Smartwatches sind per se nichts neues, mit der Vorstellung von Android Wear hat die vermeintliche Zukunftsbranche aber ordentlich Fahrt aufgenommen. Grund genug, in diesem Trubel kurz Inne zu halten und sich umzusehen, welche Plattformen und Unternehmen aktuell mitmischen.
Android Wear: Googles Kampfansage an die Smartwatch-Welt
Initiator: Google
Partner: Â ASUS, Broadcom, FOSSIL, HTC, Intel, LG, MediaTek, Imagination Technologies (MIPS), Motorola, Qualcomm, Samsung
Nach dem Motto „klotzen nicht kleckern“ geht Google beim Thema Smartwatches höchst ambitioniert zu Werke. Die stark angepasste, im Kern aber auf Android basierende Wearable-Plattform „Android Wear“ macht unter allen aktuell bekannten Playern den ausgereiftesten Eindruck. Dafür verantwortlich sind nicht nur das überaus ansprechende Uhren-Design der Motorola Moto 360, sondern auch die Funktionen, die bisher gezeigt wurden.
Anstatt wie manch andere Plattformen auf eine Touch-Bedienung und winzige Icons zu setzen, integriert Google den intelligenten Alltags-Assistenten Google Now, der auch bei der konzeptionell ähnlich gestalteten Datenbrille Google Glass eine zentrale Rolle einnimmt. Daneben werden wie bei allen anderen Smartwatches Benachrichtigungen vom Smartphone auf die Uhr gepusht, und auch der obligatorische Gesundheits- und Fitness-Aspekt wird ab Werk unterstützt werden.
Ob und wie diese Features funktionieren, werden wir spätenstens im Juni 2014 wissen, denn da sollen die LG G Watch und die Moto 360 erscheinen.
Die Ausgangslage ist bei Android Wear sicherlich die beste, denn neben Motorola und LG hat Google auch Unternehmen wie ASUS, HTC, Intel, Qualcomm oder Samsung an Bord. Und nicht zuletzt dürfte hier FOSSIL als Partner wichtig sein, wodurch wir wohl auch mit teuren Designer-Uhren auf Android Wear-Basis rechnen dürfen.
Tizen OS: Von Samsungs Plan B zum Wearable-Betriebssystem
Initiator: Tizen Association
Gründer: NEC, NTT docomo, Panasonic, Samsung, Vodafone
Partner (unter anderem): Orange, Telefonica, Verizon, ARM, Adobe, Huawei, Mozilla
Tizen war lange Zeit hinweg „nur“ als Smartphone-Betriebssystem im Gespräch. Verantwortlich dafür war Samsung, die in losen Abständen entsprechende Geräte zeigten, was nicht ganz zu unrecht als kleiner Wink mit dem Zaunpfahl an Googles Android interpretiert werden konnte. Und so wurde gemutmaßt, Samsung könne es sich aufgrund seiner dominanten Marktstellung womöglich erlauben, ganz auf Android zu verzichten und Galaxy-Geräte künftig mit Tizen ausliefern.
Dieses Szenario hat sich aber nicht bewahrheitet, dazu dürfte Tizen wohl noch zu weit von einer Serienreife entfernt sein (dass dem so ist, wird jeder bestätigen, der Tizen etwa auf dem MWC schon einmal selbst ausprobiert hat).
Allerdings setzt Samsung bei seinen Wearables auf Tizen, so laufen etwa die Gear 2, Gear Neo und Gear Fit auf der Plattform und sogar auf der ersten Galaxy Gear wird per Update Android mit Tizen ersetzt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang jedenfalls, dass Samsung hier nicht nur sein eigenes Süppchen kocht, sondern gleichzeitig auch bei der Android Wear-Initiative von Google dabei ist. An sich ist das aber sicherlich eine gute Entscheidung, sich mehrere Optionen offen zu lassen.
SmartWatch-Plattform: Sony bleibt sich selbst treu
Initiator: Sony
Partner: Sony
Anders als Samsung bleibt Sony seiner eigenen Plattform unbeirrt treu. Anstatt ebenfalls an Smartwatches auf Android Wear-Basis zu arbeiten, will Sony weiterhin seine etablierte SmartWatch-Plattform nutzen.
Laut Sony habe man bereits zu viel Zeit und Energie investiert, um das ambitioniert vorangetriebene Projekt durch etwas Neues zu ersetzen. Das ist durchaus verständlich, vor allem will Sony damit nicht seine Software-Partner verärgern, die mit dem SmartWatch-SDK Uhren-Apps bauen.
Einen weiteren Vorteil könnte Sony auf lange Sicht noch haben: Die SmartWatch-Plattform ist weniger eingeschränkt als die Konkurrenz. Samsung-Wearables funktionieren nur mit Galaxy-Smartphone und Android Wear erlaubt nach aktuellem Kenntnisstand keine größeren, autonom lauffähigen Apps. Hier könnte Sonys SmartWatch-Plattform mit seiner Offenheit und Flexibilität punkten.
Es bleibt aber abzuwarten, wie lange der Atem der Japaner hält. Denn die Verkaufszahlen waren bislang nicht berauschend und dürften neben der immer stärkeren Konkurrenz noch weiter schrumpfen. Aber wer weiß: Vielleicht hat Sony ja ein heißes Smartwatch-Eisen im Feuer.
Pebble OS: Das wegweisende Mini-Startup
Initiator: Pebble
Partner: Pebble
Das erfolgreichste Kickstarter-Projekt war quasi der Beweise dafür, dass Smartwatches trotz aller Unkenrufe zum trotz bereits im vergangenen Jahr ein Thema waren – zumindest für experimentierfreudige Early Adopter. Mittlerweile ist das Smartwatch-Pionierprojekt sogar hierzulande auf Amazon zu haben und bekam Anfang des Jahres ein überarbeitetes Metall-Modell spendiert.
Verglichen mit den Ansätzen von Google, Samsung und Sony ist die Pebble-Smartwatch deutlich minimalistischer. Schließlich gibt es keine Spracherkennung, kein Touch-Display, keinen Farb-Bildschirm und auch sonst wenig Schnickschnack. Die Hauptaufgabe der Pebble ist das weiterpushen von Benachrichtigungen. Und das erledigt die Smartwatch tadellos.
Mittlerweile gibt es zwar einen eigenen App-Store mit zugkräftigen Partnern wie Foursquare, allerdings dürfte die neue Generation von Smartwatches, die Mitte des Jahres anrollen, die Pebble Smartwatch in ihrer jetzigen Form nur mehr für Fans interessant machen – trotz der ordentlichen Akkulaufzeit.
Hier bleibt abzuwarten, ob die Macher von Pebble genug Power haben, um sich gegen den Smartwatch-Hype der großen Namen positionieren zu können.
Was denkt ihr? Welche Plattform ist für euch am spannendsten?