Egal ob Android, iOS oder Windows Phone – der volle Smartphone Funktionsumfang lässt sich erst mit einem passenden Tarif ausschöpfen. Seit 2012 sind Allnet Flats aus dem deutschen Markt für mobile Telefonie nicht mehr weg zu denken. Mit dem Markteintritt von Yourfone wandelte sich die Tariflandschaft ein weiteres Mal in Richtung Flatrate – jetzt für alle Netze.
Fortan waren alle innerdeutschen Gespräche zu Festnetz- und Mobilfunkanschlüssen sowie mobile Datenverbindungen zum Pauschalpreis von unter 20 Euro pro Monat erhältlich. Zu diesem Preis ist der ein oder andere Konsument geneigt ohne weitere Kostenkalkulationen zuzugreifen – auch wenn sich der Allnet Flat Tarif unter rationalen Gesichtspunkten eigentlich nicht lohnt. In der Verhaltensforschung spricht man hier vom Phänomen der Flatrates Bias.
Keine tickenden Gebührenzähler mehr dank pauschaler Sprach- und Datenabrechnung
Bei einer Allnet Flat können Kunden zunächst einmal sicher sein, dass unabhängig von der tatsächlichen Nutzungsintensität die am Ende des Monats fällige Rechnung in ihrer Höhe bereits fest steht. Verhaltensforscher sprechen hier auch vom Versicherungseffekt. Während bei Sprachverbindungen anhand der Verbindungsdauer noch recht gut nachvollzogen werden kann wie viele Einheiten verbraucht wurden, ist die Transparenz bei Datenverbindungen ungleich geringer. Wie viele Megabyte eine bestimmte Internetseite, ein E-Mail-Anhang oder eine Smartphone App benötigt lässt sich für den Endkunden ohne weitere Hilfsmittel nicht nachvollziehen. Die summierten Gesamtkosten lassen sich bei Einzelabrechnung somit bis zum Monatsende nicht mit Gewissheit einschätzen. Nachdem Menschen bekannter Massen keine Unsicherheit mögen sichern sie sich beispielsweise mit einer Allnet Flatrate gegen unkalkulierbare Kosten bei Sprach- und Datenverbindungen mit dem Mobiltelefon ab. Ein weiterer Aspekt, welcher Konsumenten auch bei nicht rationaler Entscheidungslage zur Buchung einer Allnet Flat treibt, ist der „Taxameter-Effekt“. Insbesondere bei der Abrechnung pro Minute oder Megabyte, selbst aber bei einem ausreichend groß dimensioniertem Minuten oder Datenvolumen-Paket bleibt das Gefühl, dass der Gebührenzähler tickt und (weitere) Kosten drohen. Echte Entspannung kommt (bei Flatrate Bias) erst auf, sobald die Kosten bereits fest stehen und die weitere Nutzung keinen Einfluss mehr auf deren Höhe hat.
Selbstüberschätzung und mangelnde Kalkulation
Ein weiterer Grund warum sich Flatrate Bias trotz Mehrkosten (im Vergleich zu einem nutzungsabhängigen Tarif) für eine Flatrate entscheiden, ist Selbstüberschätzung. Viele Kunden gehen davon aus, dass sie ihren Vertrag intensiver nutzen als dies tatsächlich der Fall ist. Eine Rolle spielt aber auch der vergleichsweise geringe Preis des Mobilfunkvertrags (bei Allnet Flats zwischen 20-50 Euro pro Monat). Der zur Identifizierung des optimalen nutzungsabhängigen Tarifs erforderliche Zeitaufwand steht oftmals in keinem Verhältnis zum Einsparpotential. Bei der Vielzahl verfügbarer Mobilfunktarife ist der Informationsaufwand schlicht zu hoch um sich bei der Kalkulation ausschließlich auf Kosteneffizienz zu konzentrieren. Eine Allnet Flatrate für 20 Euro Grundgebühr pro Monat mag zwar nicht der zu einhundert Prozent optimale Tarif sein, bei der Vertragswahl spielt aber eben auch die Bequemlichkeit des Verbrauchers eine Rolle. Transparenz und Kostensicherheit zählen dabei zu den Argumenten, welche bei der Vertragsentscheidung zu den relevanten Vorteilen einer Allnet Flatrate zählen.
Der Flatrate Bias Effekt beeinflusst sicherlich fast jeden Konsumenten zu einem gewissen Teil bei seiner Tarifwahl. Verbraucher, die sich aufgrund des mitunter irrationalen Verhaltens nicht langfristig an einen Anbieter oder Tarif binden wollen, haben alternativ die Wahl einen Allnet Flat Tarif ohne Mindestlaufzeit zu nutzen. Allerdings fallen hier im Vergleich zum 24-Monatsvertrag regelmäßig höhere Kosten an. Die Mobilfunkprovider profitieren bei Allnet Flatrate Produkten von einem im Vergleich zu klein dimensionierten Minuten- oder Prepaid-Paketen signifikant höheren Umsatz pro Kunden (ARPU, Average Revenue per User). Rentabel wird ein derartiges Abrechnungsmodell für das anbietende Mobilfunkunternehmen nur durch eine ausgewogene Mischkalkulation mit (möglichst wenigen) Power-Usern, Durchschnittsnutzern und Kunden, die dank Flatrate Bias Effekt eigentlich einen überdimensionierten Tarif gewählt haben. Der Datenumsatz spielt dabei auch dank rasant zunehmender Absatzzahlen Android basierter Smartphones eine immer wichtigere Rolle.