Schnell, kompakt, gut verarbeitet und vor allem günstig: Diese Zutaten vermengten Google und ASUS im vergangenen Jahr zu einem unverschämt attraktiven Tablet, dem Nexus 7. Mit der zweiten Generation des Siebenzöllers wird an diese Stärken angeknüpft, das Resultat ist aber noch beeindruckender.
Vor etwas mehr als einem Jahr veröffentlichte Google in Zusammenarbeit mit ASUS das Nexus 7, das erste Tablet der Nexus-Reihe, welches mit einer bis dahin nicht gekannten Preis-Leistung punkten konnte. Das Resultat überzeugte Kritiker und Käufer gleichermaßen und sorgte gleichzeitig für einen regelrechten Boom bei kompakteren Tablets um die sieben Zoll. Sogar der bei Tablets bis vor Kurzem unangefochtene Platzhirsch Apple reagierte auf die starke Konkurrenz und veröffentlichte Ende 2012 das kompaktere iPad mini.
Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger fällt auf, dass das Nexus 7 (2013) einige Millimeter weniger breit, dafür aber um einige Millimeter länger geworden ist. Zudem ist das Gerät in der Dicke geschrumpft und das Gewicht wurde merkbar von 340 auf sensationelle 290 Gramm reduziert. Somit ist das neue Nexus 7 eines der leichtesten Siebenzoll-Tablets auf dem Markt, denn das (etwas größere) iPad mini wiegt 309 Gramm, das gleich große ASUS MeMO Pad HD 7 immerhin 302 Gramm.
Und auch sonst gibt es einige optische Detailänderungen gegenüber dem Vorgänger: Anstatt eines versilberten Rahmens ist das 2013er Modell komplett in schwarz gehalten, die Form und das Design wurden aber nahezu unverändert beibehalten. Vorne wurde neben der Farbgebung die Position der Frontkamera verändert und im unteren Bereich ist eine Benachrichtigungs-LED zu finden, deutlichere Unterschiede werden zudem auf der Rückseite ersichtlich: Die von uns als sehr angenehm empfundene, lederartige Rückseite wurde durch mattschwarzes Plastik ersetzt, das sich aber ebenfalls etwas weich und leicht rau anfühlt. Im direkten Vergleich wirkt das neue Modell kompakter und insgesamt hochwertiger verarbeitet, im alltäglichen Einsatz erweist sich die Rückseite des alten Modells aber als angenehmer und vor allem rutschfester.
An der Rückseite gibt es aber noch weitere Design-Änderungen, so wurde der Nexus-Schriftzug diesmal vertikal angebracht. Anders als beim Vorgänger gibt es außerdem eine Rückkamera, die mit 5 Megapixel auflöst und überraschend gute Fotos und Videos aufnimmt. Der Mono-Lautsprecher wurde zudem von Stereo-Lautsprechern abgelöst, die sich hinter Bohrungen im oberen und unteren Teil der Rückseite befinden. Und eine Änderung gibt es noch: Der 3,5 mm Klinkenstecker für Kopfhörer ist diesmal an der Oberseite, anstatt der Unterseite des Gerätes zu finden.
Während der Bildschirm eine der größten Schwachstellen des Vorgängers war, gehört dieser zu den ganz großen Pluspunkten des neuen Nexus 7. Er ist sogar so gut, dass wir mit gutem Gewissen sagen können, dass es sich hier um das bisher beste Tablet-Display handelt. Durch die Full HD-Auflösung von 1920 x 1080 Pixel ergibt sich beim IPS-Panel eine Pixeldichte von 323 ppi. Im direkten Vergleich mit dem Hauptkonkurrenten iPad mini – das mit einer Pixeldichte von lediglich 163 ppi auskommen muss – präsentiert sich das neue Nexus 7 mindestens so hell und deutlich schärfer.
Derartig tolle Farben, eine selbst im Freien grandiose Helligkeit und geniale Blickwinkel-Stabilität kannte man bislang nur von Highend-Smartphones wie dem HTC One oder dem bereits erwähnten Nexus 10. In Anbetracht des Kampfpreises des neuen Nexus 7 ist die gebotene Display-Qualität umso beachtlicher, da genau dies meist jene Komponente ist, bei der es das größte Sparpotenzial gibt – wie etwa die mittelprächtigen Bildschirme vieler anderer, preiswerter Siebenzöller beweisen.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten – was im Falle des neuen Nexus 7 wörtlich genommen werden kann. Denn wer die Helligkeit bis zum Anschlag aufdreht, bekommt nicht nur einen Augenschmaus, sondern auch einen Akku-Killer serviert. Wird in Kombination mit voller Display-Helligkeit dann auch noch ein etwas aufwendiges 3D-Spiel wie Real Racing 3 oder Prince of Persia: Shadow & Flame gespielt, macht der Akku auch schon mal nach gut zwei Stunden schlapp.
Beim Nexus 7 (2013) setzt ASUS auf keinen Tegra-Chip von Nvidia, sondern folgt dem allgemeinen Trend und verbaut einen Qualcomm-SoC. Konkret eine Snapdragon S4 Pro CPU mit vier Kerne und 1,5 GHz, eine Adreno 320 GPU und 2 GB RAM. Der Arbeitsspeicher hat sich also im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt und mit diesen Kern-Spezifikationen gleicht das Nexus 7 dem in Sachen Performance sehr überzeugenden Smartphone Nexus 4, das von LG gefertigt wird.
Allerdings ist das nur auf den ersten Blick der Fall, denn wie die Kollegen von AnandTech.com herausgefunden haben, ist im Nexus 7 (2013) schnellerer DDR3L-Arbeitsspeicher mit 1600 MHz verbaut, der für gewöhnlich lediglich im Snapdragon S600 zum Einsatz kommt. Deshalb ist im Nexus 7 offiziell zwar ein S4 Pro, in der Realität eine Art heruntergetakteter, aber moderner S600 verbaut, bei dem es beim RAM ein Performance-Plus gibt.
Die erheblichen Performanceprobleme, von denen viele Nexus 7 der ersten Generation in den vergangenen Monaten betroffen waren, wurden durch Android 4.3 und die darin inkludierte Trim-Funktion behoben.
Wie bei Nexus-Geräten üblich, kommt auch beim neuen Modell des Nexus 7 eine unangepasste Vanilla-Version von Android zum Einsatz. Und natürlich nicht in irgendeiner Iterationen, sondern in der aktuellsten mit der Nummer 4.3.
Eine der wichtigsten Neuerung hört auf den Namen „Eingeschränkte Profile“. Damit können Sie in den Systemeinstellungen im Bereich „Geräte“ unter dem Menüpunkt „Nutzer“ neben Ihrem eigenen Hauptprofil neue Nutzer oder eingeschränkte Profile hinzufügen. Der Unterschied: Nutzer haben vollen Zugriff auf eigene Apps oder Inhalte, diese Option eignet sich somit für jene unter Ihnen, die sich das Tablet mit anderen Erwachsenen teilen. Die alternativ dazu erstellbaren eingeschränkten Profile richten sich hingegen an Kinder, denn damit wird über Ihr eigenes Konto quasi ein Filter gelegt, mit dem Sie selbst bestimmen können, welche Apps und Inhalte genutzt werden können. Hinter den Kulissen hat sicher ebenfalls etwas getan: Android 4.3 unterstützt das stromsparende Bluetooth LE, mit denen Android mit Gadgets wie Fitness-Tracker oder Smartwatches deutlich ressourcenschoneneder kommunizieren kann. Und auch Open GL 3.0, das einige verbesserte Grafik-Gimmicks verspricht, wird nativ unterstützt.
Zwar bekam auch das Vorjahres-Modell des Nexus 7 durch Android 4.3 einen Performance-Schub verpasst, allerdings fühlt sich das 2013er Modell des Nexus 7 rein subjektiv deutlich performanter und schneller an. Auf dem Homescreen werden die Unterschiede zwar nicht wirklich deutlich, bei der alltäglichen Benutzung von Apps und dem schnellen Wechsel zwischen diesen, machen sich der S4 Pro-Chip und die schnellen 2 GB Arbeitsspeicher positiv bemerkbar.
Eine der entscheidendsten Änderungen gegenüber dem Vorjahres-Modell betrifft die Positionierung und die Art der Lautsprecher: Anstatt eines einzelnen Mono-Lautsprechers befindet sich an den oberen und unteren Ecken der Rückseite des 2013er Modells Stereo-Lautsprecher. Der Vorteil ist, dass sich der ausgegebene Ton besser verteilen kann, wenn das Nexus 7 beispielsweise auf einem Tisch liegt. Zudem wurde gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut ein virtueller Dolby Surround-Modus inkludiert, mit dem besserer Raumklang erreicht wird. Und tatsächlich ist die Soundausgabe beim Nexus 7 (2013) merkbar besser, als beim Vorgänger mit Mono-Lautsprecher.
Eine weitere Neuerung betrifft die Kameras: Während beim Vorjahres-Modell lediglich eine Front- und keine Rückkamera verbaut war, ist diesmal eine Rückkamera mit 5 MP-Sensor zu finden. Mit der Aufnahmequalität aktueller Top-Smartphones kann diese Kamera nicht konkurrieren, allerdings ist sie für ein Tablet mehr als ausreichend. Generell kann diese Neuerung eher als nettes Extra, als längst überfälliger Makel betrachtet werden. Unserer Meinung nach, hätten sich ASUS und Google die Rückkamera ruhig abermals sparen können, um so den Preis noch weiter drücken zu können.
Wie auch das Nexus 4 unterstützt das neue Nexus 7 Wireless Charging nach dem Qi-Standard. Das Gerät ist also mit entsprechenden Ladegeräten kompatibel und lässt sich mit diesen kabellos aufladen. NFC ist ebenfalls an Bord und – das ist für viele wichtig – OTG bzw. USB-Host wird unterstützt. Konkret bedeutet das, dass Sie mit einem entsprechenden Adapter handelsübliche USB-Sticks mit dem Nexus 7 verbinden und so Musik, Filme oder sonstige Daten extern (auch ohne micro SD-Slot) auslagern können.
Als vor rund einem Jahr das erste Modell des Nexus 7 erschien, bot es für sagenhafte 200 Euro ein unschlagbares Gesamtpaket, das jedoch mit einigen Kompromissen verbunden war: eine Kamera fehlte, die Verarbeitung war gut, aber nicht überragend und das Display neigte dazu, etwas verwaschene Bilder zu liefern.
Das neue Modell behebt all diese Makel und setzt in Anbetracht neuer Konkurrenz in Form des iPad mini und zahlreicher, immer günstiger werdenden Android-Tablets, noch einen drauf. Das Nexus 7 (2013) fühlt sich absolut hochwertig an, das Display ist das Beste, was wir bislang bei Tablets allgemein gesehen haben und die Performance ist hervorragend. Doch während ASUS und Google quasi aus reiner Pflichterfüllung eine Rückkamera verbauten, sind andere Minuspunkte nach wie vor vorhanden. Eine Möglichkeit zur Speichererweiterung via microSD-Karte fehlt etwa, doch das ist ohnehin bei allen Nexus-Geräten der Fall.
Dennoch: Das Nexus 7 ist mit Abstand das beste Siebenzoll-Tablet und aufgrund der raschen Update-Versorgung und des hervorragenden Displays wahrscheinlich insgesamt das beste Tablet. Gegenüber dem Vorjahres-Modell gibt es keine offensichtlichen Kompromisse, die in Bezug auf den niedrigen Preis eingegangen wurden. Eine reife Leistung, wie wir finden.