Zur großen Überraschung von Presse und Konsumenten bringt Samsung den neuesten Vertreter seiner Phablet-Serie „Note“ nicht nach Europa. Kann das 5,7 Zoll große Galaxy S6 edge+ den Thron des Phablet-Königs erben?
Ist es das Ende von Samsungs Note-Reihe in Europa? Fans des stiftbewehrten Leistungsprotzes schluckten schwer, als im Zuge von Samsungs letztem Unpacked-Event klar wurde, dass die eben vorgestellte fünfte Version nicht für europäische Konsumentenhände gedacht ist. Die würden, so Samsung, den Eingabestift nämlich kaum nutzen und seien folglich mit einem großformatigen Gerät der S-Serie besser bedient. Dazu kommt, dass die Edge-Variante des Samsung-Flaggschiffs vom letzten Herbst die vom Hersteller erwarteten Absatzzahlen deutlich übertroffen hat. Die Europäer sind offenbar ganz große Fans von geschwungenem Glas. Samsung kombiniert und bringt – nicht Zufällig noch vor der Präsentation des neuen iPhones – einen Note-Ersatz mit Kurvendisplay.
Nimmt man das S6 edge+ zur Hand, überrascht zunächst das geringe Gewicht. Für ein Gerät dieser Größe (Bildschirm: 5,7 Zoll) sind 153 Gramm sehr leicht – der indirekte Vorgänger Note 4 wiegt 176 Gramm, Erzrivale iPhone 6 Plus immerhin 171 Gramm, obwohl dessen Bildschirm nur 5,5 Zoll groß ist. Das edge+ ist auch kompakter als die Konkurrenten mit gleich großem Bildschirm – auffällig sind die schmalen Ränder hin zu den seitlichen Gehäusekante. Da kommt es schon vor, dass die Finger der haltenden Hand in den ausgeleuchteten Bereich des Displays ragen. Fehleingaben sind aber kein Problem, das edge+ erkennt und ignoriert unabsichtliche Berührungen des seitlichen Bildschirmteile sehr zuverlässig.
Ist der gebogene Bildschirm mehr als ein Design-Element? Samsung beharrt auf der Antwort: Ja. Unter dem Namen „Apps Edge“ hat der Hersteller den seitlichen Bildschirm mit neuen Funktionen versehen. Neben dem Schnellzugriff auf „VIP-Kontakte“ bringt ein gezielter Wisch vom rechten (oder wahlweise auch linken) Bildschirmrand eine frei belegbare Schnellstartleiste für Apps zum Vorschein. Außerdem lässt sich der gebogene Teil des Bildschirms als gedimmte Nachtuhr einsetzten und zeigt Benachrichtigungen, Wetter und News-Feeds an, wenn man längs darüberstreicht (obwohl sich unser Testgerät beim Erkennen dieser Geste sehr zickig zeigte). Der Rest des Bildschirms ist über jede Kritik erhaben: Er ist AMOLED-typisch farbkräftig und auch recht hell. Die QHD-Auflösung (2560 x 1440) sorgt für eine Pixeldichte von 518ppi, einzelne Pixel lassen sich im Gebrauch höchstens mit den Lupenlinsen einer VR-Halterung à la Google Cardboard wahrnehmen.
Was die Rechner-Hardware angeht, sind zwei Dinge vor allen anderen bemerkenswert: Der herstellereigene Prozessor vom Typ Exynos 7420 und die 4 GB Arbeitsspeicher in der besonders übertragungsschnellen LPDDR4-Technik. Die Kombination sorgt für Spitzenwerte in den Leistungs-Benchmarks, die bei der Grafik- und Browser Performance höher ausfallen als die des regulären Galaxy S6, das „nur“ 3 GB Speicher an Bord hat.
Das S6 edge+ kommt mit etlichen Ausstattungshighlights. Dazu zählt erstens die lichtstarke 16 MP-Kamera mit optischem Bildstabilisator, die detailreiche Bilder in Kompaktkamera-Qualität produziert. Zweitens ist da der in den Home-Button integrierte (und schon vom S6 bekannte) Fingerabdrucksensor, der sehr verlässlich arbeitet und den Bildschirm ohne spürbare Verzögerung entsperrt. Neu ist die drahtlose Schnellladefunktion, die den 3000mAh großen Akku des edge+ mithilfe eines passenden Ladeadapters in zwei Stunden kontaktlos lädt. Auf ein weiteres berührungsloses Feature des Geräts, die Mobile Payment-Lösung „Samsung Pay“ müssen Kunden im deutschsprachigen Raum indes noch warten – die funktioniert vorerst nur nur in den USA, Korea, Spanien und Großbritannien.
Das S6 edge+ ist als iPhone 6 Plus – Killer angelegt und wird diesem Anspruch auf der Qualitätsebene auch gerecht. Der beidseits abgerundete Bildschirm ist ein gelungener Design-Akzent, der praktische Nutzen von „Apps Edge“ und Co. hält sich aber in Grenzen. Die Tugenden der Samsung S-Serie – brillanter Bildschirm, exzellente Kamera, gute Ausstattung, hochwertige Materialien – werden dennoch mit Sicherheit viele Käufer anlocken. Zumindest jene, die sich nicht vom heftigen Verkaufspreis abschrecken lassen.
Heller, großer, scharfer Bildschirm
Ausgezeichnete Kamera
Kein SD-Karten-Slot
Sehr teuer
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