Die Digitalfotografie ist weit wie nie zuvor. Zeitgleich war es noch nie so angesagt wie heute, alles bildlich zu dokumentieren. Reicht deshalb ein Smartphone für den Âalltäglichen Fotobeweis? Und auf was sollte man bei der ÂAnschaffung eines neuen Handys bezüglich der Kamera achten?
Erinnern Sie sich noch an die ersten Foto-Handys? VGA-Auflösung und undichte Kamera ergaben ein Bildergebnis aus grobköringem Pixeleinerlei gemischt mit staubiger Linse. Die Kamera war nicht mehr als ein Marketing-Gag. Heute, 15 Jahre nach Erscheinen des ersten Mobiltelefons mit – nennen wir es brutal ehrlich am besten so – Lichtsensor, sieht die Welt anders aus und kann glücklicherweise auch ganz anders abgebildet werden. Megapixelzahlen wie von Spiegelreflexkameras sind nicht mehr unüblich und manche Geräte sind nicht mehr nur staub-, sondern auch wasserdicht. Doch viel entscheidender als solche Faktoren, die man ohne weiteres verbriefen kann, ist das Bildresultat.
Wer braucht noch eine Kamera?
Und auch hier gab es echte Fortschritte. Mit der ganz neuen Gerätgeneration kann man seine Kompaktkamera guten Gewissens zuhause lassen. Wo liegt ihr Mehrwert? Fotokünstlern und Profis wird das Gerät, „das nur Bilder kann“, künftig wohl wieder exklusiv gehören. Heute aber gibt es noch große Unterschiede zwischen Smartphone und Smartphone. Nicht jede verbaute Kamera überzeugt. Wir klären auf über Hardware, Software und das 1×1 des guten Bildes.
Hardware
Eine Kamera besteht aus verschiedenen Komponenten, deren Güte und Eigenschaften großen Einfluss auf das Bildergebnis haben. Wir erklären die Kameratechnik im Detail und, worauf es beim guten Bildmodul ankommt.
1. Sensor I: Auflösung
Wer viele Pixel auf seinem Fotochip hat, bekommt ein hochauflösendes Bild. Deshalb ist es aber noch lange nicht gut. Eine hohe Pixelzahl garantiert weder Schärfe noch Schönheit, sondern besagt nur, dass eine große Datenmenge gesammelt wird, nicht dass diese Daten hochwertig, also für ein gutes Bild brauchbar sind. Theoretisch kann man bei einer hohen Auflösung auch noch einen Ausschnitt verwenden, ist das gesamte Bild schlecht, wird aber auch dieser Vorteil hinfällig. Außerdem können zu viele (Mega-)Pixel sogar kontraproduktiv sein.
2. Sensor II: Größe
Viele Pixel auf engem Raum begünstigen das gefürchtete Bildrauschen. „Befallene“ Fotos sehen verwaschen aus. Grund dafür ist der zu geringe Abstand zwischen den einzelnen Pixeln, was zu Störsignalen und damit unsauberen Trennlinien zwischen belichteten und unbelichteten Stellen führt. Mehr Platz (also ein größerer Sensor) und/oder größere bzw. weniger Pixel schaffen Abhilfe. Deshalb haben die aktuell besten Handy-Kameras mit maximal 16 MP.
3. Lichtempfindlichkeit
Im manuellen Modus, über den heutzutage fast jede Kamera-App verfügt, kann man auch den ISO-Wert verstellen. Er gibt Aussage über die Lichtempfindlichkeit. ISO 100 ist ein sehr niedriger Wert, ISO 1600 ein sehr hoher. Eine hohe Sensibilität hat aber einen ähnlichen Effekt wie dicht gedrängt Pixel: Es kommt zu Interferenzen, die sich als Bildrauschen bemerkbar machen. Es gilt daher: „ISO-Zahl so niedrig wie möglich und nur so hoch wie nötig.“
4. Fokus & Auslöser
Das Smartphone ist immer dabei und somit eine Kamera stets verfügbar. Aber wichtig für gelungene Schnappschüsse ist auch die tatsächliche Knips-Geschwindigkeit. Da waren Handy-Kameras lange Zeit den Spiegelreflexschwestern weit unterlegen, haben mittlerweile aber enorm aufgeholt. Zwei Faktoren sind entscheidend: Die Arbeitsgeschwindigkeit des Autofokus und die Auslöseverzögerung. Das Galaxy S7 von Samsung verfügt z.B. über eine Fokus-Technologie, mit der unscharfe Bilder beinahe unmöglich sind, so fix geht die Messung vonstatten. Bei der Auslöseverzögerung, also der Reaktionszeit nach Tastendruck, gibt es klassenunabhängig große Unterschiede. Manche Geräte, selbst die mit physischem Auslöseknopf, genehmigen sich mehr Zeit, andere weniger.
5. Blendenzahl
Die technische Jagd nach dem guten Bild ist oft die nach viel Licht, denn Licht löst die meisten fotografischen Probleme. Neben dem Sensor kann man hier auch bei der Blende ansetzen. Je weiter diese ist (also je kleiner die Blendenzahl), desto mehr Licht kann einfallen. Ein kleiner Blendenwert beeinflusst beim weitwinkeligen Handy-ÂObjektiv – anders als bei höheren Brennweiten – die Tiefenschärfe jedoch nicht. Es gilt also: Je offener, desto besser. Ein Blendenwert von f/1.7 ist nützlicher als einer von f/2.2.
6. Bildstabilisierung
Alle Menschen zittern. Damit gerade bei längeren Belichtungszeiten (ein weiterer Weg, um noch mehr Licht einzusammeln!) dadurch das Bild nicht verwackelt wird, wurde die Bildstabilisierung entwickelt. Sie funktioniert entweder digital (mit Qualitätsverlust) oder mechanisch, indem die Linsen oder der Sensor träge oder aktiv gegenbewegend gelagert sind und somit Bewegungen des Smartphones nicht ungefiltert mitmachen. Die Technologie macht durchaus Sinn, ist aber nur in teuren Geräten verbaut.
7. Bildwinkel
Es wurde schon gesagt, dass Handy-Kameras bevorzugt über weite Winkel verfügen, also viel von ihrer Umwelt einfangen können. Kehrseite davon: Für einen „Kopfschuss“ muss man nahe an ein Gesicht herangehen, wodurch es verzeichnet, d.h. verzerrt festgehalten wird (Stichwort: große Nase). Doch auch hier gibt es Unterschiede zwischen Modellen und Herstellern. Das G5 von LG weist zwei Kameras mit zwei Winkeln auf, helfen kann man sich mit Zusatzlinsen.
8. Optischer Zoom
Wer nicht auf eine Stecklinse zurückgreifen möchte, aber dennoch flexibel sein will, der sollte sich eines der wenigen Spezial-Smartphones anschauen, die über ein echtes Zoom-Objektiv verfügen. Diese Kameras sind allerdings nicht so lichtstark wie die mit Festbrennweite und auch die Abbildungsqualität erreicht nicht das Niveau der Linsen ohne Zoom-Optik. Aufgrund des technischen Aufwands sind sie auch relativ teuer und nicht ganz so handlich.