Auf Wiedersehen, WhatsApp? Der neue Service whistle.im will mit verschlüsselter Nachrichtenübertragung dem beliebten Messenger Konkurrenz machen.Â
Ihr seid zur gleichen Zeit auf zwei Parties eingeladen: bei der ersten Party ist die Location super, es gibt  kostenlose Getränke und zu allem Überfluss spielt auch noch eure Lieblings-Band. Die zweite Party findet in einer abgewrackten Bar statt, für eure Getränke müsst ihr selbst zahlen und die Musik ist grottenschlecht. Wo geht ihr hin? Natürlich zur ersten Party, oder? Und wenn ich euch sage, dass niemand eurer Freunde dort ist, weil sie sich alle auf der zweiten Party tummeln?
Genauso verhält es sich mit WhatsApp und seinen Konkurrenten. Während andere Nachrichtendienste sicherer sind, mehr Funktionen bieten und eine durchdachtere und schönere Benutzeroberfläche haben, bleibt der Service, der 2009 in Kalifornien das Licht der Welt erblickte, mit Abstand die Nummer 1. Wie kein anderer Nachrichtendienst profitiert WhatsApp dabei vom Sog-Effekt seiner mehr als 300 Millionen aktiven Nutzer.
Doch im Lichte der aktuellen Enthüllungen von Edward Snowden legen immer mehr Menschen einen größeren Fokus auf die Sicherheit ihrer Daten. Genau das will sich jetzt whistle.im zunutze machen, denn der neue Nachrichtendienst will WhatsApp an seiner empfindlichsten Schwachstelle treffen: Datenschutz.
whistle.im, das Projekt zweier Studenten aus Köln und Bonn, setzt dabei auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der gesendeten Nachrichten. Die Kommunikation zwischen zentralem Server und Sender bzw. Empfänger läuft über eine sichere SSL-Verbindung, dazu werden Nachrichten über ein System aus Private- und Public-Keys 2048 Bit-chiffriert und dechiffriert. Selbst wenn der Server also kompromittiert wurde, dürften Man-in-Middle-Angriffe schwer durchzuführen und die Kommunikation zwischen zwei whistle.im-Nutzern recht sicher sein. Das Kryptografiemodul des neuen Service ist quelloffen und kann von jedem eingesehen werden, die App als Ganzes allerdings nicht. Vor allem letzteres hat den Initiatoren des Projekts schon viel Kritik auf Reddit eingebracht.
Eine frühe Beta-Version der App ist bereits im Play Store erhältlich. Mit bislang 3,5 von 5 möglichen Sternen kommt sie aber nicht über eine mittelmäßige Bewertung hinaus. Unter anderem werden Hänger und Abstürze moniert, was für eine Beta allerdings nicht unnormal ist. Der Versand von Multimedia-Inhalten, beispielsweise Bildern, ist noch nicht möglich. Aber die Entwickler arbeiten fleißig am Dienst und rollen regelmäßig Updates für die App heraus.
Neben der Android-App sind noch Anwendungen für Windows Phone und iOS geplant, außerdem kann man whistle.im auch über den Browser nutzen. Wobei Sicherheitsforscher uneinig darüber sind, ob ein Browser mit den Einfallstor Javascript die richtige Umgebung für den Versand sicherer Nachrichten ist. Es gibt gleichermaßen Befürworter wie Gegner.
Es wird mit Sicherheit interessant sein, wie sich whistle.im und andere sichere Nachrichtendienste gegen WhatsApp in Zukunft schlagen werden und ob das Thema Datenschutz im Zuge von Prism, Tempora und Co. wirklich nachhaltig mehr Aufmerksamkeit erhält.
Nutzt ihr bereits einen sicheren Nachrichtendienst? Oder gehört ihr der “ich hab nix zu verbergen”-Fraktion an? Eure Meinungen dazu in die Kommentare!Â
Quelle: Reddit (via Android Next)