Bei der Überschrift könnte man glauben, wir schreiben allgemein über den Hersteller Huawei, der im Telekommunikationssegment ein solcher ist. Tatsächlich geht es aber um das Mate 8, den neuen Riesen im Smartphone-Sortiment der Chinesen.
Mit sechs Zoll Display-Diagonale ist das Mate 8 ein Gigant was die Abbildungsfläche anbelangt. Trotzdem wirkt das Gerät nicht wuchtig, klobig, unförmig oder zu groß gewachsen. Ein Blick auf das numerische Verhältnis von Display- zu Gesamtfläche verrät, dass bei diesem Modell nicht viel Platz an „dunkle Stellen“, also den nicht strahlenden Gehäuserest rund um den Bildschirm, verschwendet wurde. Das IPS-Panel nimmt starke 78% der Frontseite ein. Zum Vergleich: Bei Samsungs S6 edge+ sind es nur knappe 76%, beim Nexus 6P lediglich 71,4%. Tendenziell wird das Schirm-Rand-Verhältnis mit zunehmender Gesamtgröße immer besser, aber das Mate 8 sticht trotzdem heraus und kommt dem Idealziel „Fullscreen“ näher als die meisten. Um die vermeintlich ästhetische Diskussion spürbar in eine praktische zu überfahren, übersetzen wir die ganzen Zahlen in eine einfache Aussage: Dieses Phablet ist kleiner als andere Geräte mit gleichgroßem Display und damit alltagstauglicher.
Die wenigen Millimeter Unterschied können den Ausschlag für oder gegen ein Smartphone geben. Ein großer Schirm hat Vorteile beim Tippen, Lesen und Video-Schauen, aber prinzipiell Nachteile beim Handling. Da hier die Gesamtgröße aber eher auf dem Niveau eines kleineren Telefons liegt, könnte sich ein Kunde auch für die große Variante entscheiden. Vor allem Geschäftsleuten, die ihr Smartphone als mobiles Sekretariat nutzen, dürfte das Mate 8 ein wahrhaft enger Begleiter werden. In der Handtasche findet es sowieso Platz, aber eben auch noch im Sakko. Außerdem verfügt es mit seinem 4.000 mAh großen Akku und dem für einen Sechszöller „nur“ mit 1.920 x 1.080 Pixel auflösenden Schirm über gute Voraussetzungen, lange durchzuhalten. Huawei propagiert zwei Tage volle Nutzung, unsere Messung (knapp neun Stunden Video-Laufzeit) rechtfertigt diese Behauptung. Interkontinental-Flüge dürften also ohne Ausfall möglich sein.
Beflügelt geht es auch bei der Datenverarbeitung zu. Mit dem HiSilicon Kirin 950-Chipsatz, auf dem vier 2,3 und vier 1,8 GHz-Chipkerne sitzen, setzt sich das Mate 8 an die Spitze unseres Leistungsranking – obwohl wir nur die 3 GB-RAM-Variante testeten (4 GB stehen in Verbindung mit größerem Festspeicher, 64 statt 32 GB, zur Verfügung). Das ist beeindruckend. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Laufzeit eigentlich noch höher einzuschätzen.
Ebenfalls stark, aber nicht so herausragend ist die Kamera. Die 16 Megapixel im 4:3-Format sorgen für eine detailreiche Abbildung, aber auch die 12 MP in der Breitbildeinstellung stellen dahingehend zufrieden. Sehr gute Ergebnisse liefert der Foto-Chip vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen. Die Bilder, die wir bei normaler Raumbeleuchtung geschossen haben, wiesen jedoch einen leichten Schleier auf. Trotz der ungewöhnlich starken Selfie-Kamera haben wir in der Kategorie Ablichten nur vier von fünf Punkten vergeben. Zur Spitzennote fehlte aber nicht viel.
Will ein Telefon auch bei der Einkommens-Upper Class punkten, muss es gut aussehen und darf nicht klappern. Beides bietet das Mate 8. Das 2,5D-Display-Glas verleiht dem gesamten Gerät einen sanften Schwung, der dem Wischdaumen schmeichelt. Die Aluflanken sind dennoch kantig und erzeugen ein sicheres Griffgefühl. Der Metallkorpus lässt keinen Zweifel an seiner Solidität aufkommen, lediglich die zwei Schallgrills auf der Unterseite sind verdächtig. Musik hörten wir nur aus einem. Die klang dafür gut und war auch sehr laut.
Den Business-Touch untermauert die Schnellstart-Funktion für vier Apps aus dem Sperrbildschirm heraus durch Wischen über den unteren Rand. Eine davon ermöglicht Tonaufzeichnungen u.a. in den Modi Meeting und Interview und nutzt drei Mikrofone. Natürlich verfügt auch das neueste Mate über einen Fingerabdruck-Scanner auf der Rückseite. Mit ihm lässt sich das Telefon direkt aus dem Black Screen aufwecken.
Ist das Mate 8 ein stattliches Telefon, hergestellt von einem Industrie-Giganten für hochrangige Mitarbeiter globaler Unternehmen? Nein, nicht nur ein echter Industrie-Kapitän kann mit der Anschaffung glücklich werden. Aber so ein großer Freund macht trotz seines schmalen Wuchses einfach mehr Sinn für Nutzer, für die das Handy ein Büroersatz darstellt. In der Jeans stört das Mate eher.
Extreme Rechen-Power, lange Standzeit
Tolle Ausstattung & Android 6.0
Kamera mit kleinen Schwächen
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