Mit dem rasanten Wachstum mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets wird dieser Bereich auch für immer mehr Chiphersteller interessant und so drängen immer mehr Unternehmen mit immer leistungsstärkeren und gleichzeitig günstiger werdenden Prozessoren auf den Markt, was für viel Bewegung sorgt und zunehmend Probleme für scheinbar etablierte Hersteller wie zum Beispiel Nvidia mit sich bringt.
Vor zwei Jahren war der mobile Prozessormarkt noch sehr überschaubar: Samsung stattete die Galaxy-Smartphones mit den hauseigenen Exynos-Prozessoren aus und belieferte sogar Apple mit angepassten Chipsätzen – Qualcomm konnte zwar günstige Prozessoren anbieten, diese waren allerdings nicht annähernd so leistungsstark wie die Konkurrenten und Nvida hatte mit dem Tegra 2 den ersten Dual Core-Prozessor am Start, der beachtliche Leistungen erbringen konnte. Seit dem hat sich viel verändert – die Kräfteverhältnisse der genannten Hersteller wurden gehörig aufgemischt, da neben Intel und Huawei auch eine Vielzahl kleiner Hersteller mit durchaus überzeugenden Produkten auf den Markt drängen.
Nvidia
Die größten Probleme scheint derzeit Nvidia zu haben. Nachdem das Unternehmen mit dem Tegra 2 sehr gute Ergebnisse erzielen konnte, und der Tegra 3 zumindest auch noch ein sehr guter Prozessor war, der allerdings bereits deutlich stärkere Konkurrenten zu kämpfen hatte, scheint der Nachfolger, Tegra 4, nicht so recht zünden zu wollen und wird sogar bereits als Flop bezeichnet. Bereits kurze Zeit nach der offiziellen Vorstellung auf der CES Anfang Januar in Las Vegas, häuften sich die Gerüchte, dass Nvidia Probleme hat, Hardwarehersteller für den neuen Chipsatz zu interessieren. Es wurde schnell vermutet, dass dies daran liegen könnte, dass Nvidia das SoC zwar vorgestellt, aber nicht vorgeführt hat, so dass niemand so recht einschätzen konnte, wie leistungsstark der auf Cortex A15-Kernen basierende Tegra 4 eigentlich ist. Nachdem dieser Mangel auf dem MWC nachgeholt wurde und die versammelte Technikwelt mit beeindruckenden Resultaten in Staunen versetzt hat, schien es, hatten einige große Hersteller wie Toshiba, ASUS oder HP ihre Meinung geändert und nach und nach ein paar Tablets mit dem Tegra 4-Prozessor angekündigt. Bisher ist allerdings immer noch nicht eines davon im Einzelhandel verfügbar und von Tegra 4-befeuerten Smartphones hat man bisher auch noch nichts vernehmen können.
Einem Bericht der DigiTimes zufolge besteht tatsächlich nur wenig Interesse am Tegra 4 seitens der Gerätehersteller, da der Chipsatz schlicht zu teuer sei. Nvidia platziert den Tegra 4 ganz klar im oberen Mittelklasse- bis Premium-Bereich, allerdings gibt es immer mehr Prozessoren, die für deutlich niedrigere Preise ähnliche Leistung bringen. Die mit Tegra 4 bestückten Geräte wären schlicht zu teuer im Vergleich zur Konkurrenz, was in Zeiten des von Google mit den aktuellen Nexus-Geräten angezettelten Preiskrieges, nicht besonders attraktiv erscheint. Aufgrund des mangelnden Herstellerinteresses wird Nvidia mit der Einführung des günstigeren Tegra 4i, der zudem über ein integriertes Modem verfügt, noch etwas warten müssen.
Die Konkurrenz
Qualcomm
Nachdem der Hersteller jahrelang mit soliden, aber nicht herausragenden Chipsätzen auf dem Markt vertreten war, änderte sich dies schlagartig mit dem Snapdragon S4-SoC. Dieser war nicht nur schneller, sondern auch stromsparender als die Konkurrenz. Die Quad Core-Variante Snapdragon S4 Pro untermauerte diesen Erfolg abermals und katapultierte Qualcomm endgültig ganz nach oben unter den Chipherstellern. Die Anfang des Jahres vorgestellten Snapdragon-CPUs 600 und 800 gehören trotz etwas geringerer Leistung gegenüber den Klassenbesten vor allem durch den günstigeren Preis zu den beliebtesten Prozessoren auf dem Markt und ein Ende ist bei der derzeitigen Entwicklung nicht abzusehen.
Intel
Intel ist derzeit sicher einer der interessantesten Hersteller im mobilen Prozessorbereich. Dank der jahrzehntelangen Erfahrung im Desktop CPU-Bereich konnte das Unternehmen nach dem sehr späten Schritt auf den mobilen Prozessormarkt sehr schnell in Leistung und vor allem Energieeffizienz gegenüber der etablierten Konkurrenz aufholen. Die ersten Single Core-Prozessoren boten zwar im Vergleich zu ähnlichen Chipsätzen überdurchschnittliche Leistung und ermöglichten deutlich längere Akkulaufzeiten, allerdings war die Konkurrenz bereits bei Dual und gar Quad Core Prozessoren angelangt. Entsprechend wenige Geräte wurden daher letztendlich auch mit dem Atom-Prozessor ausgerüstet. Anfang des Jahres ist mit dem Dual Core-Nachfolger Clover Trail+ dann eine faustdicke Überraschung, als er in ersten Benchmarks sogar einen Großteil der Quad Core-Konkurrenz hinter sich ließ.
Erst kürzlich ist ein unbekanntes Gerät mit dem kommenden Bay Trail-Prozessor in einem Benchmark aufgetaucht und lässt erahnen, dass Intel in ganz naher Zukunft nicht nur vollständig zur Konkurrenz aufgeholt haben, sondern sogar an ihnen vorbeiziehen wird. Die Tatsache, dass Intel als bisher einziger Hersteller auf die altbewährte x86-Architektur setzt, während der Rest der Branche weiter auf ARM-Kerne setzt, scheint kein Problem darzustellen, da Intel die jeweils neueste Android-Version immer sehr schnell adaptiert.
Samsung
Was die Chipproduktion betrifft, wird Samsung derzeit ein bisschen Opfer des eigenen Erfolges. Nachdem die eigenen Exynos-Prozessoren bis zum Samsung Galaxy S3 und Note 2 jedes Smartphone-Flaggschiff der Koreaner angetrieben hat und das mit beachtlichen Benchmarks, musste der Konzern beim Großteil der ausgelieferten SGS4 überraschend auf einen Qualcomm-Chipsatz ausweichen und nur eine kleine Anzahl wird mit dem neuen Exynos 5 Octa ausgeliefert. Nun gab es sogar Gerüchte, dass dieser Prozessor nicht einmal im Galaxy Note 3 zum Einsatz kommen soll. Zum einen liegt dies an den Produktionsschwierigkeiten des Achtkernprozessors, aber auch an dem Erfolg der Galaxy-Serie und dass Samsung den Chipsatz derzeit nicht in den benötigten Stückzahlen fertigen kann. Es ist aber davon auszugehen, dass Samsung diese Probleme in Kürze behoben haben wird und spätestens bei den nächstjährigen Smartphone-Flaggschiffen wieder die eigenen Exynos-Chips eingesetzt werden.
Der Rest
Derzeit drängen unüberschaubar viele Hersteller, vor allem aus China, auf den mobilen Prozessormarkt und überfluten derzeit vor allem den Mittelklassebereich mit sehr günstigen, aber oftmals sehr ordentlichen Prozessoren. Rockchip konnte bereits im letzten Jahr mit einem performanten Chip für Aufsehen sorgen, ST Ericsson sorgt schon seit einiger Zeit in Sonys Xperia-Mittelklasse für gute Leistung und nachdem Huawei und MediaTek – die jeweils auch beide schon seit längerem mit eigenen Chips gute Ergebnisse erzielen – nun Octa Core-Prozessoren angekündigt haben, wird deutlich, dass die Marktanteile längst noch nicht festgelegt sind und noch jeder Hersteller Chancen am Markt hat, zumindest solange das jeweilige Produkt zu einem günstigen Preis angeboten wird.