In den ersten beiden Teilen zeigten die Altersforscher Kurzweil und de Gray auf, dass ewiges Leben prinzipiell bald möglich ist. Im letzten Teil stellen wir uns die Frage, ob wir überhaupt unsterblich sein wollen und was die Nachteile wären.
Neben der Angst des ewigen Lebens in einem alternden Körper schrecken uns auch noch andere Visionen vor dem Nicht-sterben-können ab. Wenn wir zehn Mal so lange leben wie bisher, dann wird die Erde bald übervölkert sein. Es sei denn, wir verzichten auf Nachwuchs. Das aber stellt die ganze Evolution auf den Kopf. Sind wir nicht genau deshalb hier auf Erden, um für Nachwuchs zu sorgen, à la longue die Erde mit jüngeren und widerstandsfähigeren Individuen zu bevölkern als wir es sind? Kann eine Gesellschaft überhaupt mit der Auflage, keine Kinder bekommen zu dürfen, leben? Es macht einen großen Unterschied, ob ich der Bevölkerung eines Landes vorschreibe, statt zwei Kinder nur mehr eines bekommen zu dürfen, oder statt einem keines mehr.
Und ist ein Gesundheitssystem, das 1.000 Jahre alte Leute versorgen muss, überhaupt leistbar? Es ist ja nicht so, dass der Prozess der Lebensverlängerung dann weiterhin langsam stattfindet, sondern relativ schnell und er betrifft ja auch nicht einige wenige, sondern fast alle Menschen – zumindest jene in den Industrienationen. Da sind wir auch schon beim nächsten Problem: Was ist dann mit den Bewohnern der Schwellenländer? Werden sich diese mit ihrer Situation zufriedengeben? Werden Sie akzeptieren, dass man sich ewiges Leben erkaufen kann – wenn man genügend Geld verfügbar hat?
Wie würde sich so ein langes Leben auf unsere Beziehungen auswirken? Fast 1.000 Jahre mit ein und demselben Lebenspartner zu leben, ist in unserem Gesellschaftssystem unvorstellbar. Wie viele Scheidungen würde es pro Leben geben? Und wie würden wir überhaupt gegen die Langeweile ankämpfen? Wann würden wir in den Ruhestand gehen? Und wenn jemand doch Kinder zeugt bzw. zeugen darf, würde er dann irgendwann einmal Ururururururururenkel haben?
Und würden wir nicht um vieles ängstlicher werden als bisher? Mit dem Wissen, 1.000 Jahre oder älter werden zu können, würden wir wohl jede Art von gefährlichen Aktionen vermeiden. Denn es ist ja nicht so, dass man nicht doch früher sterben könnte. Naturkatastrophen wird es nach wie vor geben und auch gegen Unfälle sind wird dann zwar sicher besser aber immer noch nicht ganz gefeit. Wer wird sich mit 100 Jahren trauen, auf einen Berg zu klettern? Er könnte dabei in sehr jungen Jahren durch Leichtsinn ums Leben kommen. Was nützen ihm dann noch die tröstenden Worte des Pfarrers bei der Beerdigung „Er hätte das ganze Leben noch vor sich gehabt …“
Hier geht es zu den ersten beiden Teilen: