So kannst du mit deinem Smartphone kostenlos telefonieren

Martin Reitbauer 5. March 2016 1 Kommentar(e)

Mit Smartphones kann man nicht nur Bilder seines Mittagessens auf Facebook teilen, sondern – Überraschung! – tatsächlich auch telefonieren. Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit Hilfe von Messengern, VoIP-Apps und smarter Hardware weltweit (fast) gratis in alle Netze kommen.

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Über E-Mail, Messenger und die vielen Kanäle der sozialen Medien läuft heutzutage ein großer Teil unserer täglichen Kommunikation. Aber die Kunst der mündlichen Konversation stirbt nicht aus – es gibt doch eine Menge von Dingen, die sich mit Emojis nicht ausdrücken lassen und auf der winzigen Handytastatur zu tippen ist nicht jedermanns Sache.

 

Von App zu App

Die flüssige, verzögerungsfreie Übertragung von Sprache übers Internet ist schon seit fast zwei Jahrzehnten möglich. Für viele Nutzer ist die Technik gleichbedeutend mit der Anwendung Skype, die noch vor wenigen Jahren der Quasi-Standard für gratis Internet-­Telefonie war. Freilich waren die Gesprächspartner ­dabei zumeist per Kabel-Headset an den PC oder Laptop gefesselt, unterwegs musste weiterhin der „Nokia-Knochen“ herhalten. Die rasend schnelle Verbreitung von Smartphones und Apps ab 2008 brach das Monopol auf – heute stehen neben Skype unzählige Apps zur Verfügung, über die sich (eine stabile Internet-­Verbindung vorausgesetzt) trefflich telefonieren lässt.

Das Fest- und Mobilfunknetz lebt

Die klassischen Telefonnetze sterben aber nicht aus. Einerseits sind diese nicht so ­fragmentiert wie die Messenger-Netze – sie müssen keine Freundschaftsanfrage senden, sondern ­einfach eine Nummer wählen – andererseits ist die Stabilität der Sprachverbindung nach wie vor ­unerreicht: Sind Verbindungsabbrüche bei ­Telefonaten per Smartphone-App doch eher die Regel als die Ausnahme, kommen sie in den Fest- und Mobilfunknetzen äußerst selten vor.

Per App ins Telefonnetz

Zum Glück sind die beiden Welten nicht vollständig getrennt: Eine Reihe von Anbietern (darunter auch Skype) stellt per App auch Gespräche in die Telefonnetze her. Dafür verlangen die Anbieter zwar Minutenpreise – für Nutzer von günstigen Prepaid-Tarifen ohne Flat und solchen, die oft ins Ausland telefonieren, kann sich damit aber ein deutliches Spar­potenzial auftun. Insbesondere die Auslands­tarife sind oft spottbillig – viele Anbieter verrechnen für die Minute nach USA, Indien oder China ­weniger als 1 ct. Das „globale Dorf“ rückt also ein Stück weit näher an die Wirklichkeit.

Aber nicht nur beim Telefonieren in das Ausland – auch beim Telefonieren IM Ausland können Sie per App jede Menge Geld sparen und die Roaming-Falle umgehen. Einerseits lässt sich mit Apps à la Skype, WhatsApp und Facebook Messenger im WLAN des Urlaubs­hotels genauso gratis quatschen wie in dem
zuhause, andererseits können Sie VoIP-Apps mit Rückrufservice nutzen, um vom Ausland auch Mobil- und Festnetznummern billig anzurufen.

Besitzer einer Fritz!Box können sich per VPN-Verbindung gar in den heimischen Router einbuchen und mit der App des Herstellers so telefonieren, als säßen sie zuhause auf dem Sofa.

Datenverbrauch

Das Telefonieren per App schlägt sich zwar nicht im Minutentakt auf die Telefonrechnung, wohl aber werden Daten „verbraucht“. Nutzen Sie die Services unterwegs im 3G- oder LTE-Netz statt im WLAN, reduziert dies Ihr gebuchtes Datenvolumen – je nach Tarif kann der vermeintliche Gratis-Anruf also sogar teurer sein als wenn Sie einfach übers Telefonnetz anrufen – weil Sie unter Umständen zusätzliche Datenpakete dazubuchen müssen, von Roamingkosten im Ausland ganz zu schweigen.

Welche Datenmenge in Telefongesprächen per App pro Minute fließt, ist höchst unterschiedlich und hängt von der Kompression (per Codec) der Sprachdaten ab. Im Allgemeinen bewegt sich die Menge aber zwischen 300 KByte und 1,2 MByte pro Minute.

Telefonieren mit Messengern

Waren die meisten Messenger-Apps bis vor kurzem noch auf die Ãœbermittlung von Kurznachrichten, Emojis und Fotos beschränkt, gehört mittlerweile bei ­vielen auch die Sprach- und Videotelefonie zum Repertoire. Das prominenteste Beispiel für diesen Wandel ist WhatsApp – das vor einigen Monaten mit der Einführung von Sprachanrufen zwischen WhatsApp-­Nutzern für Furore sorgte. Ãœber die zusätzliche Einführung von ­Videotelefonie wird seit längerem gemunkelt, der WhatsApp-­Eigentümer Facebook lässt sich aber nicht in die Karten schauen (hat seine ­eigene App, den Facebook-Messenger aber schon im April dieses Jahres mit dieser ­Funktion ausgestattet). Nur für Apple-User ­interessant ist „Facetime“ – die Video- und Audiochat-Anwendung, die nur auf ­iPhones und Laptops / Desktops von Apple läuft.

WhatsApp, Facebook-Messenger und Facetime erlauben nur Anrufe zwischen Nutzern der Anwendung. Mit Skype und dem Google-Messenger „Hangouts“ lässt sich auch in die weltweiten Mobil- und Festnetze telefonieren – dafür ­verrechnen die beiden Anbieter aber (wenn auch ­moderate) Minutenpreise.

 

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WhatsApp

WhatsApp ist der ­Messenger schlechthin, es gibt im deutsch­sprachigen Raum kaum ein Smartphone, auf dem der Dienst nicht installiert ist. Das macht ihn auch für Telefonate interessant – immerhin kann man die Mehrheit der (privaten) Kontakte auf diesem Weg erreichen und da die Kontaktliste der App immer mit dem Telefonbuch des Smartphones synchronisiert ist, sind auch neue Kontakte schnell hinzugefügt. In Zeiten von Allnet-Flats fällt die Ersparnis im Inland freilich gering aus – der Vorteil liegt lediglich in der im Vergleich zum Telefonnetz besseren Sprachqualität und darin, dass sich der Dienst auch im (und ins) Ausland gratis nutzen lässt. Allerdings bricht beim Telefonieren die Verbindung häufig ab und die Sprachqualität schwankt. Praktisch ist aber die Möglichkeit, die Qualität über die Einstellungen dauerhaft zu reduzieren, um unterwegs den Datenverbrauch zu senken.

 

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Facebook Messenger

Wer Facebook nutzt, kann auf dem Handy eine Zusatz-­App des sozialen Netzwerks installieren, die schlicht ­„Messenger“ heißt, aber allgemein ­„Facebook Messenger“ genannt wird. Diese App übernimmt den Versand und Empfang von Facebook-Privatnachrichten auf dem mobilen Gerät und erlaubt (seit 2013) auch Audio-Telefonate bzw. (seit April 2015) auch Videofonie. Auch mit Nutzern auf dem PC können Sie so kommunizieren – im Nachrichtenfenster auf der gewöhnlichen Facebook-Seite oder über die eigens dafür eingerichtete Seite messenger.com, wo Sie sich mit Ihrem Facebook-Account anmelden können. Das setzt natürlich voraus, dass der Laptop/PC mit Mikrofon (bzw. Headset) und gegebenenfalls einer Webcam ausgestattet ist. Die App auf dem Smartphone ist sehr intuitiv zu bedienen und kommt ohne un­nötigen Firlefanz aus (von den vielen „lustigen“ Stickers einmal abgesehen).

 

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Skype

Skype ist das Urgestein unter den Telefonie- und Videofonie-­Anwendungen, hat den Sprung auf die mobile Endgeräte aber erst sehr spät geschafft. Dazu kamen anfangs gewisse Probleme mit der Qualität der Mobil-Apps. Diese sind zwar längst ausgemerzt, aber Skype ist auf dem Handy bei weitem nicht so beliebt, wie es auf PCs und Laptops war und ist. Dabei ist Skype gerade für Situationen mit schlechter ­Internetverbindung (überlastetes Hotel-WLAN, schwache 3G-­Verbindung) eine gute Option: Der ­Messenger regelt in diesen Fällen geschickt die Sprachqualität herunter, um die Verbindung trotzdem zu ermöglichen. ­Bis­weilen kommt es aber trotzdem zu Abbrüchen und manchmal gibt es auch beim Verbindungsaufbau Probleme. Skype stellt (für einige Cents pro Minute) auch Verbindungen ins Telefonnetz her. Sogar Flat­rates können Sie hier buchen.

 

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Hangouts

Die App „Hangouts“ ist ­Googles Messaging- und ­Telefonie-App. Auf Android-­Geräten ist sie meist vorinstalliert (und kann hier auf Wunsch auch den Empfang und Versand von SMS übernehmen), sie läuft aber auch auf iPhones. Auf dem PC lässt sich Hangouts über hangouts.google.com im Browser nutzen und auch (Video-)Telefonate lassen sich hier führen.

Hangouts bietet nach unserer Erfahrung die stabilsten Sprachverbindungen – besser als Skype oder WhatsApp. Auch Konferenzanrufe mit Video sind möglich – jeder kann mit jedem sprechen und ­zwischen den Videobildern der Teilnehmer wechseln. Während des Videoanrufs können Sie auch von der Front- auf die Hauptkamera schalten, um dem Gesprächspartner Ihre Umgebung zu zeigen. Per Zusatz-App („Hangouts-Telefon – Anrufe“) können Sie zu moderaten Tarifen auch in die Mobil- und Festnetze telefonieren.

 

2) Telefonieren mit VoIP-Apps

Analog- und ISDN-Verbindungen im Festnetz werden in Deutschland schon bald Geschichte sein: Die Telekom stellt alle Leitungen auf IP-Technologie um, bis 2018 sollen Telefongespräche nur noch über das Internet laufen. Der Festnetz-Kunde soll davon weiter nichts merken – auch nicht bei den Tarifen.

Über sogenannte VoIP- und SIP-­Anbieter wie Sipgate, Easybell oder dus.net können Sie schon seit langem über das Internet in die Mobil- und Festnetze telefonieren – oft zu sehr attraktiven Bedingungen auch im und ins Ausland. Dienste dieser Art ­lassen sich auch über Apps für das Handy nutzen – dazu installieren Sie eine VoIP-­Anwendung und tragen in den Einstellungen die Zugangsdaten Ihres Anbieters ein. Zwei solche Apps stellen wir auf dieser Seite vor – sie lassen sich mit verschiedenen VoIP-Anbietern nutzen.

Da Sie bei manchen Anbietern zu ­Ihrem SIP-Konto sogar eine Ortsrufnummer bekommen, über die Sie per App Anrufe ­entgegennehmen können, brauchen Sie für das Handy eigentlich nur noch einen günstigen Datentarif, um auch unterwegs telefonisch erreichbar zu bleiben.

 

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MobileVoIP

Wer MobileVoIP benutzt, muss sich zuerst bei einem der unterstützten VoIP-­Anbieter anmelden – die Tarife sind direkt in der App einsehbar. Anrufverlauf und Kontakte werden vom Handy ­übernommen. Bei der Herstellung einer ­Verbindung ins Telefonnetz bietet MobileVoIP drei ­Optionen an: Die Verbindung per VoIP (per Internet ins Telefonnetz), über eine lokale Einwahlnummer (bessere Gesprächsqualität, aber lokale Gebühren) oder – für Spezialfälle interessant: eine Rückruffunktion. Damit können Sie sich zum Beispiel am ­Hotel-Telefon zurückrufen lassen und über dieses eine Verbindung zum Gesprächspartner herstellen, wenn die Internetverbindung des Handys für eine VoIP-Verbindung zu langsam ist. Die Gebühren fallen dann zwar doppelt an (vom Provider zu Ihnen und vom Provider zum Gesprächspartner), bei den niedrigen Tarifen fällt dies jedoch oft kaum ins Gewicht.

 

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Zoiper

Auch die VoIP-App Zoiper (in den App Stores für Android und iOS unter dem ­sperrigen Namen „Zoiper IAX SIP VOIP Softphone“ erhältlich) lässt sich mit verschiedensten VoIP- und SIP-Diensten nutzen. Sie müssen sich zuerst bei einem davon registrieren und Ihre Zugangsdaten in der App eintragen. Die Anwendung selbst ist in der Basisversion kostenlos, per In-App-Kauf lassen sich Zusatzfeatures wie Video-Anrufe freischalten. Ãœber das Einstellungsmenü erlaubt Zoiper tiefe Eingriffe in die Funktionen der App – so kann man hier etwa (über den verwendeten „Codec“) festlegen, ob man mehr Wert auf stabile Verbindungen oder auf hohe Sprachqualität legt. Sieht Ihr VoIP-Anbieter auch eingehende Anrufe vor, können Sie diese über die App annehmen. Bei Bedarf lassen sich Gespräche mit Zoiper auch bequem aufzeichnen – das Gegenüber muss dem aber natürlich zustimmen.

 

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3) Telefonieren mit Fritz!Box

Die Fritz!Box ist der am weitesten ­verbreitete DSL-Router in Deutschland. Modelle im höheren Preissegment (wie etwa das aktuelle Topmodell 7490) verfügen nicht nur über DSL-Modem, Netzwerk-Switch und WLAN, sondern stellen auch die Funktionen einer ­Telefonanlage bereit. Mit der neuen ­Anwendung des Herstellers – „Fritz!App Fon“ – lässt sich auch das Handy einbinden: Es verhält sich in der Telefonanlage dann wie ein Schnurlostelefon. Dank verschlüsselter VPN-Verbindung funktioniert das auch unterwegs, Sie können also auch vom anderen Ende der Welt sicher und günstig über den heimischen Anschluss telefonieren.

 

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Fritz!App Fon

Haben Sie die Fritz!App Fon (erhältlich für iOS und Android) auf dem Smartphone installiert und sind im WLAN der Fritz!Box eingebucht, fragt die App zuerst das Fritz!Box-Kennwort ab und verbindet sich dann mit der Fritz!Box im Netz. Damit ist die Einrichtung des Handys fürs Erste schon abgeschlossen – der Rest der Einstellung erfolgt über das Web-Interface Ihrer Fritz!Box im Browser auf dem PC. Hier wird Ihr Smartphone unter „Telefonie“ > „Telefoniegeräte“ wie ein Festnetztelefon aufgeführt. Es bekommt eine Durchwahl, Sie können ihm eine ausgehende und eingehende Ruf­nummer zuweisen.

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Damit das ganze nicht zu Hause im WLAN, sondern auch von unterwegs funktioniert, müssen Sie zuerst den Fernzugang auf die Fritz!Box einrichten. Der Vorgang ist mit wenigen Klicks im Web-Interface der Fritz!Box erledigt, die entsprechenden Schritt-für-Schritt Anleitungen finden Sie unter avm.de/vpn.

Ist der Fernzugang auf der Fritz!Box geöffnet, müssen Sie Ihr Handy anweisen, diesen zu nutzen. Unter Android tragen Sie die auf der Fritz!Box angezeigten Zugangsdaten unter „Einstellungen“ > „Drahtlos & Netzwerke“ > „VPN“ ein, beim iPhone geht das über „Einstellungen“ > „Allgemein“ > „VPN“.

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Ist das VPN aktiviert, können Sie mit der Fritz!App Fon unabhängig vom Standort über Ihren Festnetzanschluss telefonieren.

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