Lange mussten sich die Note-Fans gedulden, bis das neue Modell endlich das Licht der Welt erblickte. Wir verraten, ob das Galaxy Note 8 das Debakel rund um das letzte Modell vergessen machen kann.
Debakel: Ein unheilvoller, unglücklicher Ausgang – und ein Terminus, der in Verbindung mit Samsung in letzter Zeit häufiger genannt wurde, als dem südkoreanischen Hersteller lieb sein kann. Natürlich, die Galaxy S-Serie warf und wirft beständig Gewinn ab und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Das zweite Lieblingskind vieler Smartphone-Fans aus der Samsung-Produktschmiede, die Galaxy Note-Serie, hat allerdings schwierige Jahre hinter sich, gelinde ausgedrückt. Erst die für viele enttäuschende Entscheidung, das Note 5 in Europa nicht auf den Markt zu bringen und mit dem Galaxy S6 Plus zu ersetzen. Auf das Galaxy Note 6 wurde verzichtet, um die Namensgebung zu vereinheitlichen und an die der S-Serie anzupassen. Mit dem Galaxy Note 7 sollte dann der Neuanfang auf europäischem Boden eingeläutet werden – mit dem denkbar schlechtesten Ausgang: Mit den explodierenden Akkus der Geräte ging auch der Plan der Samsung-Tüftler in Rauch und Flammen auf. Ein Jahr ist dieses letzte Fiasko nun her – und soll nun vom Nachfolger vergessen gemacht werden.
Entsprechend wurde die Werbetrommel gerührt und am 23. September dieses Jahres – noch deutlich vor der IFA – der 6,3 Zoll-Bolide endlich enthüllt.
Nach mehrjähriger Abstinenz auf dem deutschsprachigen Markt gilt es nun also herauszufinden, ob es Samsung gelungen ist, die Stärken der Modellreihe beizubehalten und parallel dazu neue Alleinstellungsmerkmale zu finden – immerhin unterscheidet sich das Galaxy Note 8 auf den ersten Blick nur minimal vom Galaxy S8+ aus dem eigenen Haus. Aber alles der Reihe nach.
Das Samsung Galaxy Note 8 führt die mit den letzten S-Modellen eingeführte Designlinie konsequent fort. Beidseitig abgerundete Displaykanten, einen dadurch nicht vorhandenen Bezel (den seitlichen Rand zwischen Gehäusekante und Display) und abermals ein etwas ungewöhnliches Seitenverhältnis von 18,5:9. „Infinity Display“ nennt Samsung das – ein Begriff, der passt.
Im Vergleich mit dem S8+ ist die Bildschirmdiagonale noch einmal leicht gewachsen, auf satte 6,3 Zoll. Die Auflösung: 2.960 x 1.440 Pixel, zumindest auf dem Papier. Werkseitig ist nämlich „nur“ Full HD+ voreingestellt, also 2.220 x 1.080 Pixel. Wer mag, kann das aber jederzeit in beide Richtungen ändern, HD+ (1.480 x 720) ist ebenso möglich wie die maximale „WQHD+“-Auflösung. Je nach gewählter Anzeigeleistung variiert die Akkulaufzeit; die gut abgestimmte Mitte treffen Sie mit der Full HD-Auflösung. WQHD ist ohnehin eher für VR-Inhalte gedacht, HD bei diesen Displayausmaßen aber doch deutlich zu wenig – die Folge sind verpixelte Icons und Inhalte.
Wenn die Auflösung entsprechend hoch eingestellt ist, lässt sich das Display nichts zuschulden kommen. Im Gegenteil: Samsung verbaut das momentan wohl beste Panel auf dem Markt. Die Helligkeitswerte suchen ihresgleichen (wie schon bei der S8-Serie), Schwarzwert und Blickwinkelstabilität geben ebenfalls keinen Anlass zur Kritik. Im Grafikbenchmark „GFX Bench“ ließ das Note 8 alle anderen Smartphones unserer Rangliste hinter sich.
Einzig die „runden“ Ecken dürften nicht jedermanns Sache sein, daran führt bei Samsung aber offensichtlich kein Weg mehr vorbei. Schick ist das ja, dass diese Bauart das Note 8 aber deutlich fragiler macht, ist auch klar. Abhilfe schaffen hier (in den meisten Fällen) eine Folie und ein Case. Die rauben dem Phone allerdings wieder seine optischen Pluspunkte.
Bleiben wir noch bei den äußeren Gesichtspunkten und wenden uns der Haptik zu. Die liegt, wie von der Note-Serie gewohnt, nicht unbedingt im Fokus der Erbauer. Aber: Durch das länglichere Format lässt sich das Gerät noch recht gut fassen, ähnliche Modelle wie beispielsweise das Huawei Mate 9 sind doch spürbar breiter. Minuspunkte gibt es allerdings für die Platzierung der physischen Tasten. Während Nutzer mit durchschnittlich großen Händen den Powerbutton und die eigenen „Bixby“-Taste (dazu später mehr) noch leicht erreichen können, ist die Lautstärkewippe schon deutlich zu hoch verbaut und lässt sich nicht mehr erreichen, ohne die natürliche Handhaltung aufzugeben. Den Vogel schießt Samsung aber einmal mehr mit der Position des Fingerabdrucksensors ab: Der liegt direkt neben den zwei Kameralinsen und hebt sich auch taktil kaum von der Kamera ab. Und: Auch lange Finger gelangen unmöglich so weit nach oben. Wer das Note 8 entsperren will, muss es also unweigerlich anders in die Hand nehmen. Wer dies mit einer Hand macht, risikiert, dass ihm das Phone aus selbiger rutscht. Der Sensor funktioniert aber immerhin zuverlässig und schnell.
Optional steht eine Aktivierung per Gesichtsscanner zur Verfügung, der funktionierte im Test allerdings nach eigenem Goodwill – und bei weitem nicht bei jedem Versuch. Wir griffen jedenfalls nach wenigen Testtagen wieder auf die gute alte Entsperrung per Muster zurück – was eigentlich nicht im Sinne des Erfinders liegen kann. Schade also, dass die Integration des Fingerabdrucksensors im Display noch nicht geklappt hat, das wäre die perfekte Lösung gewesen.
Ebenfalls nicht ganz perfekt ist der Akku: 12 Stunden Videos sind ein sehr guter Wert, beim 3D-Rendering enttäuscht das Note 8 aber ein wenig. Insgesamt ein Platz im besseren Mittelfeld.
Wenden wir uns noch den anderen inneren Werten zu. Schon die ersten Testergebnisse bescheinigen dem Note 8 Power unter der Haube: Beim Geekbench-Test erreichte das Gerät durchgehend Spitzenwerte und legte, zieht man den Durchschnitt unserer Ergebnisse in Betracht, sogar die bislang beste Performance hin. Das ist angesichts des Exynos 8895 (in der europäischen Variante) mit zwei Vierkernsets mit 2,3 und 1,7 GHz und satten 6 GB RAM allerdings auch kein Wunder. Unsere Version kam mit 64 GB Festspeicher (erweiterbar), zur Auswahl stehen daneben auch noch Varianten mit 128 oder gar 256 GB Speicher. Der Arbeitsspeicher bleibt immer gleich, was dem Käufer ein wenig die Qual der Wahl nimmt. Und auch der Preis dürfte eine nicht unwesentliche Rolle spielen: 999 Euro soll das Phablet zum Marktstart kosten. Damit bewegt sich Samsung mittlerweile immerhin in den Sphären von Apple. Die gute Nachricht: Erfahrungsgemäß sinkt der Preis recht rasch.
Wer sich fragt, warum das Note 8 doch deutlich teurer ist als sie S8-Gebrüder, der sollte sich auf die nächsten Zeilen konzentrieren.
Bis jetzt waren kaum Unterschiede zum Galaxy S8+ zu finden, weder optisch, noch funktionell und auch nicht in der Leistung. Es gibt sie aber, die Alleinstellungsmerkmale, die der Note-Serie einen durchschlagenden Erfolg beschert haben und auch das Modell Nummer 8 an die Käufer bringen sollen. Drei Punkte sind hier zu nennen: Der S Pen, die Dual-Kamera und die Software.
Vor allem der S Pen (der Stylus) macht Spaß und ist perfekt integriert. Einmal aus dem Schaft gezogen – das Auswurf klappt sinnvollerweise über einen Federmechanismus – öffnet sich umgehend die Softwareübersicht. Sie können mit dem Stylus Screenshots anfertigen, spezielle Freihand-Nachrichten kreieren und natürlich Notizen erstellen. Beeindruckend: Die „Übersetzen“-Funktion. Dabei halten Sie den S Pen einfach über ein Wort, dass dann in einem Pop-Up-Fenster automatisch in die gewünschte Sprache übersetzt wird. Der Stylus hat außerdem einen Button. Einmal gedrückt öffnet ein Doppeltap auf das Display das Notizfenster – auch, wenn das Display deaktiviert ist. Das Schreiben mit dem Stylus funktioniert perfekt, der S Pen erkennt Druckstufen und bringt Ihre Zeichnungen und Notizen auf den Millimeter genau zu Display.
Als zweiter großer Unterschied zum S8+ lässt sich auf den ersten Blick die
Dual-Kamera ausmachen. 12 + 12 Megapixel versprechen noch einmal bessere Fotos, außerdem springt Samsung damit auch endlich auf den Zug mit den zwei Knipsen auf – die ja zweifellos Vorteile bieten. Die Bewertung ist allerdings nicht ganz einfach. Die Fotos sind, passende Lichtverhältnisse vorausgesetzt, hervorragend und messen sich hinsichtlich der Qualität mit den Top-Modellen der anderen Hersteller. Im direkten Vergleich mit Aufnahmen der S8-Modelle sind allerdings kaum Unterschiede zu bemerken – zumindest nicht mit freiem Auge und ohne Spezial-Labor.
Fehlt noch Bixby. Viele Worte braucht es hier nicht, die fehlen der netten Sprachassistentin nämlich auch noch – zumindest in der deutschen Sprachausgabe. Allerdings: Der Funktionsumfang ist etwas angewachsen und Features wie der Bildabgleich mit Pinterest und die persönliche Übersicht bieten auch einen gewissen Mehrwert. Abgesehen davon ist die Software angenehm reduziert und fast ohne Bloatware.
Vielleicht ist es Ihnen beim Lesen aufgefallen: Der Test wäre beinahe ausgeartet, zu wenig Platz für zu viele Features. Das Samsung Galaxy Note 8 ist ein hervorragendes Smartphone mit zahlreichen durchdachten Extras – und einem perfekt eingebundenen Stylus. Punkteabzüge gibt es nur für den Akku, die Haptik und die unglückliche Positionierung des Fingerprintsensors.