Samsung plant Android den Rücken zu kehren, so weit nichts Neues. Um Tizen Starthilfe zu geben und das Problem des App-Mangels zu umgehen, will Samsung nun eine virtuelle Maschine einsetzen, unter der sich Android-Apps nutzen lassen.
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Die Gerüchte sind alles andere als neu. Samsung plant, das durchaus erfolgreiche Android-OS mit dem hauseigenen Tizen zu ersetzen. Gründe für diese Entscheidung gibt es viele, genauso wie Hürden bei der Schaffung eines neuen Ökosystems. Eine der größten Hürden ist dabei, Entwickler für die eigene Plattform zu interessieren um das App-Angebot zu vergrößern. Hier beißt sich die Katze aber in den Schwanz: Wenn keine Apps da sind, interessieren sich Nutzer nicht für das OS, und sind keine Nutzer da, finden Entwickler das Ganze nicht spannend. Glaubt ihr nicht? Dann fragt mal Microsoft, die seit Jahren versuchen mit dem durchaus guten Windows-Phone-OS Marktanteile zu ergattern. Aber Samsung hat eine Idee, wie sich diese Spirale unterbrechen lässt.
Momentan befindet sich Samsung in Verhandlungen mit zwei Unternehmen aus Korea und den USA – Gegenstand dieser Verhandlungen ist eine Virtuelle Maschine, in der Android Apps unter Tizen laufen sollen. Das soll allerdings keine Dauerlösung sein, sondern nur als temporäre Starthilfe dienen, bis Samsung mit Tizen auf eigenen Füßen steht.
Ob diese Strategie allerdings funktionieren kann, ist durchaus fraglich. Natürlich ist Samsung der mit Abstand größte Hersteller von Smartphones und viele Nutzer assoziieren die Geräte gar nicht mit Android oder Google – es sind Galaxy-Geräte. Allerdings hat Samsung einen Hang zu halbgaren Umsetzungen, wie die TouchWiz-Oberfläche, oder die Werbeaktion am Londoner Flughafen Heathrow belegen. Sollte die Virtuelle Maschine ähnlich gründlich umgesetzt sein, dürfte der Nutzerzuspruch schnell verstummen. Und das Risiko einer unausgegorenen Lösung ist durchaus groß.
Wenn die Apps nicht nativ für ein Betriebssystem geschrieben sind, kann es passieren, dass bestimmte Features nicht kompatibel sind und die Apps nicht immer ganz flüssig laufen. Dies resultiert entweder in einem unbefriedigenden Nutzererlebnis, oder aber in einer Vorauswahl der kompatiblen Apps durch Samsung selber. Samsung ist nicht das erste Unternehmen, das den Weg einer virtuellen Maschine gewählt hat – BlackBerry-Nutzer können ebenfalls Android-Apps installieren. Genützt hat es BlackBerry bekanntlich nichts, was nicht zuletzt auch an der komplett unterschiedlichen Bedienung mit Gesten statt Buttons liegt.
Auch ein nötiger Appstore könnte das Unternehmen vor Probleme stellen. Auf eine Anbindung an den Google Play Store braucht Samsung sicher nicht zu hoffen und dass der eigene Samsung Hub nicht gerade ein Nutzermagnet ist, zeigt das Gerücht, dass dieser kurz vor dem Aus steht. Dass Samsung eine ähnliche Strategie wie Nokia wählt und Apps eigenhändig in den Appstore lädt, ist nicht zu erwarten.
Was denkt ihr, könnte Samsung mit der Strategie Erfolg haben, oder wird der südkoreanische Konzern sich so nicht so leicht von Android trennen können?
Quelle: Tizen Indonesia (via Android Authority)