Das zweite Tablet der Note-Serie. Starke Hardware, ordentliche Verarbeitung, viele Extras: Ein gelungener Angriff auf das iPad mini.
Der diesjährige MWC begann mit einem Knalleffekt: Zwar war bekannt, dass Samsung einen acht Zoll großen Note-Ableger in petto hat, überraschend war allerdings, dass die Koreaner das Tablet schon einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der Messe der breiten Öffentlichkeit präsentierten. Damit war gemeinhin nicht zu rechnen, das mediale Echo war entsprechend groß. Diese Anerkennung hat sich das Galaxy Note 8.0 aber auch verdient – die ersten Stimmen zum Gerät fielen überwiegend positiv aus. Wir haben den mittleren Bruder der Note-Geschwister ausführlich unter die Lupe genommen, und verraten euch auf den nächsten Seiten, was der Achtzöller so taugt.
Zuerst zu den nackten Tatsachen: Samsung stattet das Note 8.0 mit der im Moment besten Hardware aus. Unter der Haube werkelt ein mit 1,6 GHz getakteter Exynos 4412 Quad Core-Prozessor. In Zusammenarbeit mit 2 GB RAM und Android 4.1.2 lässt das Tablet seine Muskeln spielen. Es gibt keine Anwendung, die der Hardware Probleme bereiten – im Test liefen sämtliche Videos, Spiele und Apps butterweich, Aussetzer sind dem Note 8.0 ein Fremdwort. Untermauert wird diese Tatsache durch diverse Benchmark-Ergebnisse, bei An-Tutu erreichte das Gerät einen Wert von 17.097 Punkten. Damit greift es die ersten Plätze der inoffiziellen Tablet-Reihung an, nur der große Bruder, das Note 10.1, und das TransformerPad Infinity TF700T erreichen eine noch bessere Punktezahl.
Beeindruckend auch das Display: Dank der TFT-LCD-Technologie werden die Farben realitätsnah dargestellt, im Vergleich mit den AMOLED-Displays der Note-Smartphones wirken die Farben aber selbstverständlich blasser. Bei der direkten Gegenüberstellung mit dem Display des Note 10.1 zeigte sich aber, dass das LCD-Panel die Farben sogar ein wenig übersättigt darstellt. Schlussendlich eine Geschmackssache, objektiv bewertet ist die Bildschirmqualität des Note 8.0 aber ausgezeichnet. Überraschend die Größe: Mit einer Diagonale von acht Zoll greift Samsung direkt das iPad mini an, anders ist das recht ungewöhnliche Format nicht zu erklären.
Umrandet wird der TFT-LCD von einem Rahmen, wie gewohnt gefertigt aus Polycarbonat. Der Einsatz des Kunststoffs wirkt sich positiv auf das Gewicht aus: Mit nur 338 Gramm ist das Note 8.0 sogar leichter als das um ein Zoll kleinere Nexus 7. In den Rahmen eingelassen ist ein Slot für die microSD-Karten, die den werkseitig verbauten 16 bzw. 32 GB großen Speicher aufrüsten sollen. Auf der gegenüberliegenden Seite findest du die typischen Tasten, unter dem On/ Off-Button sitzt die Lautstärkewippe. Rückseitig verbaut ist eine 5 MP-Kamera, die ein wenig aus dem 7,9 mm dicken Gerät hervorragt – das Tablet liegt dadurch nicht plan auf, bei der Bedienung stört dies jedoch wenig. Vorderseitig ist eine 1,3 MP-Kamera verbaut, das ist der übliche Standard.
Setzte Samsung beim 10 Zoll-Note noch auf das gewohnte Tablet-Erscheinungsbild, orientiert sich der acht Zoll große Vertreter an der Designlinie der Note-Smartphones – sowohl in Bezug auf die Optik, als auch die Software betreffend. Hält man das Note 8 im Hochformat, wirkt es wie ein überdimensioniertes Note 2. Sämtliche Äußerlichkeiten sind an die Smartphone-Serie angelehnt. Keine schlechte Entscheidung – auf diese Weise schafft es Samsung, die Stärken beider Systeme in einem Gerät zu vereinen. Das fällt unter anderem sofort auf, wenn man einen Blick auf die Ladebuchse wirft: Vorbei die Zeit der proprietären Stecker, die Koreaner spendieren dem Note 8.0 einen handelsüblichen Micro-USB-Slot zum Laden des Akkus und zur Datensynchronisation.
Wem die visuellen Unterschiede nicht groß genug sind, die Software wird die letzten Zweifler überzeugen. Zwar setzen die Koreaner auch hier auf die TouchWiz-Oberfläche, allerdings auf die Smartphone-Version des Launchers. Für den Nutzer bedeutet das: Benachrichtigungsleiste oben, Menü-Button unten – also dem bisher üblichen Tablet-Erscheinungsbild entgegengesetzt. Apropos Benachrichtigungsleiste: Diese wird beim Note 8 erstmals transparent angezeigt, eine Neuerung, die bei der Präsentation des Galaxy S4 erstmals für Aufmerksamkeit sorgte.
Bei all den Neuerungen, die Samsungs neues Gerät aufgrund der Symbiose aus Phablet und Tablet mit sich bringt, eine Sache bleibt bestehen: Der S Pen. Wie immer ist der Stylus an der rechten unteren Ecke versteckt. Mit jedem neuen Note veränderte der interaktive Stift seine Form, der aktuelle Faktor kommt dem Prädikat „perfekt“ schon recht nahe. Er liegt wunderbar in der Hand und ist im Vergleich zum Stylus des Note 10.1 wieder ein wenig dünner geworden, nur die Länge blieb gleich. Also auch hier wieder ein Kompromiss in der Mitte – zwischen Note 2 und 10.1. Einzig das Problem mit der Position des Stift-Buttons bleibt bestehen: Die einzige Taste am S Pen ist nach wie vor zu weit oben positioniert, so richtig intuitiv lässt sich der Stylus damit nicht bedienen.
Eines ist allerdings auch beim S Pen neu: Erstmals ist es möglich, auch die kapazitiven Tasten neben dem Home-Button mit dem Stift zu bedienen. Samsung hört also durchaus auf seine Kunden, den Note-Sympathisanten war dieser Mangel schon lange ein Dorn im Auge. Bisher konnte man die Tasten nur mit den Fingern bedienen, in der Theorie musst du den Stift nun nie wieder aus der Hand legen.
Und noch etwas findet sich beim ausführlichen Testen des S Pens: Einige auserwählte Apps unterstützen mittlerweile Air View, Samsung beschränkt die Technologie nicht mehr nur auf native Anwendungen. Hinter dem Begriff verbirgt sich die Darstellung von Vorschauseiten, auch wenn du den Stift nur wenige Millimeter über das Display hältst. Die Nachrichten-App Flipboard, die vorinstalliert mitkommt, unterstützt dieses Feature nun beispielsweise erstmals.
Neben der Aufwertung von Flipboard spendiert der Hersteller dem Gerät noch einige weitere interessante Software-Extras: Erstmals ist auf einem Samsung-Gerät die App aNote HD vorinstalliert. Bei diversen Präsentationen zeigte sich das Unternehmen ob dieser Errungenschaft recht stolz, im Endeffekt verbirgt sich dahinter aber lediglich eine weitere Notiz-App. Zwar bietet die Anwendung einige nützliche Funktionen, zu Jubelstürmen verleitet aNote HD dennoch nicht.
Interessanter ist da schon die ebenfalls vorinstallierte App „Peel Smart Remote“. In Kombination mit dem verbauten Infrarotsensor verwandelst du das Note 8.0 in eine interaktive Fernbedienung für deinen Smart TV. Die Einrichtung der App nimmt zwar einige Minuten in Anspruch, dafür klappt die Bedienung danach einwandfrei. Unterstützt werden Geräte aller bekannten Hersteller, auch Pay TV-Sender stehen zur Auswahl. Die Besonderheit: Peel analysiert dein Fernsehverhalten, schlägt automatisch Sendungen vor und dient als zentrale Anlaufstelle aller relevanten Informationen zu Film und Fernsehen.
Ansonsten dominieren die üblichen Bekannten: Die verschiedenen Hubs dürfen da natürlich ebenso wenig fehlen wie Play Music oder der Google-eigene Browser Chrome. Erwähnenswert ist hiervon nur der Readers Hub, und der auch nicht des Hubs willen, sondern aufgrund einer anderen Neuheit: Das Note 8.0 kommt mit einem „Lese-Modus“ getauften Feature. Ist er aktiviert, verändert das Tablet die Farbdarstellung auf dem Display. Buchseiten sollen so realistischer wirken – der Unterschied ist klar erkenntlich. Wie viel das in der Praxis bringt, muss jeder für sich beurteilen. Wir konnten keine eklatante Verbesserung der Lesbarkeit feststellen. Das Feature funktioniert übrigens nicht mit jeder Anwendung, eine Liste mit unterstützten Apps findest du in den Einstellungen.
Der Angriff auf das iPad mini ist eröffnet und Samsung schickt einen ganz heißen Kandidaten in das Rennen. Das Note 8.0 überzeugt mit starker Hardware, perfekt abgestimmter Software und einer Menge nützlicher Extras. Da auch das Display und vor allem der Formfaktor überzeugen, steht einem Verkaufsschlager nichts im Wege.