Samsung verdankt seine enorme Größe unter Anderem der Eigenbedarfs-Wachstumsstrategie. Dahinter steht, dass das Unternehmen versucht, Fremdanbieter peu a peu aus der supply chain zu entfernen und durch Eigenprodukte zu ersetzen.
Corning umgeht dieses Problem, indem es Samsung einfach zum Teileigentümer macht. Das erfolgt in einer vergleichsweise komplexen Transaktion, die das gemeinsame Joint Venture Samsung Corning Precision Materials Co., Ltd. als Investmentvehikel nutzt.
Im ersten Schritt übernimmt Corning die 43% des Unternehmens, die derzeit im Besitz von Samsung sind. Da Geschäfte im Allgemeinen eine Gegenleistung verlangen, bekommt Samsung im Austausch dafür Aktienoptionen. Das „Endziel“ davon ist, dass Samsung in Zukunft rund 7.4% des Gesamtunternehmens besitzt.
Zudem wurde ein langfristiger Liefervertrag für LCD-Glas abgeschlossen. Der bis ins Jahr 2023 (!) laufende Kontrakt sieht vor, dass Samsung die Glaspanele für seine Fernseher weiterhin bei Corning beschafft.
Im Rahmen eines Analystengesprächs begründete der CFO des Unternehmens die Transaktion mit der besseren geographischen Position des neuen Unternehmens. Laut James Flaws war SCP bisher ausschließlich auf den koreanischen Markt begrenzt – in Zukunft soll die Firma auch andere Märkte bedienen.
Aufgrund der großzügigen Zahlungen von Samsung dürften die Aktionäre von Corning der für 2014 geplanten Transaktion ohne viel Aufsehen zustimmen. Die von Flaws verlesene Erklärung für die Übernahme wirkt indes wie eine „cover story“, die an die Begründung für das Einstampfen des Omnia HD erinnert.
Denn: für Corning bedeutet diese Zusammenarbeit eine nicht unerhebliche „Erleichterung“. In der Vergangenheit hatten Zulieferer von Samsung immer das Schicksal von Osram vor Augen: die Firma lieferte den Koreanern genau so lange Foto-LEDs, bis die hauseigene Fertigungsstraße einsatzbereit war.
Völlig unklar ist indes, wie die anderen Kunden von Corning auf diese Partnerschaft reagieren. Samsung hat sich in der Vergangenheit zweifellos als verlässlicher Partner in Sachen LCDs und Komponenten erwiesen – ob die anderen Hersteller eine weitere Abhängigkeit goutieren, ist völlig unklar.
Denkt ihr, dass diese Zusammenarbeit langfristig Früchte trägt? Oder haben wir es hier mit einer taktischen Finte von Samsung zu tun?