In den USA und in einigen weiteren Ländern ist der Videostreaming-Dienst Netflix längst eine alltägliche Anlaufstelle für Serien-Junkies. Nach langer Wartezeit erfolgte gestern der Start in Deutschland, seit heute ist Netflix in Österreich nutzbar. Doch was taugt der Herausforderer von bereits etablierten Diensten wie Amazon Prime Instant Video, Maxdome, Watchever oder Sky Snap? Und wie sieht es mit Inhalten in Form von Dokus, Filmen und Serien aus?
1. Was kostet ein Netflix-Abo?
Die Preise rangieren von 7,99 bis 11,99 Euro monatlich. Der für die Meisten wohl interessanteste Tarif ist die goldene Mitte, hier gibt es für 8,99 Euro unbegrenztest HD-Streaming auf bis zu zwei Geräten gleichzeitig. Die günstigere Variante ist für unseren Geschmack aufgrund der SD-Auflösung nicht mehr zeitgemäß, von der teuersten Option inklusive Ultra HD-Qualität profitieren wiederum nur die Wenigen, die entsprechende TV-Geräte besitzen. Außerdem stehen nur “Breaking Bad” und die zweite Staffel von “House of Cards” in dieser Auflösung zur Verfügung.
Die Einrichtung von Netflix ist simpel: Auf www.netflix.com meldest du dich mit deiner Mail-Adresse und einem Passwort an, hinterlegst deine Kreditkarten-Nummer oder ein PayPal-Konto und wählst eines der drei Abo-Modelle aus.
Besonders cool: Nach der Anmeldung kannst du Netflix einen Monat lang kostenlos testen. Kündigst du innerhalb dieses Zeitraumes, wird dir nichts abgebucht. Generell hält es Netflix mit einem ähnlich flexiblen Abo-Modell wie Spotify, lässt dich also dein Abo jederzeit kündigen oder wieder aufnehmen. Mindestabodauer oder Kündigungsfristen existieren nicht.
2. Wie gut ist das Film- und Serien-Angebot?
Verglichen mit dem US-Angebot ist die hiesige Auswahl (zumindest am Tag des Starts) eingeschränkt. Netflix hat aber bereits angekündigt, dass sich das Angebot im Laufe der kommenden 12 Monate in etwa verdoppeln wird. Offizielle Zahlen gibt es wie bei den Konkurrenten nicht. In einem Artikel auf Spiegel.de wurde aber überprüft, wie viele der 25 bestbewerteten Filme es auf Netflix und seinen in Deutschland verfügbaren Konkurrenten gibt. Das Ergebnis ist, zumindest was Filmklassiker betrifft, eher ernüchternd: während Netflix nur 4 Klassiker im Angebot hat, kann Sky Snap beispielsweise mit immer noch bescheidenen 8 Filmen auftrumpfen.
Doch Netflix will ohnehin eher mit Serien punkten und besitzt hier einen deutlichen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten: Eigenproduktionen. Denn ähnlich wie etablierte Pay-TV-Sender wie HBO oder amc kauft Netflix Inhalte nicht nur ein, sondern produziert sie kurzerhand selbst. Zu den Highlights zählen die Frauengefängnis-Serie “Orange is the New Black”, die Horrorserie “Penny Dreadful” oder natürlich der Polit-Thriller “House of Cards”, dessen beide bisher erschienen Staffeln verfügbar sind. Kurioserweise wird es die dritte Staffel aber vorassichtlich zuerst bei Sky zu sehen geben, da die Erstausstrahlungsrechte in Europa offensichtlich vor einiger Zeit von Sky erworben wurden.
Die Kollegen von Futurezone.at haben in der österreichischen Netflix-Variante 221 Serien gezählt. Darunter die genannten Eigenproduktionen, aber auch bekannte Serien wie Breaking Bad, Walking Dead, Modern Family oder Big Bang Theory. Auch BBC ist mit Doctor Who oder Sherlock mit dabei. HBO-Fans gehen aber leer aus, denn Highlights wie Game of Thrones oder True Detective gibt es in Deutschland und Österreich exklusiv nur bei Sky zu sehen.
3. Wie schnell muss mein Internet mindestens sein?
Netflix gibt eine Mindestgeschwindigkeit von 0,5 Mbit/s an, empfiehlt hingegen mindestens 1,5 Mbit/s – wohlgemerkt für qualitativ wenig berauschendes SD-Streaming. Wir sagen, dass sich Netflix erst ab einer Geschwindigkeit von 5 Mbit/s wirklich lohnt, da hier HD-Streams möglich werden und du ab dieser Geschwindigkeit mit keinen nervigen Nachladern rechnen musst. Solltest du zu den wenigen Glücklichen gehören, die bereits einen UHD-Fernseher ihr eigen nennen und Inhalte in dieser Auflösung sehen willst, musst du nicht nur zum teuersten Tarif greifen, sondern brauchst außerdem eine flotte Internetleitung mit mindestens 25 Mbit/s.
4. Auf welchen Geräten und Plattformen kann ich Netflix nutzen?
Einer der größten Pluspunkte von Netflix ist dessen Flexibilität in Sachen Abspielgeräten. Der Dienst lässt dich nahtlos zwischen PC-Browser, Spielekonsole, Smart TV, Android-Tablet, iOS-Gerät oder Chromecast-Stick wechseln und bietet stets eine ähnliche Usability. Praktisch ist dabei, dass sich Netflix deinen Fortschritt bei Serien oder Filmen merkt. Brichst du also eine Folge “Doctor Who” auf deinem TV ab, kannst du später auf deinem Tablet an exakt der gleichen Stelle weitergucken und umgekehrt.
5. Worin unterscheidet sich Netflix noch von seinen Mitbewerbern?
Neben der Plattform-Unabhängigkeit und der hohen Qualität der einzelnen Apps unterscheidet sich Netflix vor allem durch ein ausgeklügeltes Empfehlungssystem von der Konkurrenz. Der Dienst analysiert ständig deinen Geschmack und liefert überraschend treffsichere Vorschläge. Außerdem lassen sich Inhalte sehr einfach bewerten und dank Facebook-Connect spielt auch ein großer sozialer Faktor mit. Denn so siehst du immer, was deine Freunde gut finden und entdeckst so mitunter Dinge, die du noch nicht kanntest. Ein ähnliches Prinzip wendet auch Spotify an.
Ein im Hinblick auf die angepeilte Zielgruppe nicht zu verachtender Vorteil von Netflix ist zudem, dass sämtliche Inhalte sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch verfügbar sind. Die Sprache lässt sich ohne Unterbrechung während der Wiedergabe umstellen, auch Untertitel sind für alle Inhalte verfügbar – das gibt es bei keinem der Konkurrenten.
Anders als beispielsweise beim Konkurrenten Watchever können Inhalte nicht Offline gespeichert und später ohne Internetverbindung betrachtet werden. Unterwegs ist Netflix also so gut wie unbrauchbar, vorausgesetzt du hast kein extrem schnelles Mobilfunk-Netz und andererseits keine unlimitierte Datenflat.
Fazit
Netflix punktet beim Start vor allem mit seiner Plattform-Unabhängigkeit, seinen Exklusiv-Serien und der Möglichkeit sämtliche Inhalte auch auf Englisch abspielen zu können. Das Angebot ist nicht überragend, aber unserer Meinung dennoch besser als gedacht. Wer ein breites Angebot an Film-Klassikern oder vor allem deutsche Serien sehen will, wird eher bei Maxdome oder Watchever fündig. Wir sind aber gespannt, wie sich Netflix in den kommenden Monaten entwickeln wird. Das technische Fundament ist auf alle Fälle mehr als gelungen, jetzt müssen nur noch zügig weitere Inhalte folgen.