Sony Xperia Z3

Das neue Flaggschiff der Japaner

soll die Konkurrenz in den Boden stampfen

Die Ankündigung des neuen Spitzengeräts von Sony hat in Fachkreisen  für Verwunderung gesorgt, ist der Vorgänger Xperia Z2 doch erst knapp mehr als sechs Monate alt. In unserem Detailtest zeigt der schöne Neuling, was er kann.

Sehr performantes und gut ausgestattetes Smartphone in herausragendem Design.

Die Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger sind überschaubar, der Preis aber empfindlich höher.

Stolze Besitzer des Sony Xperia Z2 trauten ihren Ohren nicht, als im August – sechs Monate nach der Präsentation ihres aktuellen Geräts – Gerüchte über einen Nachfolger laut wurden. Sony hat offenbar die Taktfrequenz erhöht – und zwar die seiner Produktvorstellungen. Bei der Mini-Variante der Xperia-Serie wurde gar eine Nummer ausgelassen: Auf das Z1 Compact folgte prompt das Z3 Compact. Was das japanische Elektronik-Schwergewicht zu dieser Hastigkeit antreibt, ist unklar. Die Herausforderung, dem kurz darauf erscheinenden iPhone 6 einige Käufer abzugreifen, mag eine Rolle gespielt haben.

Das Z3 ist leichter, dünner und in den Augen vieler Kommentatoren auch ansehnlicher geworden. Die großen Neuerungen im Inneren bleiben aus – in der kurzen Zeit seit dem Erscheinen des Vorgängers gab es schlicht zu wenige Fortschritte bei den Hardware-Zulieferern Qualcomm und Co., um zu großen Sprüngen zu inspirieren.

Dank abgerundeter Kanten ist das Z3 nun angenehmer zu halten. Der Einschaltbutton in der Mitte rechts ist für Rechts- und Linkshänder gut zu erreichen.

Alu, Glas, Kunststoff

Äußerlich fällt am Z3 zuerst der etwas anschmiegsamere Alu-Rahmen auf. Wo der Vorgänger noch Ecken und Kanten hatte, sind runde Formen eingezogen. Durch die völlig flache Rückseite, die wieder in bruchsicherem Glas ausgeführt ist, ist das Gerät aber nach wie vor alles andere als ein Händeschmeichler. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass die abgerundeten Ecken des Rahmens nicht aus Metall, sondern aus Kunststoff gefertigt sind. Design-Puristen stört das. Aber einerseits führen damit Stürze weniger schnell zu einem Schaden am Display-Glas (weil der Kunststoff Stöße besser absorbiert), andererseits hilft es, Gewicht zu sparen: Mit 152 Gramm ist das Z3 um ganze 11 Gramm leichter als sein Vorgänger. Damit geht Sony entschieden gegen den Trend – Samsung und HTC etwa machten ihre letzten Flaggschiffe um 15 bzw. 17 Gramm schwerer als den jeweiligen Vorgänger.

Wie von Sony mittlerweile gewohnt, ist auch das Z3 gut gegen schädliche Umwelteinflüsse gewappnet. Die Schutzart wurde sogar von IP58 auf IP68 aufgestockt – das Gerät ist nun also nicht nur staubgeschützt, sondern völlig staubdicht. Der Schutz gegen Wasser bleibt gleich: Das Z3 übersteht bis zu 30 Minuten in 1,5 m tiefem Süßwasser, ohne Schaden zu nehmen.

Die Ecken bestehen als einzige Teile des Rahmens nicht aus Alu, sondern aus Kunststoff. Das soll Stürze besser abfedern, stört aber Design-Puristen.

Display: Flutlicht

Eine sichtbare Verbesserung nimmt Sony beim Display des Z3 vor. Es ist deutlich heller als das des Vorgängers. Die Diagonale bleibt bei 5,2 Zoll, die Auflösung bei Full HD und die Pixeldichte somit ebenfalls gleich – bei respektablen 424 Pixeln pro Zoll.

Das verbaute IPS-Panel liefert knackige Farben, die neben einem AMOLED-Display (wie etwa dem des Samsung Galaxy S5 Mini, das wir in dieser Ausgabe testen) in der Sattheit nur wenig zurückstehen. Die Farben sind mit einem hohen Blauanteil aber eher kühl abgestimmt.

Wer sich das Gefummel mit dem Ladeanschluss ersparen will, kann das Z3 in ein Sony-Ladedock stecken. Die Kontakte dafür liegen offen an der Längsseite.

Hardware: Im Osten nichts Neues

Die Hardware-Ausstattung des Z3 hat sich im Vergleich zum Vorgänger kaum geändert  – kein Wunder auch, Sony hat seinen Chip-Lieferanten mit dem kurzen Veröffentlichungsintervall kaum Zeit für neue Entwicklungen gelassen. Der Systemchip (Snapdragon 801) ist derselbe geblieben, lediglich die Taktung der vier Rechenkerne wurde von 2,3 GHz auf 2,5 GHz angehoben. Der RAM-Speicher ist mit 3 GB nach wie vor mehr als reichlich bemessen. Angesichts der überschaubaren Hardware-Neuerungen überraschen die im Vergleich zum Vorgänger deutlich höheren Werte in den Benchmarks: Sowohl bei der Systemleistung (AnTuTu) als auch bei Grafik und Browsergeschwindigkeit stößt das Z3 in neue Höhen vor – nur wenige Neuerscheinungen wie das Samsung Galaxy Note 4 oder das Motorola Moto X (2nd Gen.) erreichen noch höhere Werte. Wie bei fast allen aktuellen Smartphones ist freilich auch beim Xperia Z3 längst der Punkt überschritten, an dem sich höhere Benchmark-Ergebnisse wesentlich auf das Alltagserlebnis auswirken.

Das Z3 hat (wie auch schon das Z2) übrigens eine Technologie an Bord, die in den Spec-Sheets oft übersehen wird: Über den Funkstandard ANT+ lassen sich drahtlos Sensor-Daten einlesen. Brustgurte zur Pulsmessung des Herstellers Garmin etwa sprechen diese Sprache.

Das Xperia Z3 misst nur 7,3 mm in der Dicke – das ist beinahe 1 mm weniger als sein Vorgänger. Konkurrenzprodukte wie das LG G3 (links im Bild ) oder das Samsung Galaxy Note S5 (rechts im Bild) wirken in dieser Ansicht neben dem Xperia Z3 beinahe klobig – obwohl sie mit 8,1 bzw. 8,9 mm objektiv gesehen kaum dicker sind.

Software

An der Oberfläche, die Sony über Android stülpt, wurden keine durchschlagenden Änderungen vorgenommen – sie präsentiert sich immer noch gewohnt farbenfroh und mit plastischen, runden Symbolen. Hinzugekommen sind aber einige nützliche neue Features. Zum schon vom Vorgänger bekannten, energiesparenden „Stamina-Modus“ etwa kommt nun der der „Ultra-Stamina-Modus“, in dem nur ausgewählte Funktionen zur Verfügung stehen und WLAN und mobile Datenverbindung unterbrochen werden.

Besonders praktisch ist ein neues Sicherheits-Feature, mit dem Sony sogar der kommenden Android-Version vorgreift: Auf Wunsch entfällt die Bildschirmsperre, solange ein vorher definiertes Bluetooth-Gerät (wie etwa eine Smartwatch) in Empfangsreichweite ist. Google hat mit Android L etwas sehr Ähnliches vor.

Für Gamer interessant: Das Z3 wurde mit der „Remote Play“-Funktion ausgestattet, die es Besitzern einer PlayStation 4 ermöglicht, auf der Konsole begonnene Spiele nahtlos auf dem Smartphone fortzusetzen. Dazu wird der Content über das heimische WLAN gestreamt.

Auch ein Ultra-Energiesparmodus ist beim Z3 mit an Bord und erstmalig spielt der Hersteller auch den PS4-Vorteil aus.

Gleiche Kamera

Die Kamera des Z3 ist in wesentlichen Punkten die gleiche wie beim Vorgänger Z2: Sie bietet eine Auflösung von 20,7 Megapixeln, die sich auf einem herstellereigenen Exmor RS-Sensor eine Fläche von 1/2,3 Zoll teilen. Der vom Z2 bekannte Bug, der bei der Aufnahme von 4K-Videos zur Überhitzung des Geräts führte, ist im Z3 nicht aufgetaucht (und im Z2 natürlich auch längst behoben). Neben einer lichtstarken Blende (f2.0) soll nun auch ein größerer maximaler ISO-Wert (12.800 statt 3200) für bessere Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen sorgen. In der Praxis versaut in diesen ISO-Höhen freilich das starke Bildrauschen die Fotos. Unter besseren Lichtbedingungen gelingen aber in Details und Schärfe sehr ansprechende Aufnahmen, die Kamera löst schnell aus und auch der Autofokus zeigte im Test keine Unsicherheiten.

Im direkten Vergleich wird klar, dass das Z3 minimal größer ist als der knapp sechs Monate alte Vorgänger.

Fazit

Den großen Sprung nach vorne hat Sony mit dem Xperia Z3 nicht getan – ein solcher war aber wohl auch nicht geplant. Herausgekommen ist ein Gerät in schönem Design, das mit der besten aktuell bei Flaggschiff-Geräten verfügbaren Hardware ausgestattet ist und einige innovative Software-Neuerungen mit sich bringt. Die Wasser- und Staubdichtheit, schon davor ein Markenzeichen von Sony, wurde weiter verbessert – wegen der dadurch bedingten Fummelei mit den verdeckten Anschlüssen ist der Kauf einer Docking-Station aber unbedingt anzuraten. Der Bildschirm, den Sony schon mit dem letzten Versionssprung in Farbdarstellung und Schärfe deutlich verbessert hat, ist nun heller als bei weiten Teilen der Konkurrenz. Verbesserungspotenzial besteht bei den großen Bildschirmrändern an der Ober- und Unterkante – andere Hersteller bringen mit geringeren Außenmaßen größere Bildschirme im Gehäuse unter.