Mahlzeit digital: So bestellen Sie Lebensmittel im Internet

Hartmut Schumacher 1. October 2020 Comments Off on Mahlzeit digital: So bestellen Sie Lebensmittel im Internet Kommentar(e)

Warum Lebensmittel selbst schleppen, wenn man sie sich auch bequem an die Wohnungstür liefern lassen kann? Wir haben für Sie ausprobiert, wie gut dies bei drei großen Lebensmittel-Lieferdiensten tatsächlich klappt.

Unsere Einkaufsliste

• Brot: Lieken Urkorn Kraftklotz (500 g) oder Harry Vollkorn Urtyp (500 g)
• Milch: Weihenstephan Haltbare Milch 3,5 % Fett (500 ml) (oder ein ähnliches Produkt)
• Äpfel: Braeburn (etwa 1 kg)
• Tiefkühlpizza: Original Wagner Steinofen Pizza Mozzarella
• Schokolade: Milka Alpenmilch Schokolade zartherb (100 g)

Dieser Einkaufswagen mit „Grundnahrungsmitteln“ kostet in Rewe-Ladengeschäften etwa 7,90 Euro. Beim Discounter um die Ecke (genauer: Penny) zahlt man ungefähr 7,60 Euro.

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Lebensmittel-Lieferdienste liegen im Trend: 33 Prozent der Deutschen haben schon einmal Lebensmittel im Internet bestellt – und würden es auch wieder tun (laut einer repräsentativen Umfrage von Kantar TNS im Auftrag des Bundesverbands Digitale Wirtschaft [BVDW] aus dem Jahr 2018). Weitere 32 Prozent können es sich zumindest vorstellen, dies in Zukunft einmal auszuprobieren. Lediglich 25 Prozent lehnen das Einkaufen von Lebensmitteln im Internet kategorisch ab.

Es gibt gute Gründe, einen Lebensmittel-Lieferdienst in Anspruch zu nehmen. Zu den wichtigsten Gründen dafür gehören in der BVDW-Umfrage die folgenden:
• „Ich kann jederzeit bestellen.“
• „Ich muss weniger tragen.“
• „Ich spare Zeit.“
• „Man muss nicht in einen vollen Supermarkt gehen.“
• „Ich kann von überall bestellen.“
• „Die Suche nach bestimmten Produkten gelingt schneller.“
Manche dieser Gründe mögen auf den ersten Blick nach übertriebener Erste-Welt-Bequemlichkeit klingen. Die Zeitersparnis jedoch beispielsweise kann für Menschen mit Berufs- und Familienstress durchaus gravierend sein. Und der Vorteil, die Einkäufe nicht selbst nach Hause tragen zu müssen, ist für Menschen, die krankheits- oder altersbedingt körperlich eingeschränkt sind, ebenfalls ein wichtiges Argument.

Als Nachteile nennen die Befragten unter anderem die fehlende Möglichkeit, die Lebensmittel vor Ort zu prüfen. Auch die Versandkosten und die Befürchtung, mehr zu bezahlen als im Supermarkt, spielen eine Rolle. Hinzu kommt die Tatsache, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt zuhause sein muss, um die Lieferung in Empfang zu nehmen.

Soweit die Theorie. Wie gut funktioniert das in der Praxis? Für unseren Test haben wir uns drei Lebensmittel-Lieferdienste ausgesucht, die erstens nicht nur eine eng begrenzte Region abdecken und die zweitens eine App anbieten, mit der man die Lebensmittel per Smartphone bestellen kann.

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REWE – Dein Markt

Lieferzeiten und -gebühren

Der Rewe-Lieferservice ist in 75 deutschen Städten (darunter Berlin, Hamburg, München, Köln, Hannover, Frankfurt, Leipzig und Dresden) sowie in deren Umland verfügbar. Die Lieferung erfolgt von Montag bis Samstag zwischen 7 und 22 Uhr – auf Wunsch in 2-Stunden-Zeitfenstern. Die Liefergebühr beträgt je nach Zeitfenster und je nach Größe des Einkaufs zwischen 0,00 und 5,90 Euro. (Es gibt für die Liefergebühren auch eine Flatrate ab 6,99 Euro im Monat.)

Der Rewe-Lieferservice gehört zur international tätigen Rewe Group, die auch die über 3.300 Rewe-Supermärkte in Deutschland betreibt und damit (nach Edeka) den zweitgrößten Umsatzmarktanteil hat. Der Lieferservice existiert bereits seit 2011.

Das Sortiment

Der Online-Supermarkt von Rewe bietet ein großes Sortiment von etwa 10.000 Artikeln. Darunter nicht nur Lebensmittel, sondern auch andere Waren, die man typischerweise in einem Supermarkt findet – also beispielsweise Haushalts- und Drogerieartikel.

Die App

Bestellen können Sie einerseits über die Webseite des Online-Supermarktes und andererseits über eine Smartphone-App. Diese App lässt kaum Wünsche offen. Sie können wahlweise das Sortiment nach Stichwörtern durchsuchen oder aber sich die Waren nach Kategorien auflisten lassen.

Eine Favoritenliste erleichtert es Ihnen, häufig benötigte Waren bequem dem Einkaufs­korb hinzuzufügen. Auch das Betrachten bereits erfolgter Bestellungen ist möglich. Leider ist es nicht vorgesehen, einzelne Waren aus diesen Bestellungen in den aktuellen Einkaufskorb zu übernehmen. Dafür aber gibt es das Register „Meine Produkte“, mit dem genau dies möglich ist.


REWE - Alte App
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Die Preise

Die Waren unserer Einkaufsliste kosten beim Rewe-Lieferdienst 7,92 Euro – also auch nicht mehr als in einer Rewe-Filiale vor Ort. Hinzu kommt eine Liefergebühr von 4,90 Euro, wenn wir uns für ein bestimmtes 2-Stunden-Zeitfens­ter entscheiden. Oder aber eine Gebühr von 3,90 Euro, wenn wir bereit sind, den gesamten Vormittag oder Nachmittag auf die Lieferung zu warten. Da dies aber unsere erste Bestellung ist, entfallen die Liefergebühren komplett.

All dies ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Denn der Mindestbestellwert bei Rewe beträgt 50 Euro. Wir müssen den Warenkorb also noch gehörig auffüllen. Ein derart hoher Mindestbestellwert ist auf den ersten Blick etwas abschreckend. Allerdings sind Online-Super­märkte, bei denen pro Bestellung Liefer­gebühren anfallen, ohnehin eher für größere Bestellungen sinnvoll. Denn bei kleineren Bestellungen machen die Liefergebühren einen unangemessen großen Anteil am Gesamtpreis aus.

Zahlen können Sie per Kreditkarte, per Lastschrift, auf Rechnung oder über PayPal.

Die Lieferung

Die Lieferung ging beinahe tadellos vonstatten. Zu Beginn des zweistündigen Lieferzeitfensters erhielten wir eine SMS-Nachricht, in der der Lieferzeitpunkt auf eine halbe Stunde eingegrenzt wurde. Und innerhalb dieser halben Stunde tauchte der Lieferant tatsächlich auf.

Die Waren befanden sich in Papiertüten. Dies traf auch auf die Tiefkühlpizza zu, die aber offenbar unterwegs gut gekühlt wurde, denn sie war etwa so hartgefroren, wie wenn man sie gerade aus einer Tiefkühltruhe im Supermarkt genommen hätte.

Einziger Wermutstropfen: Zwei der bestellten Produkte waren ausverkauft. Laut der Beschrei­bung auf der Rewe-Webseite sollte der Lieferant in solchen Fällen dem Kunden beim Abliefern „ähnliche Ersatzprodukte“ anbieten. Dies war jedoch nicht der Fall.

POSITIV NEGATIV
• großes Sortiment
• gute Kühlung
• 2-Stunden-Lieferzeitfenster
• komfortable App
• Liefergebühr entfällt bei der ersten Bestellung
• hoher Mindestbestellwert von 50 Euro

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mytime.de

Lieferzeiten und -gebühren

Der Dienst MyTime.de verschickt seine Lebensmittel deutschlandweit. Und zwar hauptsächlich über reguläre Paketdienste (DPD oder DHL). Die Liefergebühr liegt bei 4,99 Euro. Einen Wunschtermin anzugeben, das ist zwar möglich. Er kann sich aber auch um einen Tag verschieben. Zudem bekommt man kein bestimmtes Zeitfenster für die Lieferung genannt. Für eine Zusatzgebühr von 7,99 Euro jedoch erhält man die Gewissheit, dass die Lieferung am ausgewählten Tag zwischen 7 und 12 Uhr ankommt.

Den Lieferdienst MyTime.de gibt es seit dem Jahr 2012. Betrieben wird er von der Bünting-Unternehmensgruppe, die mit knapp 200 Filialen der Supermarktketten Combi, Famila und Jibi in Nordwestdeutschland vertreten ist.

Das Sortiment

Bei MyTime.de sind etwa 13.000 Produkte erhältlich, hauptsächlich Lebensmittel, aber auch Haushalts- und Drogerieartikel.

Die App

Die Smartphone-App von MyTime.de ist stellenweise ein klein wenig eigensinnig, erfüllt letzten Endes aber gut ihren Zweck. Schön, dass sie es nicht nur erlaubt, eine Favoritenliste für häufig benötigte Produkte anzulegen, sondern dass es auch möglich ist, Produkte aus früheren Bestellungen in den aktuellen Warenkorb zu legen.
Neben kategorisierten Listen der verfügbaren Waren gibt es auch eine Suchfunktion. Darüber hinaus ist es möglich, Produkte dem Warenkorb hinzuzufügen, indem man den Streifen-Code ihrer Verpackung einscannt.

Das Bestellen direkt über die MyTime.de-­Webseite ist natürlich ebenfalls vorgesehen.


myTime.de
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Die Preise

Die Produkte auf unserer Einkaufsliste kosten bei MyTime.de 8,72 Euro. Das ist etwas mehr als bei traditionellen Offline-Supermärkten.

Die Liefergebühr beträgt 4,99 Euro. Und weil es sich bei einem der bestellten Artikel um ein Tiefkühlprodukt handelt, kommt dazu noch die „Frischegarantie“ von 5,90 Euro. Wer keine Lust oder Zeit hat, den ganzen Tag auf den Paketboten zu warten, sondern dies auf den Vormittag beschränken möchte, der muss weitere 7,99 Euro berappen.

Einen Mindestbestellwert gibt es bei MyTime.de nicht. Bei der Höhe der anfallenden Liefergebühren allerdings ist es ratsam, möglichst große Bestellungen aufzugeben, damit die Gebühren sich lohnen.

Bezahlen können Sie Ihre Bestellungen entweder auf Rechnung oder aber per Kreditkarte, PayPal, Sofortüberweisung oder Paydirekt. (Beim mehrmaligen Versuch, mit PayPal zu zahlen, gab es allerdings Fehlermeldungen.)

Die Lieferung

Das MyTime.de-Paket traf dank der „Komfortversand“-Option am versprochenen Tag pünkt­lich vor 12 Uhr ein. Die Tiefkühlpizza befand sich in einer Styroporkiste, die mit Trockeneisbeuteln aufgefüllt war. Als Folge davon war die Pizza steinhart gekühlt. Alles prima also.

POSITIV NEGATIV
• großes Sortiment
• gute Kühlung
• kein Mindestbestellwert
• relativ hohe Liefergebühren
• Preise etwas höher als im Supermarkt
• keine genauen Lieferzeitfenster

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amazonfresh

Lieferzeiten und -gebühren

AmazonFresh steht in Berlin, Hamburg, München und Potsdam zur Verfügung. Der Lieferdienst lässt sich im Rahmen eines Abonnements nutzen, das 9,99 Euro im Monat kostet. Buchbar ist es allerdings nur dann, wenn Sie über eine Amazon-Prime-Mitgliedschaft verfügen. (Details hierzu weiter unten.) Die Liefergebühr beträgt 5,99 Euro. Bei Bestellungen ab 40 Euro entfällt diese Gebühr. – Beliefern lassen kann man sich von Montag bis Samstag zwischen 6 und 22 Uhr, und zwar in 2-Stunden-Zeitfenstern.

Der weltweit größte Online-Händler Amazon möchte auch beim Lebensmittelgeschäft mitmischen. Und macht daher seit 2017 mit seinem Lieferdienst AmazonFresh den etablierten Lebensmittelunternehmen Konkurrenz.

Das Sortiment

AmazonFresh wirbt mit einem Sortiment von „über 300.000 Artikeln“. Dazu zählen aber auch Haushalts- und Drogerieartikel ­sowie beispielsweise Spielwaren, Sportartikel und ­Elektronikgeräte, die man einer Lebensmittelbestellung hinzufügen kann. Zusätzlich sind Spezialitäten von örtlichen Feinschmecker­geschäften erhältlich.

Die App

Statt der Amazon-Webseite können Sie auch die dazugehörige Smartphone-App verwenden, um Lebensmittel bei AmazonFresh zu bestellen.

Die App listet einerseits die Produkte nach Kategorien auf und stellt Ihnen andererseits eine Suchfunktion zur Verfügung. Auch das Anlegen einer Einkaufsliste ist vorgesehen. Irritierenderweise ist es jedoch nur möglich, sämtliche Artikel einer AmazonFresh-Bestellung erneut dem Warenkorb hinzuzufügen, nicht jedoch einzelne Artikel.


Amazon Shopping
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Die Preise

Für die Waren von unserer Einkaufsliste zahlen wir bei AmazonFresh 7,82 Euro, also geringfügig weniger als in Nobel-Supermärkten, aber etwas mehr als bei Discountern.

Liegt der Wert der bestellten Produkte unter 40 Euro, dann kommt dazu noch eine Liefergebühr von 5,99 Euro.

Bezahlen können Sie über Ihr Amazon-Benutzerkonto (bei dem Zahlungen per Kreditkarte, per Lastschrift oder auf Rechnung möglich sind).

Das Abonnement

Die Amazon-Prime-Mitgliedschaft, die zum Abschließen eines AmazonFresh-Abonnements erforderlich ist, schlägt mit 7,99 Euro im Monat oder aber mit 69 Euro im Jahr zu Buche. (Im ersten Monat ist sowohl die Mitgliedschaft als auch das Abonnement kostenlos.)

Die Lieferung

Die Lieferung erfolgte pünktlich im ausgewählten Zeitfenster. Vom Lieferanten in die Hand gedrückt bekamen wir einige Papier­tüten, in denen sich die bestellten Waren befanden. Die Tiefkühlpizza war einwandfrei hartgefroren.

Prime Now

Wer es ganz eilig hat, der kann (unabhängig von AmazonFresh) als Amazon-Prime-Mitglied in Berlin und München den Dienst Prime Now (http://primenow.amazon.de) in Anspruch nehmen. In dessen Sortiment sind nicht nur ausgewählte Elektronikgeräte, Bücher und Drogerieartikel vorhanden, sondern auch verpackte, frische, gekühlte und tiefgekühlte Lebensmittel.

Der Clou dabei: Die Lieferung erfolgt innerhalb einer Stunde (für eine Liefergebühr von 7,99 Euro) oder aber innerhalb von zwei Stunden (für eine Gebühr von 3,99 Euro bei Bestellungen unter 40 Euro, ansonsten ohne Gebühr). Der Mindestbestellwert beträgt 15 Euro.

POSITIV NEGATIV
• großes Sortiment
• gute Kühlung
• 2-Stunden-Lieferzeitfenster
• kostenloser Probemonat
• Abonnement

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Hartmut Schumacher   Redakteur

Hartmut ist ganz vernarrt in Smartphones und Tablets. Allerdings hielt er auch schon Digitaluhren für eine ziemlich tolle Erfindung. Er betrachtet Gedankenstriche als nützliche Strukturierungsmittel – und schreibt nur gelegentlich in der dritten Person über sich selbst.

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