Samsung Galaxy S4

Detailverbesserung an Hard- und

Software – reicht das?

Da ist es also, das fieberhaft erwartete Android-Smartphone. In Sachen Design hat sich gegenüber dem S3 wenig getan, dafür aber bei der Hard- und Software. Und gerade softwareseitig fährt Samsung schwere Geschütze auf.



Die androide Gerüchteküche brodelte im Vorfeld der Galaxy S4-Präsentation so wie noch nie bei keinem Android-Smartphone zuvor. Wird es ein Metallgehäuse haben? Sehen wir das erste Achtkern-Smartphone? Oder besitzt es gar einen flexiblen Bildschirm? Derartige Spekulationen stellten sich leider allesamt als Enten heraus, denn zur Enttäuschung vieler ist das Galaxy S4 „nur“ eine modernisierte und an allen Ecken und Enden verbesserte Variante des Galaxy S3 geworden. Aber hey, das ist sicherlich Kritik auf sehr hohem Niveau, wenn man bedenkt, dass das S3 das bislang mit Abstand erfolgreichste Android-Smartphone ist.

Das Galaxy S4 ist etwas für dich, wenn du…

… viel Leistung, Extras und einen tauschbaren Akku willst.

Das Galaxy S4 ist nichts für dich, wenn du…

… hochwertige Materialien und eine puristische Oberfläche möchtest.

Der AMOLED Full HD-Bildschirm ist beeindruckend scharf und bietet satte, leuchtende Farben. Auch der Schwarzwert und die Blickwinkelunabhängigkeit sind toll.

Facelifting für das Glaxy S3

Beim Äußeren behielt Samsung die typische Designsprache der aktuellen Galaxy-Geräte bei, machte das S4 im Vergleich zum S3 aber etwas schlanker (7,9 statt 8,6 Millimeter) und minimal leichter (130 anstatt 132 Gramm). Beide Smartphones sind fast gleich groß (das S4 ist um acht Millimeter kürzer), das S4 wirkt aber etwas kantiger und macht aufgrund eines verchromten Rahmens einen hochwertigeren Eindruck. Trotzdem handelt es sich hier abermals um ein zu einhundert Prozent aus Polycarbonat gefertigtes Gerät – was aber durchaus auch Vorteile hat, wie etwa eine größere Stoßresistenz bei Stürzen oder eine wärmeres Gefühl in den Händen als es etwa beim Alu des HTC One der Fall ist. Die Hardware-Specs des Galaxy S4 sind übrigens nahezu ident mit jenen des HTC One. So ist überraschenderweise ein Snapdragon 600 Quad Core-Chip mit 1,9 GHz von Qualcomm verbaut, und kein von Samsung selbst entwickelter Chip mit vier oder gar acht Kernen. Das ist aber nicht schlimm, denn das S4 bietet in Kombination mit seinen 2 Gigabyte RAM genügend Leistung für Apps und aufwendige Spiele.

Der Eindruck täuscht: Beim Rahmen handelt es sich nicht um Alu, sondern um verchromtes Plastik. Dennoch ist das Galaxy S4 sehr robust und überraschend leicht.

Im Vergleich zum Galaxy S3 (links) ist das Display des Galaxy S4 ( rechts) etwas gewachsen. Designtechnisch ist das S4 geradliniger und unserer Meinung nach schöner.

Das Galaxy S4 (oben) ist minimal dünner als das Galaxy S3.

Full HD-Display mit umstrittener AMOLED PenTile-Technologie

Beim Bildschirm kommt im S4 – wie nicht anders zu erwarten – die Samsung-typische AMOLED-Technologie zum Einsatz. Erstmals löst ein entsprechendes Display aber mit Full HD, also 1920 x 1080 Pixeln auf. Der Bildschirm ist zudem von 4,8 auf 5 (bzw. 4,99) Zoll gewachsen, was durch die Verkleinerung der Ränder erreicht wurde. Die Pixeldichte erhöht sich dadurch von ordentlichen 306 ppi auf üppige 441 ppi – getoppt wird dieser Wert nur von den 468 ppi des HTC One. Die Pixeldichte allein ist aber nicht der einzige Indikator für die Schärfe eines Displays. Denn weil das S4 wie alle anderen Samsung Top-Smartphones ein AMOLED mit PenTile-Matrix besitzt, kommt das Display in Sachen Schärfe nicht ganz an Full HD-Displays mit LCD-Technik heran. Dieser Unterschied ist mit freiem Auge de facto nicht auszumachen, aber dennoch vorhanden.

PenTile-Matrix

Der erste Full HD-AMOLED macht im Galaxy S4 eine hervorragende Figur: das Bild ist scharf, die Farben sind kräftig und der Schwarzwert exzellent. Die verwendete PenTile-Matrix-Technik des Displaypanels hat aber seine Schattenseiten. Denn während bei den LCD-Screens des Xperia Z und HTC One drei Subpixel pro Pixel vorhanden sind, gibt es beim S4 nur vier Subpixel pro zwei Pixel. Das bedeutet, dass beim One und Xperia Z 1920 x 1080 x 3 (also 6.220.800) und beim Galaxy S4 nur 1920 x 1080 x 2, also in Summe 4.147.200 Subpixel vorhanden sind. Die offizielle ppi-Angabe von 441 ist also etwas irreführend, da wir in Anbetracht der tatsächlich sichtbaren Pixel auf „nur“ 294 ppi kommen.



Normales LCD

3 Subpixel pro Pixel



PenTile AMOLED

4 Subpixel pro 2 Pixel

Unter dem Mikroskop ist die Pen-Tile-Matrix-Struktur des Galaxy S4-Displays klar ersichtlich.

Austauschbarer Akku

Die Möglichkeit, den Akku tauschen zu können, ist mittlerweile zu einem Alleinstellungsmerkmal von Samsung geworden. Konsequenterweise bietet auch das S4 dieses „Feature“, gleichzeitig ist der mitgelieferte Akku mit 2.600 mAh ungewöhnlich groß bemessen. Jener des HTC One ist etwa 2.300 mAh groß und der des Xperia Z um 30 mAh größer. Ebenfalls typisch für Samsung ist mittlerweile die Möglichkeit, den Speicher des Geräts via microSD-Karte zu erweitern. Der Speicherplatz des S4 lässt sich damit um bis zu 64 GB aufstocken.

Das Galaxy S4 bietet außerdem einen speziellen Stromspar-Modus, der sich in den System-Einstellungen im Reiter “Mein Gerät” unter “Energiesparmodus” aktivieren lässt. Mit diesem wird die CPU-Leistung gedrosselt, der Bildschirm besonders sparsam betrieben und das haptische Feedback in Form von Vibrationen wird deaktiviert. Praktischerweise können diese drei Features einzelnen ein- oder ausgeschaltet werden.

Der 2600 mAh-Akku hält einen geschäftigen Tag locker durch. In diesem Fall haben wir das Galaxy S4 tagsüber bei voller Displayhelligkeit im Freien benutzt. Neben zahlreichen Fotos nutzten wir außerdem längere Zeit die Navigationsfunktion von Google Maps. Bild: androidmag.de

Bei gelegentlichem Gebrauch des Galaxy S4 hält der Akku auch schon mal zwei Tage lang durch. Bild: androidmag.de

Software-Extras an jeder Ecke

So wenig sich in Sachen Design verändert hat, so viel Arbeit hat Samsung in die neuen Software-Extras des Galaxy S4 investiert. Konkret wurden die mit dem S3 eingeführten Funktionen zum Augen-Tracking weiter ausgebaut. Zum bereits bekannten „Smart Stay“-Feature, bei dem der Bildschirm so lange aktiv bleibt, so lange der Nutzer seinen Blick auf das Display richtet und dies von der Frontkamera registriert wird, spendierte Samsung dem S4 noch einige weitere „Smart“-Funktionalitäten. Dazu zählt etwa „Smart Rotation“, mit dem sich die Displayausrichtung dem Blickwinkel anpasst oder auch „Smart Pause“, durch das ein Video automatisch pausiert wird, wenn der Benutzer den Blick abwendet. Mit „Smart Scroll“ können Webseiten oder Mails gescrollt werden, indem die Augen fixiert und das S4 geneigt wird – in unserem Test klappte dieses Feature aber noch nicht perfekt, da muss Samsung bei der Software noch etwas nachbessern. Alternativ lassen sich Seiten auch per Handbewegungen scrollen, ohne das Display direkt berühren zu müssen. Dank dem in ähnlicher Form bereits vom Galaxy Note bekannten „Air View“-Feature erkennt das hochsensitive Display des S4 den Finger des Benutzers bereits einige Millimeter über der Oberfläche und erlaubt so spezielle Interaktion wie etwa Vorschau-Ansichten von Galerien oder Kalendereinträge. „Air Gesture“ erkennt hingegen grobe Wischbewegungen mit den Händen, womit etwa Musik-Tracks gewechselt oder Anrufe angenommen werden können. Diese „Air“-Funktionalitäten klappten übrigens wirklich gut und machen durchaus Sinn.

Mit “Air View” können Sie wie beim Note 2 ohne das Display direkt zu berühren bei Texten eine Lupe einblenden oder in der Galerie Bilder vergrößern. Die Funktion ist manchmal nützlich, kann auf Dauer aber bei der alltäglichen Nutzung nerven.

Mit den neuen Software-Funktionen “Air View” oder “Smart Scroll” erweitert Samsung das bereits von Galaxy S3 und Galaxy Note 2 bekannte Augen-Tracking und die Gesten-Steuerung.

Neue S-Features

Die vom Galaxy S3 bekannten Samsung-Apps S Planner, S Memo und S Voice sind auch im S4 wieder mit an Bord. Samsung hat das S-App-Portfolio aber konsequent um einige Neuheiten erweitert. Neu ist etwa der S Translator, der Übersetzungen von Sprache in Text und umgekehrt vornimmt. In unserem Test funktionierte die App gut, auch die Spracherkennung ist brauchbar. Erwähnenswert ist, dass der S Translator in anderen Apps eingeflochten ist, und so auch beim Verfassen von E-Mails verwendet werden kann.

Ebenfalls neu ist die sprachgesteuerte Navi-App S-Voice Drive. Für Überraschung hat Samsung außerdem mit der Vorstellung von S Health gesorgt. Diese App ist eine Art All-in-One-Gesundheits-Lösung, mit deren Hilfe Sie Ihre Ernährung, Ihren Schlaf und Ihre sportlichen Aktivitäten aufzeichnen und auswerten können. Dazu passend bietet Samsung eine Reihe von zusätzlichem Zubehör an. Etwa das Fitness-Armband „S Band“, das in eine ähnliche Kerbe wie das Nike Fuelband schlägt, oder eine spezielle Waage sowie einen Pulsgurt. Diese Gadgets kommunizieren via Bluetooth mit dem S4 und sind eng mit der S Health-App verzahnt.

Die TouchWiz-UI wurde abermals leicht überarbeitet. Neuerdings ist etwa die Benachrichtigungsleiste am oberen Bildschirmrand transparent.

Linkes Bild: Gemäß dem S4-Slogan „Life Companion“ ist die App „S Health“ vorinstalliert. Mit entsprechendem Zubehör lassen sich Körperfunktionen und Aktivitäten tracken. Rechtes Bild: S-Translator: Mit dem S4 stellte Samsung den „S Translator“ vor, eine Übersetzungs-App, die in Echtzeit Sprach- oder Texteingaben in (vorerst) neun Sprachen übersetzt.

Kamera

Wie auch HTC setzt Samsung voll auf ausgefeilte Extras für die Kamera. Doch zunächst zur Hardware: Im Galaxy S4 ist ein 13 Megapixel-Sensor und eine Linse mit einer lichtstarken Blende von maximal f 2.2 verbaut. Diese Kombination produziert ähnlich gute Ergebnisse wie die hervorragende 8 MP-Kamera des Galaxy S3. Was die Fotoqualitäten des S4 aber wirklich auszeichnet, ist die zugehörige Software, die Samsung mit dem S4 neu einführt. Hervorzuheben ist diesbezüglich etwa die „Dual Camera“-Funktion. Damit wird zusätzlich zu dem mit der Front- oder Rückkamera aufgenommenen Foto oder Video eine entsprechende Aufnahme mit der jeweils anderen Kamera erstellt. Ein ähnliches Feature ist der „Dual Video Call“, wo bei Videotelefonaten beide Kameras gleichzeitig genutzt werden können.

Mit der Funktion “Dual Camera” können Sie bei Fotos sowohl mit der Rück- als auch mit der Frontkamera aufzeichnen.

Zusätzlich gibt es zwölf nützliche Foto-Funktionen, zu denen etwa der Zeitraffer-Modus „Drama Shot“ zählt. Mit dem „Eraser“ lassen sich zudem Personen, die ungewollt in Bilder hineinlaufen, nachträglich entfernen. Mit dem „Story Album“ können Bilder – ähnlich wie beim HTC One – sortiert nach Aufnahmeort oder Zeit in spezielle Alben sortiert werden. Danach lassen sich digitale Fotobücher erstellen, die mit individuellem Text hinterlegt werden können. Dank einer Kooperation mit dem Fotobuch-Anbieter Blurb kann man auf Wunsch sogar Ausdrucke dieser Fotobücher bestellen.

Hier einige Testfotos, die wir mit dem Galaxy S4 aufgenommen haben:

Mehr Galaxy S4-Fotos findet ihr auf meiner Google+ Seite und zwar hier und hier.

Samsung lockt Business-Kunden mit Knox

Im Galaxy S4 ist erstmals die kürzlich vorgestellte Business-Lösung Samsung Knox integriert. Dieses erlaubt es, sämtliche Daten und Funktionen in die beiden Kategorien „Privat“ und „Beruflich“ zu unterteilen. Damit reagiert Samsung auf den Trend, das viele Menschen nicht mehr extra ein Dienst-Handy mit sich herumschleppen wollen. Statt dessen kann per Fingertipp zwischen einem gesonderten und passwortgeschützten Knox-Bereich mit eignem Speicher, Apps und Daten gewechselt werden. Es wird sich zeigen, ob sich Samsung damit einen ähnlichen Ruf bei Business-Kunden erarbeiten kann, wie das für diese Zwecke eigentlich nicht sonderlich geeignete iPhone oder diverse neuere Blackberry-Geräte.

Noch ist Samsung Knox aber nocht nicht verfügbar. Laut neueren Infos soll der Dienst im Juni per Update nachgereicht werden.

Volle LTE-Konnektivität

Natürlich beherrscht das Galaxy S4 neben HSPA+ auch 4G LTE, und zwar (je nach Region) mit bis zu sechs verschiedenen Frequenzen. Der gängige Pentaband-Bereich von 800, 900, 1.800, 2.100 und 2.600 MHz wird also definitiv abgedeckt und das S4 wird sich bei Mobilfunkern in Deutschland, Österreich und der Schweiz problemlos ins LTE-Netz verbinden können.

In gängigen Benchmark-Apps wie Antutu, GL Benchmark 2.7.0 und Vellamo schlägt sich das Galaxy S4 hervorragend und ist etwas schneller als das HTC One.

Fazit

Das Galaxy S4 ist zwar nicht der von vielen erwartete große Sprung nach vorne geworden, mit seinen zahlreichen Detailverbesserungen ist die aufgemotzte Variante des Galaxy S3 neben dem HTC One dennoch das aktuell beste Android-Smartphone. Die unzähligen und teils wirklich nützlichen Software-Extras heben das Galaxy S4 von der Konkurrenz ab, auch wenn es für so manchen Nutzer ob der Fülle an Möglichkeiten schon zu Verwirrung kommen kann.

Letztlich dürften ein austauschbarer und sehr großzügig dimensionierter Akku sowie ein microSD-Slot aber wieder jene Killer-Features sein, welche man bei anderen mittlerweile schon vergeblich sucht.