Ausblick: Das bringt 2015

Peter Mußler 15. February 2015 0 Kommentar(e)

Nicht nur Privatleute haben gute Vorsätze, auch Hersteller, Entwickler und Versicherer. Wir stellen die fünf Themen vor, die das Smartphonejahr 2015 bestimmen werden.

Mikroskopisch betrachtet sieht er aus wie ein gigantischer Gebäudekomplex: Der Pracht­­bau des Snapdragon 810 wurde aber erst durch ARMs neue Prozessorplattform ermöglicht. (Foto: nVidia)

Mikroskopisch betrachtet sieht er aus wie ein gigantischer Gebäudekomplex: Der Pracht­­bau des Snapdragon 810 wurde aber erst durch ARMs neue Prozessorplattform ermöglicht. (Foto: nVidia)

Prozessortechnik: 64 Bit-Technologie

Wir meinen, dass 2015 das Jahr des 64 Bit-Pro­zessor werden wird. Warum? Zum einen steht erst mit Android L, mit dem in diesem Jahr das Gros der neu ­vor­gestellten Smartphones ausgestattet sein wird, ein ­Betriebssystem zur Verfügung, das die Möglichkeit ­bietet, das ­Potenzial der neuen Prozessortechnologie zu nutzen. Ohne die adäquate Software verpufft der Effekt der starken Hardware, das Label „64 Bit“ verkommt zum schieren Marketing­vehikel. Zum anderen wird mit dem Qualcomm Snapdragon 810 ein High-End-Chip ausgeliefert, der weit entwickelten 32 Bit-Prozessoren ­spürbar überlegen ist. Er wird sehr wahrscheinlich eine Vorreiterrolle einnehmen und den Markt dementsprechend verändern. Die Folge: Der Großteil der ­Geräte wird bald mit 64 Bit-CPUs operieren und 2015 als Jahr des Übergangs gelten. Selbst wenn die App-Entwickler darauf nicht ­reagieren, werden doch viele Programme schneller laufen: Der Lollipop-­Compiler (zur Entschlüsselung der ­Pro­gramm­­codes) ist optimiert für die ARMv8-Architektur der neuen Pro­zessor­­­generation. Ihr gebühren eigentlich die ­Lorbeeren: Ohne 64 Bit wäre sie schon schneller, ohne sie gäb‘s keine 64 Bit!

Kritiker befürchten die Ausdehnung der Datensammlung auf Fahrzeug und Fahrweise, im schlimmsten Fall sogar eine Bedrohung für die Fahrzeugsicherheit. (Foto: Android.com)

Kritiker befürchten die Ausdehnung der Datensammlung auf Fahrzeug und Fahrweise, im schlimmsten Fall sogar eine Bedrohung für die Fahrzeugsicherheit. (Foto: Android.com)

Carmunication: Android Auto

Laut Android ist das Auto der am wenigsten vernetzte Lebensbereich. Stimmt, mit den Händen am Lenkrad ist man auf das Telefonieren beschränkt. Das soll sich 2015 ändern. Anders als bisher sollen nun androidfähige Infotainmentgeräte nicht mehr nur via USB-Schnittstelle und Smartphone online ­gehen, sondern direkt und ­selbstständig. In der „Automotive ­Alliance“ sind aktuell 29 Automarken zusammenge­schlossen, die sich erklärt haben, ihre Fahrzeuge für Android zu ­öffnen. Damit soll das Auto die volle Nutzung der gewohnten Online-­Medienpalette gewähren: Musik, E-Mails, Nachrichten, Navi-Daten. Alles sprach­basiert, mit den Händen am Steuer.

Bereits 2014 Userzahlen von mehr als 35 Millionen und dazu Agentenfeatures  wie es sich für einen russischen Nachrichtendienst gehört: Telegram.

Bereits 2014 Userzahlen von mehr als 35 Millionen und dazu Agentenfeatures wie es sich für einen russischen Nachrichtendienst gehört: Telegram.

Verschlüsselung: E2EE-Kommunikation

Ende-zu-Ende steht erst am Anfang. So ­unsere Einschätzung. Mit den Abhörskandalen der letzten Jahre, die nicht mehr nur Politik und Industrie betreffen, sondern einfach jeden, ist die Sensibilität beim Thema sichere Kommunikation bei vielen Menschen gestiegen. Die Übernahme von WhatsApp durch Facebook neben dem Bekanntwerden von Sicherheitslücken beim wohl populärsten Messenger haben ­Mitbewerbern eine Chance gegeben. Mittlerweile hat WhatsApp zwar ­aufgerüstet und sich die End-to-End-Encryption-Technik vom Konkurrenten TextSecure einverleibt. Das Vertrauen bleibt aber angekratzt. Gut für die Alternativdienste. Threema aus der Schweiz verkauft seine App, leitet die Nachrichten aber über die eigenen Server. Telegram hingegen ist ­kostenlos. Was beide brauchen: mehr User.

Noch brauchen LoopPay-User eine zusätzliche Karte. Dem Startup zufolge soll aber 2015 ein großer Smartphonehersteller das entsprechende Funk-Modul integrieren. (Foto: Looppay.com)

Noch brauchen LoopPay-User eine zusätzliche Karte. Dem Startup zufolge soll aber 2015 ein großer Smartphonehersteller das entsprechende Funk-Modul integrieren. (Foto: Looppay.com)

Mobile Payment: Smart bezahlen

Das Smartphone hat bereits vieles überflüssig gemacht: das Notizbuch, den Stadtplan, die Kamera, den MP3-Player etc. „Eines für Alles“ könnte man sagen. Lediglich am Geldbeutel hat es sich bisher die Zähne ausgebissen. Das liegt weniger an technischen Hürden, sondern an fehlendem Vertrauen und v.a. einem fehlenden Standard: Entweder lancieren Verkäufer eigene exklusive Bezahlsysteme oder ein neues System kann nicht genügend Händler von sich überzeugen. Eine Lösung macht sich alte ­Technik zunutze: LoopPay basiert auf der seit Jahren vorhandenen und bewährten ­Infrastruktur von Lesegeräten für Magnetkarten, braucht dazu aber ­einen speziellen Transponder. Die zugehörige App verwaltet alle Karten, vor jeder Zahlung gibt man die Benutzung per PIN frei. Apple Pay nutzt NFC und Fingerprint. Eine extrem sichere und simple ­Lösung kommt aus Österreich und heißt kWallet. Der ­vielleicht entscheidende Vorteil: Man ist an keinen Standard ge­bunden, sowohl Bluetooth LE als auch NFC ­können verwendet werden. Also, vielleicht heißt es 2015 endlich: „Adieu, Portemonnaie!“

Vielleicht werden solche Armbänder bald überall zu sehen sein, weil Kranken­versicherungen bei viel Be­­wegung günstigere Tarife versprechen.

Vielleicht werden solche Armbänder bald überall zu sehen sein, weil Kranken­versicherungen bei viel Be­­wegung günstigere Tarife versprechen. (Foto: Samsung)

Biometrie: Digital Feelgood

Schrittzähler sind bei vielen modernen Smartphones bereits Standard. Apps, die einem die Joggingstrecke in die Social Media projizieren auch. Andere können Kalorien zählen, erstellen uns einen Diät­plan, ermahnen bei körperlicher Untätigkeit, loben bei sportlichem Strebertum und zeigen uns, wie gut wir geschlafen haben. Im Sommerurlaub ­warnen Wearables wie das schicke Armband mit UV-Sensor vor zu viel ­­Sonnengenuss und das per Bluetooth mit dem Insulinmessgerät verbundene Smartphone hilft dem Arzt, Körperwerte dauerhaft zu überwachen. Die Vermessung des Lebens hat aber gerade erst begonnen und so wird uns 2015 auch die Fremdnutz­ung von Gesundheitsdaten bescheren: Der Versicherer Generali will in diesem Jahr ein ­Tarifmodell mit Namen Vitality anbieten. Mittels App sollen Kundendaten gesammelt und ein gesunder Lebensstil gefördert, aber auch belohnt werden.

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