Carsharing ist einer der größten Zweige der Sharing Economy. Neben vielen kommerziellen Anbietern gibt es aber auch Anbieter, die unter Privatleuten vermitteln. Wir haben uns mit Ruth Juric von Carsharing24/7 über die Sharing Economy und die Konkurrenz unterhalten.
Hier gehts zum ersten und zum zweiten Teil.
Ein Interview mit Ruth Juric (Carsharing 24/7)
Wie viele Nutzer habt ihr inzwischen in Deutschland? Und ist das Verhältnis zwischen Vermietern und Mietern ausgewogen?
Zurzeit kommen 520 Fahrzeuge auf rund 6500 Nutzer. Ausgewogen ist das Verhältnis – es spiegelt ziemlich genau die Zahlen des BCS wieder, der sagt, dass ein gut genutztes Carsharing-Fahrzeug bis zu 10 Fahrzeuge ersetzen kann. Bis dato haben wir unser „Kerngeschäft“ in Österreich, einzelne User in Deutschland und der Schweiz. Ein Rollout nach D und in die CH ist geplant.
Wie sieht es mit Versicherung Im Falle entstandenen Schadens am Fahrzeug aus?
Über die Plattform wird eine Vollkasko-Zusatzversicherung gebucht. Die gibt es in drei Varianten und ab 5,00 Euro pro Kalendertag. Sollte es zu einem Schaden kommen, wird dieser über dieser Zusatzversicherung abgewickelt. Die Versicherung des Autobesitzers bleibt in jeden Fall schadlos.
Wie behandeln die Nutzer eurer Erfahrung nach generell die Autos anderer?
Kurz: sehr gut! Erstens gibt es auf carsharing247.com eine Community in der sich Fahrer und Autobesitzer nach der Verleihung gegenseitig bewerten. Und zweitens ist ganz klar, will ich mir noch einmal das Auto von XY ausborgen, werde ich es natürlich sauber zurück bringen – und umgekehrt.
Ein gut genutztes Carsharing-Fahrzeug ersetzt bis zu zehn Autos
Wie wichtig sind Smartphones für euren Service?
Natürlich haben wir Apps für iPhone und Android, damit kann man schnell von unterwegs schauen, wo ist das nächste Auto. Viel verwendet werden die Apps von Carsharern in einem Team. Vor allem das Fahrtenbuch ist mittels GPS-Daten schnell geführt, diese Aufzeichnung wird dann auch für die autoBill, das automatische Abrechnungssystem benutzt.
Wir haben als erster Carsharing-Anbieter europaweit (wahrscheinlich auch weltweit) die Handysignatur eingeführt. Dazu wurden wir auch von der EU-Kommission eingeladen einen Vortrag in Brüssel zu halten.
Uber und Airbnb weht ein heftiger Wind aus der Old Economy entgegen, habt ihr mit ähnlichem Widerstand zu kämpfen?
Nein. Auch weil wir nicht hetzten oder uns mit großen Firmen anlegen, das wäre unklug. Wir sind keine Konkurrenz, und sie sind keine Konkurrenz zu uns. In Wien kam ein neuer Carsharing-Anbieter dazu, davon haben wir überhaupt nichts gemerkt, unsere Zahlen steigen stetig. Es sind einfach unterschiedliche Kundenkreise. Der Carsharing-Markt boomt, da ist für alle Platz. Vor allem durch die Urbanisierung wird der Bedarf an Carsharing weiter steigen. Für uns steht an erster Stelle der öffentliche Verkehr, und dort wo dieser an seine Grenzen stößt, geht es mit unserem Carsharing-Angebot weiter.
Wie wird sich die Sharing-Economy eurer Meinung nach künftig entwickeln?
Die CeBIT 2013 hat frischen Wind in diesen Bereich gebracht, aber als Haupteinnahmequelle einer Firma, glaube ich, werden die wenigsten davon leben können. Andererseits werden die „großen“ Firmen immer häufiger aufmerksam auf die „kleinen“ Mitstreiter und fühlen sich verstärkt bedroht. Ich finde auf alle Fälle, dass die gemeinschaftliche Nutzung von Sachgütern ein wichtiger und richtiger Schritt weg von unserer Wegwerfgesellschaft ist.
Die unterschiedlichen Apps im Ãœberblick
Carsharing 24/7
Ursprünglich in Österreich gestartet expandiert CarSharing24/7 langsam aber sicher auch nach Deutschland und in die Schweiz. Über den Dienst kann man Autos von Privatpersonen mieten und so einerseits günstig mobil sein, oder andererseits die Fixkosten für das eigene Auto reduzieren. Gegenüber kommerziellen Carsharing-Anbietern ist das Angebot günstiger und besser für die Umwelt, da die vorhandenen Autos effizienter genutzt und weniger neue Autos angeschafft werden.
Uber
Uber ist einer der bekanntesten Vertreter der Sharing Economy. Das liegt vor allem an der aggressiven Expansionspolitik des Unternehmens. Angefangen hat das Unternehmen 2009 in San Francisco als Limousinenservice. Dieser wird unter UberBlack auch immer noch angeboten, bekannter ist das Unternehmen aber durch die Vermittlung von Fahrgästen an private Fahrer unter dem Namen UberPop. Bis heute hat Uber aber auch die Vermittlung an klassische Taxis unter UberTaxi im Angebot und experimentiert in verschiedenen Städten immer wieder mit verschiedenen Formen von Lieferservices. Für die Bereitstellung der Plattform und der Zahlungsabwicklung kassiert Uber 20% des Fahrpreises.
Rechtsstreit
Das Unternehmen steht vor allem bei den Taxiverbänden in der Kritik, da es sich nicht an rechtliche Beförderungsbestimmungen hält. Eine erste einstweilige Verfügung gegen den Dienst UberPop im Juli 2014 hat das Unternehmen schlicht ignoriert. Im September haben allerdings mehrere Gerichte beschlossen, dass die Dienste UberPop und UberBlack gegen Wettbewerbsrecht verstoßen und diese daraufhin unter Androhung von Geldstrafen bei Zuwiderhandlung verboten. Uber hat in Berlin die Preise auf  0,35€ pro Km gesenkt und umging damit die Notwendigkeit einer Konzession nach dem Personenbeförderungsgesetz, da es nun eine Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten ohne Verdienst darstellt. Angeboten wird der Service allerdings nur noch an Wochenenden.
Airbnb
Airbnb gehört neben Uber nicht nur zu den bekanntesten, sondern auch erfolgreichsten Unternehmen der Sharing Economy. Die Möglichkeit unproblematisch und transparent Schlafplätze von Privatpersonen mieten zu können, hat einen großen Reiz auf viele, vor allem junge, Reisende. Wir haben Julian Trautwein, den Pressesprecher von Airbnb zum Stand der Dinge und zur Zukunft des Unternehmens und der Sharing Economy befragt.
Julian Trautwein – Pressesprecher DACH bei Airbnb:
Wie seht ihr eure Rolle in der Sharing Economy?
Airbnb ist einer der Vorreiter der sogenannten Sharing Economy. Bei Airbnb teilen die Menschen etwas sehr Persönliches, ihr Zuhause. Wir sehen es deshalb auch als unsere Aufgabe an, das Vertrauen der Shareconomy-Teilnehmer in das Konzept zu stärken – mit Hilfe von zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen sowie persönlichen gegenseitigen Bewertungen.
Wie schätzt ihr die Zukunft der Sharing Economy ein?
Carsharing oder Kleidertausch ist heute so beliebt wie nie zuvor. Wir glauben, dass die Shareconomy sich weiter durchsetzen wird. Wir sehen in unseren Airbnb Gastgebern „Mikro-Unternehmer“, die durch das Teilen ihres Wohnraums in der Lage sind, ihre Rechnungen zu bezahlen und in ihren Wohnungen zu bleiben.
Wie wichtig ist die Entwicklung von Mobile-Geräten wie Smartphones für Airbnb gewesen?
Portale wie Airbnb vernetzen Menschen auf der ganzen Welt, die Dinge teilen möchten und den Kontakt zu anderen suchen. Smartphones und andere mobile Geräte vereinfachen das Teilen und Tauschen weiter und machen eine Integration in den Alltag leicht. Reisende können z.B. über unsere App in den Airbnb Unterkünften weltweit nach ihrer Traumlocation suchen, diese buchen und ihren Reiseplan zusammenstellen. Gastgeber organisieren mit Hilfe der Airbnb-App ihre Buchungen und können mit ihren Gästen direkt kommunizieren. Unsere Nutzer verbringen immer mehr Zeit auf mobilen Endgeräten, daher legen wir viel Wert darauf, Ihnen die Nutzung von Airbnb so einfach wie nötig direkt vom Smartphone oder Tablet zu machen.
Kritiker werfen Airbnb vor, dass viele Apartments in beliebten Stadtteilen durch Dauervermietung dem normalen Wohnungsmarkt entzogen werden, was zu einem Mietanstieg führt. Einige Städte wie Berlin sind auch schon dagegen vorgegangen.
Wie steht ihr dieser Kritik gegenüber?
Unsere Studien zeigen: Der Großteil der Airbnb-Gastgeber vermietet gelegentlich das eigene Zuhause. Ihr Airbnb-Einkommen ist gering, aber bedeutend. Viele können sich dank Airbnb die steigenden Mieten besser leisten. In einer von der GEWOS durchgeführten Studie wurde untersucht, ob das Teilen von Wohnraum negative Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Wohnraum in Berlin hat. Die Analyse zeigt, dass Airbnb und die Airbnb-Gastgeber keinen signifikanten Einfluss auf den Mietspiegel oder die zur Verfügung stehenden Wohnungen in Berlin haben.
Was haltet ihr von den Forderungen an die Politik, die aufkeimende Sharing Economy stärker zu regulieren und so die Old Economy zu schützen?
Die Shareconomy ist eine neue Bewegung, die in der Form erst seit wenigen Jahren existiert. Vor allem im Zuge der Wirtschaftskrise (2008/2009) suchten Menschen nach Möglichkeiten, ihren Konsum zu reduzieren, gleichzeitig ihren Lebensstandard zu halten und/oder sich neue Verdienstmöglichkeiten zu erschließen. Eine davon ist Airbnb. Viele der rechtlichen Rahmenbedingungen sind jedoch noch aus der Zeit vor dem gesellschaftlichen Wandel – d.h. Regierungen und Gesetzgeber prüfen jetzt, wie mit dieser Entwicklung umgegangen werden kann. Dabei arbeiten wir weltweit mit Gesetzgebern zusammen, um sie über die positiven Effekte der Sharing Economy aufzuklären und gemeinsam an fairen Regulierungen zu arbeiten.
Crowd-Sourcing per App – Arbeitskräfte teilen statt anstellen
Mit ein paar Klicks auf dem Smartphone quasi im Vorbeigehen den Lebensunterhalt oder zumindest ein ordentliches Zubrot zu verdienen, klingt sehr verlockend – dies versprechen verschiedene Clickworking-Anbieter. Clickworking ist eine Randerscheinung der Sharing Economy und gehört nur indirekt dazu, da hier nicht Privatpersonen etwas mit Privatpersonen teilen, sondern Unternehmen Jobs über Plattformen für alle Nutzer anbieten. Dabei handelt es sich meist um kleine und einfache Aufgaben, die entsprechend mit geringen Beträgen entlohnt werden. Erst in der Masse kommt ein ansehnlicher Betrag zusammen. Sowohl die Art der angebotenen Jobs und der entsprechenden Entlohnung unterscheiden sich jedoch sehr stark von Anbieter zu Anbieter.
Appjobber
Die Anwendung Appjobber gibt es bereits seit Ende 2011. Einer der Hauptpartner ist der Hersteller von Navigationssystemen TomTom und dementsprechend wird die Jobliste auch viel um die Erfassung von Geo- und Verkehrsinformationen. Diese Jobs lohnen sich aufgrund der Fahrzeit wirklich nur, wenn man zufällig in der Nähe ist. Andere Jobs gibt es aber natürlich auch. Je nachdem wo man wohnt unterscheidet sich die Anzahl der verfügbaren Jobs – insgesamt ist das Angebot aber eher überschaubar, so dass man nur wenig Geld verdienen kann. Dieses wird dann gegen Rechnung ausgezahlt, wobei Nutzer angeben müssen, ob sie Privatpersonen, Kleinunternehmer oder Vollunternehmer sind.
Streetspotr
Etwas mehr hat da schon Streetspotr zu bieten, ansonsten hätte das Unternehmen nicht mehrere zehntausend Nutzer, die jeden Monat mindestens einen Job erledigen. In der App werden auf einer Karte die in der Nähe befindlichen Jobs angezeigt, die auch nur angenommen werden können, wenn sich der Nutzer im Umkreis von 400 Metern davon befindet. Genaugenommen kann er ihn nur reservieren und hat dann einen bestimmten Zeitraum, in dem er den Job erledigen muss – ansonsten wird er wieder freigegeben. Der Anbieter gibt selber an, dass Power-User im Monat auf knapp 200-300 Euro kommen. Für den Lebensunterhalt also deutlich zu wenig, aber das ist auch nicht das Ziel. Auszahlungen werden bei Streetspotr ausschließlich über PayPal abgewickelt.
Roamler
Bereits bei der Anmeldung macht es Roamler den geneigten Nutzern mitunter recht schwer. Anhand der Location-Daten wird überprüft, wie viele Nutzer in der Region bereits angemeldet sind – sollten es zu viele sein, verweigert die App den Zugang. Hat man es doch geschafft, muss man aber erst das erste Level ohne Verdienstmöglichkeiten absolvieren. Die Jobs sind jedoch sehr einfach und schnell erledigt und mit den gesammelten Experience Points (XP) ist man schnell im nächsten Level. Hier variieren die Jobs dann von sogenannten Store-Checks, bei denen Nutzer bestimmte Produkte in vorgegebenen Geschäften kontrollieren und fotografieren müssen, bis zu Kreativjobs (Beschreibung, wie man zu Hause Kaffee zubereitet), die nur XP bringen. Die Verdienstmöglichkeiten schwanken daher mitunter stark.