze sorgen. Als Nicht-Power-User ist sicher eine halbe Woche oder gar mehr drin. Das ist ein handfestes Kaufargument.
Nur MIttelklasse ist die Rechenleistung. Der Snapdragon 615 mit 4×1,7 und 4×1,0 GHz bringt es auf ein Testergebnis für die unendlichen Weiten des Mittelfeldes. Ganz viel zur Note 2 fehlt aber nicht. Im Test waren keine Ruckler bemerkbar. Die Grafikwerte allerdings machen der Vermutung „Gaming-Gerät“ andgültig den Garaus. Ausreichend sollten die 16 GB interner Speicher sein. Wem die nicht genügen, der kann entweder über Motorola direkt auch 32 GB ordern (und gleich noch den eigenen Namen auf den Rücken drucken bzw. das Gehäuse farblich eigenständig konfigurieren lassen) oder per SD-Karte auf maximal 128 GB ausbauen.
Eingangs erwähnt, war die Kamera ein steter Schwachpunkt bei den vorigen Jahrgängen. Motorola hat deshalb mit einer 21-MP-Kamera die Stimmen der Kritik ein für alle Mal zum Verstummen bringen wollen, Motto: Viel hilft viel. Und in der Tat, hier ist diese Rechnung aufgegangen. Der Sensor ist der gleiche wie im teureren Moto X Style, verfügt aber nicht über den ganz schnellen Fokus und macht Videos „nur“ in 1080p-Qualität. Die Auslösung geschieht aber in der Regel sehr fix, die Foto-App lässt im Modus für manuelles Scharfstellen auch die Helligkeit gleich mitregeln. Die hohe Auflösung ist bestechend bei ausreichend Licht (vor allem bei Makroaufnahmen), bei weniger werden die Nachteile der vielen Pixel schlagend – in Form tendenziell krisseliger Bilder. HIer wird aber auf hohem Niveau bekrittelt. Linse (f/2,0), Chip und Software bilden ein sehr starkes Team im Moto X Play. Eher am Rande: Bar- und QR-Codes erkennt die Kamera auch.
Das Moto X Play ist ein Phablet, das ein interessantes Paket bietet: die Individualisierbarkeit aller neuen Motorola-Smartphones gepaart mit gehobener Hardware – an Bord sogar eine Spitzen-Kamera! – und der wohl größten Akkureserve, die ein Nicht-Outdoor-Smartphone augenblicklich zu bieten hat. Der Preis ist auch nicht unvernünftig und die zur Schau getragene Robustheit macht das Gerät zu einem guten Kumpel, der hart im Nehmen ist. Mit breitem Kreuz steht er einem stets zur Seite.
Riesiger Akku, coole Optik
Starke Kamera, helles Display
Klapprige Tasten
Nur Mono-Lautsprecher
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