Smartphones können Ärzten in Zukunft dabei helfen, zuverlässiger zu erkennen, ob Patienten an Depressionen leiden.
Auch interessant: Smartphones erkennen akute Depressionen
Die Daten, die ein Smartphone über seinen Benutzer sammelt, können Auskunft darüber geben, ob er deprimiert ist. So das Ergebnis einer Studie der Northwestern University in Chicago.
Um Depressionen zu erkennen, müssen Mediziner einerseits die Anzahl der Minuten berücksichtigen, die ein Smartphone-Besitzer sein Gerät benützt. Und andererseits die Standortdaten, die das Smartphone sammelt.
Je mehr Zeit jemand mit seinem Smartphone verbringt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er deprimiert ist: Die durchschnittliche Tagesnutzungszeit für deprimierte Menschen beträgt etwa 68 Minuten, während sie bei Menschen ohne Depressionen lediglich 17 Minuten beträgt.
Ebenfalls ein Anzeichen für Depressionen ist es, sich hauptsächlich zuhause oder aber nur an wenigen Orten aufzuhalten. Zusätzlich ein Hinweis auf Depressionen ist laut den Wissenschaftlern ein unregelmäßiger Tagesablauf, wenn ein Mensch also beispielsweise zu unterschiedlichen Zeiten zur Arbeit geht.
Das klingt vergleichsweise simpel. Es hat sich in den Untersuchungen der Northwestern University jedoch gezeigt, dass sich durch Analysieren dieser Informationen mit einer Genauigkeit von 87 Prozent Menschen identifizieren ließen, die an Depressionen leiden. Das Untersuchen der Smartphone-Daten erwies sich damit als zuverlässiger als das tägliche Befragen von Patienten.
„Bedeutsam ist dies, weil wir erkennen können, ob ein Mensch depressive Symptome hat und wie schwer diese Symptome sind, ohne ihn zu befragen“, erläutert David Mohr, einer der Autoren der Studie und Director des Center for Behavioral Intervention Technologies an der Northwestern University Feinberg School of Medicine. „Wir haben nun eine objektive Möglichkeit, Verhalten zu messen, das im Zusammenhang mit Depressionen steht. Und wir können dies auf passive Weise ermitteln. Mobiltelefone können die Daten unauffällig bereitstellen und ohne dass dazu eine Anstrengung von Seiten des Benutzers nötig ist.“
In Zukunft könne diese Methode es erlauben, depressionsgefährdete Patienten zu überwachen, so dass Ärzte schneller eingreifen können, wenn nötig.
Die Studie mit dem Titel „Mobile Phone Sensor Correlates of Depressive Symptom Severity in Daily-Life Behavior: An Exploratory Study“ ist am 15. Juli im „Journal of Medical Internet Research“ erschienen.
Quellen: Northwestern University, Journal of Medical Internet Research