Samsung ist im Moment der mit Abstand erfolgreichste Hersteller von Android-Smartphones. In Sachen Popularität spielen das Galaxy S3 und seit kurzem auch das Galaxy S4 locker in der Liga eines iPhone 5 von Apple mit. Die Strategie, den Markt mit einer großen Anzahl an preislich breit gestreuten Geräten zu fluten, geht offenbar auf und so ist Samsung seit April 2012 mit 93 Millionen ausgelieferten Geräten (1. Quartal 2012) der größte Handy-Hersteller der Welt. Zuvor war es übrigens das finnische Unternehmen Nokia, das wiederum 1998 Motorola entthronte. Doch diese Dominanz von Samsung könnte für Google letztlich zur Gefahr werden.
Google und Samsung: Eine Hassliebe
Das Verhältnis zwischen Samsung und Android ist seit jeher ambivalent: Einerseits ist der südkoreanische Elektronikkonzern hauptsächlich dafür verantwortlich, dass Googles mobiles Betriebssystem derart erfolgreich und dominant wurde. Andererseits kocht Samsung gerne sein eigenes Süppchen. So entfernte sich die Oberfläche der Galaxy-Geräte im Laufe der Zeit zusehends von Stock-Android und die jüngst mit dem S4 eingeführten Software-Extras verstärken diesen Eindruck noch. Zudem hält sich Samsungs Loyalität zu Android in Grenzen, denn Windows Phone-Geräte hat der Konzern genau so im Sortiment wie künftig auch Modelle mit dem eigenen Betriebssystem Tizen. Selbst einen eigenen App-Store, der abgeschottet vom Play Store läuft, bieten die Südkoreaner seit einiger Zeit an. Zwar fertigt Samsung für Google noch brav das Nexus 10, der Großteil der Einnahmen wird aber mit den eigenen Galaxy-Geräten erzielt. Und diese haben in Sachen Bekanntheitsgrad Android bereits überholt.
Galaxy ist bekannter als Android
Zusätzliche Brisanz bekommt die Hassliebe zwischen Google und Samsung durch die Tatsache, dass Ende 2012 das Wort „Galaxy“ erstmals seit 2010 (also dem Zeitpunkt, als der Aufstieg von Android begann) das Wort „Android“ bei den Google-Suchanfragen überholte. Das ist immerhin ein guter Indikator dafür, dass die Marke „Galaxy“ insgesamt relevanter (weil populärer) geworden ist als Android.
Diese erfreuliche Entwicklung ist vor allem einem klugen Marketingkonzept von Samsung zu verdanken: Anstatt für viele Geräte einzeln zu werben, werden in Werbespots ausschließlich die Top-Geräte der Galaxy S- oder Galaxy Note-Serie gezeigt. Dadurch wird nicht nur die Aufmerksamkeit auf diese Geräte gelenkt, sondern die Marke „Galaxy“ insgesamt ins Bewusstsein der Kunden gerückt. Wenn schließlich ein unbedarfter Kunde im Handy-Shop nach einem passenden „Galaxy“ fragt, so kann man das Marketing-Kunststück als geglückt bezeichnen.
Fazit
Die Beziehung zwischen Google und Samsung ist nach wie vor gut, beginnt aber zusehends angespannter zu werden. Die Tizen-Pläne von Samsung sind ambitioniert, so will man (ähnlich wie Mozilla mit dem Firefox OS) in Schwellenländern wie etwa Brasilien richtig durchstarten. Wenn sich das Betriebssystem dort etabliert, könnte Samsung womöglich Tizen auch auf teureren Geräten in unseren Breiten und so Android direkt Konkurrenz machen. Ein Problem ist aber sicherlich das App-Angebot, das bei Android gigantisch ist und ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines mobilen Betriebssystems darstellt.
Es bleibt auf alle Fälle abzuwarten, ob Samsung weiterhin seine Dominanz halten kann und ob dieses Mächteverhältnis von den Südkoreanern letztlich vielleicht dazu genutzt wird, um sich mit seiner Galaxy-Serie vom Google-Ökosystem loszureißen.
Was denkt ihr? Wie wird sich Samsung mit der Marke “Galaxy” künftig positionieren? Ist die Dominanz von Samsung gut oder langfristig eher schlecht für Google und Android?