Vor der Auslieferung des Motorola X kursierten Gerüchte über den flexiblen inneren Aufbau – die Kunden sollten selbst über Arbeitsspeicher und Co entscheiden.
Als das Motorola X auf den Markt kam, sah die Sache weitaus ernüchternder aus. Das Aussehen des Telefons lässt sich anpassen, die (eher mittelklassigen) inneren Werte sind nicht veränderbar. Auf einem nichtöffentlichen Event – es lief aufgrund eines Terminkonflikts paralell zur Vorstellung der neuen iPhones – wurde Google’s Handybauer weitaus konkreter.
Neben der baldigen Wiedereinführung von Moto X’s mit angepasstem Gehäusedesign möchten die Amerikaner nun einen Schritt weiter gehen. In Zukunft sollen die Nutzer auch den Prozessor, die Größe des Arbeitsspeichers und eventuell sogar die Bildschirmauflösung ihres Telefons im Voraus wählen dürfen. Das Werk in Fort Worth baut das Telefon sodann zusammen und liefert es aus.
Dabei sind Latenzen von zwei bis drei Tagen erreichbar. Als das Moto X angekündigt wurde, rechnete man bei Motorola noch mit vier Tagen Fertigungsfrist – ein Wert, den die Arbeiter binnen kurzer Zeit unterboten.
Motorola setzt voll auf die Nationalismus-Karte. Das von vielen amerikanischen Politikern besuchte Event fand im in Fort Worth befindlichen Werk statt – diese ehemalige Nokia-Fertigungsstätte ist in Texas und dient zur Herstellung der “angepassten” Komponenten des Motorola X.
Selbstverständlich war auch der Gouverneur von Texas vor Ort. Er betonte mehrfach die Vorteile seines Wirtschaftsstandorts, und ließ die eine oder andere politische Anspielung fallen – bei Engadget beschrieb man seinen Auftritt als einen klassischen Fall von “we can, too”.
Ein Seitenhieb an Apple durfte ebenfalls nicht fehlen. Der Politruk bekam ein in den Staatsfarben coloriertes Motorola X in die Hand, und feuerte sein iPhone daraufhin von einem Balkon aus auf den Boden der Werkfläche.
Dieses – für Europäer eher unverständliche – politische Maneuver dürfte den Zahn der Zeit in den USA voll treffen. Der durchschnittliche Texaner macht sich seit Jahren Sorgen darüber, dass sein Land durch Outsourcing “deindustrialisiert” wird. Schon allein aus diesem Grund dürfte der eine oder andere republikanisch eingestellte Kunde zu einem Smartphone von Motorola greifen.
Bei liberal-demokratischen Nutzern dürfte dieses Maneuver wenig Freude verursachen. Allerdings sind diese im Moment sowieso auf die neuen iPhones fixiert, zweitens genießt Apple in diesen Kreisen sowieso einen nicht antastbaren Kultstatus – es kostet Motorola also nichts, diese Kundenschicht zu verärgern.
Fraglich ist, inwiefern die Chiphersteller Motorola einen Strich durch die Rechnung machen. Viele Prozessoren enthalten mittlerweile sogar ihren Arbeitsspeicher direkt auf dem Die, der in Zeiten von Palm III und Co bekannte externe RAM-Chip ist schon lange vom Aussterben bedroht.
Denkt ihr, dass sich dieses Konzept durchsetzt?
Quelle: AndroidNext