Unsterblichkeit erlangen, das ist ein Ziel, das sich inzwischen viele seriöse Altersforscher setzen. Sie wollen uns beweisen, dass es möglich ist. Im ersten Teil durfte dazu Raymond Kurzweil Stellung nehmen. Nun kommen auch andere zu Wort.
Kurzweil ist natürlich nicht der einzige Denker, der uns ewiges Leben prophezeit bzw. wissenschaftlich belegen möchte, dass dies möglich ist. So haben Wissenschaftler der ETH Zürich bei drei Versuchstieren, unter anderem bei einem Fadenwurm, von zigtausend Genen jene isolieren können, die für das körperliche Altern verantwortlich sind. Und sie haben auch entdeckt, dass sich die Lebensspanne von Versuchstieren verlängert, wenn man nur eines dieser Gene verändert. Sie hatten beim Fadenwurm die Boten-RNS (Ribonukleinsäure) der Altersgene blockiert und stellten fest, dass dies sein Leben um mindestens fünf Prozent verlängerte.
Ein weiterer Verfechter ewigen Lebens ist der britische Bioinformatiker Aubrey de Grey. Er stellte fest, dass das Altern und dessen Verlängerung kaum Gegenstand von Biologen und Medizinern ist. Er beschloss daher, sich das entsprechende Wissen autodidaktisch anzueignen.
Auch de Grey ist der Ansicht, dass ewiges Leben in rund 25 Jahren möglich sein werde. Das Grundlagenwissen für die Entwicklung von Therapien zur Altersbekämpfung würden bereits existieren, sagt er. Immerhin sei laut de Grey das Altern eine der häufigsten Todesursachen. Und man könne es aufhalten. Man müsse nur die Zellen isolieren, die dafür verantwortlich sind. Am einfachsten, indem man körpereigene Killerzellen aktiviert.
De Grey befasst sich aber auch mit den moralischen und sozialen Aspekten des Ewig-Lebens. Ewiges Leben bedeutet für ihn nicht unendlich, sondern im Schnitt etwa 1.000 Jahre. Und da stellen wir uns natürlich die Frage, ob dies 940 Jahre Dahinsiechen bedeutet. De Grey glaubt, dass Altern als Krankheit aufzufassen ist – und damit kuriert werden kann. Er ist sich bewusst, dass man bestimmte Risiken vermeiden muss, um 1.000 Jahre alt zu werden. Und wir werden uns laufend Kontrollen unterziehen müssen. Doch dazu laufen wir nicht mehr zum Arzt. Wir sind ja digital mit den Gesundheitszentren vernetzt.
Dass wir immer mehr zu Cyborgs mutieren werden, liegt auf der Hand. Ein Smartphone, das wir heute mit uns herumschleppen ist ja auch gewissermaßen schon ein Teil von uns. Und es ist im Vergleich zu dem, was richtig große Computer zu leisten imstande sind, ein Rechenzwerg. Laut Mooreschem Gesetz von 1965 verdoppelt sich die Leistung von Computerchips alle ein bis zwei Jahre. Also werden die großen Computer kleiner und leistungsfähiger und in der Folge zum Teil in unseren Körper transplantiert werden können. Die Frage, die sich uns aufdrängt, ist: Wollen wir das überhaupt? Dass uns etwa eine Maschine befiehlt, ob und wann wir Sex haben sollen. Die Experten sind sicher: Ja, wir werden es wollen müssen, denn eine Alternative wird es nicht geben.
Im ersten der drei Teile befassten wir uns mit dem Zukunftsforscher Raymond Kurzweil. Dieser Teil erschien am 25. Mai.
Im dritten und letzten Teil geht es um die sozialen und moralischen Aspekte des ewigen Lebens. Dieser Teil erschien am 27. Mai.