Wer keinen Smart TV besitzt oder das bestehende System bedienungsunfreundlich findet, kann seinen Schirm mit geringem Aufwand perfekt an Netzwerk und Smartphone anbinden.
In der Welt der Werbeprospekte ist alles ganz einfach: Sie kaufen den smarten Fernseher, buchen ihn ins Netzwerk ein, registrieren sich für den Streaming-Dienst und das Medienbedürfnis ist gestillt.
In der Praxis ist das Angebot von StreaÂming-Diensten lückenhaft, die App von Dienstanbieter A läuft nicht auf dem TV von Hersteller B und die über Jahre gepflegte Serien- und Filmsammlung auf der PC-Festplatte liegt brach, weil in der neuen Wohnung die Kabelstrecke vom PC zum HDMI-Eingang zu lange ist.
Zum Glück gibt es mittlerweile eine Reihe von kostengünstigen Streaming-Sticks und Set-Top-Boxen, mit denen sich alte TV-Hardware nachrüsten lässt. Streaming-Dienste und die Mediatheken von Fernsehsendern lassen sich damit ebenso konsumieren wie Stücke aus der hauseigenen Medien-Bibliothek – für letzteres sorgt Mediencenter-Software mit angeschlossenen Apps.
Steuerung und Wiedergabe
Das Smartphone oder Tablet kann dabei Âeinerseits die Rolle des Steuergeräts für die Wiedergabe auf dem großen Schirm spielen. Andererseits kann es die über das Netzwerk bereitgestellten Medien selbst abspielen, ohne dass Sie umständlich Netzwerkressourcen einbinden oder auch nach Dateinamen suchen müssen.
Chromecast
Googles günstiger Streaming-Client, aus dem im Vorjahr erschienenen Âzweiten Generation eher ein Puck geworden ist, beschränkt sich im Wesentlichen auf das Empfangen von gestreamten Inhalten. Anders als die übrigen hier vorgestellten Geräte stellt Chromecast auf dem Fernseher keine Benutzeroberfläche dar und verfügt über keine Fernbedienung – um Medien auszuwählen, zu pausieren oder die Lautstärke zu ändern, brauchen Sie in jedem Fall ein Smartphone.  Um lokale Inhalte vom PC oder NAS zu streamen, können Sie einen Medienserver (siehe Folgeseite) verwenden.
Android TV
Googles TV-Betriebssystem hat mittlerweile etliche Hersteller für sich gewinnen können – Sony, Sharp und Philips liefern Fernseher damit aus (siehe Test auf Seite 108). Die meisten Nutzer hat das System aber über ÂGoogles Set-Top-Box Nexus Player gefunden, der per HDMI an Fernseher oder Beamer angeschlossen wird. Android TV bringt eine hübsche Benutzeroberfläche mit großen Kacheln auf den Bildschirm, die Steuerung erfolgt per Fernbedienung. Die Apps von Streaming-Diensten, Fernsehsendern oder Mediacentern werden über den Play Store installiert. Geräte mit Android TV können aber auch per Chromecast-Button vom Smartphone aus bespielt werden.
Fire TV
Mit Fire TV und dem Fire TV Stick hat Amazon direkte Konkurrenten zu Googles Nexus Player und Chromecast im Programm, die zwar hauptsächlich auf den Amazon-eigenen Dienst Prime Instant Video abzielen, aber auch eine Fülle von Âweiteren Diensten, Apps und Spielen bereitstellten – unter anderem Plex ÂMedia Server für den Zugriff auf die eigene Video-Sammlung per Netzwerk (siehe Folgeseite). Die maximale Auflösung von Fire TV liegt bei 4K – jene der Google-Produkte nur bei 1080p.
Apple TV
Für iPhone-Besitzer hat Apple schon seit 2010 eine perfekt mit dem Smartphone interagierende Streaming-Box im Programm. Seit etwa einem Jahr ist sie in der vierten Generation erhältlich. Die Box wird per HDMI an den Fernseher oder Beamer gesteckt und per WLAN oder Kabel ins Netzwerk eingebunden. Das Angebot an Streaming-Apps, Mediatheken und Spielen ist reichhaltig, 4K-Auflösung beherrscht Apple TV aber leider immer noch nicht. Die kleine Apfelkiste wandert für 179 Euro über den Ladentisch. Für die Variante mit 64 statt 32 GB Speicher werden 229 Euro fällig.
Plex
Der Medien-Server Plex organisiert Ihre Mediensammlung übersichtlich und macht das Streamen per Netzwerk ganz einfach. Die Software läuft auf beinahe allen Plattformen (ob Mobilgerät, Set-Top-Box, PC oder NAS) und verwaltet neben Ihren gespeicherten Filmen und Serien auf Wunsch auch Fotos und Musikdateien. Die Medien lassen sich bei Bedarf aufs Handy synchronisieren oder unterwegs vom Heimserver streamen.
Der Medienverwalter Plex setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Server und Client. Der Server wird auf jenem Gerät installiert, auf dem die Mediendateien (Filme, Serien, Musik..) abgelegt sind. Das kann ein Desktop-Computer oder ein Netzwerkspeicher-Gerät (NAS) sein. Spezielle Installationspakete sind gratis und für jede erdenkliche Plattform erhältlich: von PC, Mac und Desktop-Linux bis hin zu NAS-Systemen von Synology, Qnap oder Netgear.
Server einrichten
Auf dem Server müssen Sie nach der Installation nicht viel mehr erledigen, als ihm (per Web-Interface) zu zeigen, wo Ihre Filme, Serien und gegebenenfalls Fotos und Musikdateien abgelegt sind.
Dann beginnt die Software, die Sammlung zu erfassen und übers Internet Metadaten (z.B. Filmcover) für die Stücke zu suchen. Das kann bei großen Sammlungen schon mal ein paar Stunden dauern. Dateien, die danach neu hinzukommen, werden automatisch erfasst.
Streamen per App
Ist der Server eingerichtet, kommt die Client-Seite dran – jenes Gerät, auf dem die Inhalte abgespielt werden. Auch hier liegt die Stärke von Plex in seiner Vielseitigkeit: Die Client-App ist für praktisch jede Plattform erhältlich – ob Mobilgerät, Smart TV oder Set-Top-Box. Unter anderem läuft Plex auf Android und Android TV, auf Amazons Fire TV, Apple TV und vielen mehr. Per Android-App lässt sich der Content auch über den Chromecast streamen. Auf einigen Plattformen muss man die App zur uneingeschränkten Nutzung allerdings per In-App-Kauf freischalten – 4,33 Euro kostet das bei Android-Phones und Tablets. Sind Sie mit Ihrem Mobilgerät im selben Netzwerk eingebucht wie Ihr Plex-Server, findet die App diesen automatisch und zeigt die Inhalte an.
Mobile Sync
Der Funktionsumfang von Plex ist zu groß um ihn hier vollständig wiederzugeben. Eines der interessantesten Features ist aber die Möglichkeit, Medien vom Server per WLAN mühelos aufs Mobilgerät zu synchronisieren und dabei die Dateigröße zu senken – etwa um die Serien-Folge von der Festplatte auf einer Zugfahrt mit dem Tablet genießen zu können.
Kodi
Kodi – auch bekannt unter seinem früheren Namen XBMC – ist eine freie Mediacenter-Software mit langer Tradition, die auf einer großen Zahl von Plattformen läuft. Neben Windows, Linux, und Mac fällt darunter auch Android, Android TV und der Raspberry Pi.
Haben Sie das Paket für das Betriebssystem Ihres Mediacenters heruntergeladen und installiert (oder im Fall einer Set-Top-Box wie dem Nexus Player die Kodi-App über den Store geladen), müssen Sie Kodi zunächst zu den Speicherorten Ihrer Medien lotsen. Das kann entweder ein lokaler Ordner auf dem PC sein, oder eine Netzwerkfreigabe (zum Beispiel per SMB oder NFS).
Im nächsten Schritt („Inhalte festlegen) teilen Sie Kodi mit, welche Art von Medien der betreffende Ordner enthält. Bei Videos haben Sie die Wahl zwischen „Filme“, „Serien“ und „Musikvideos“.
Allesfresser
Was Video-Formate und -kodierungen angeht, ist Kodi nicht wählerisch – die Software spielt praktisch alles ab. Sobald Sie den Ordnerpfad bestätigt haben, scannt Kodi Ihre Sammlung und sucht in Online-Datenbanken nach passenden Meta-Daten wie Titel, Genre, Filmcover und so weiter.
Video-Netzwerker
Die Inhalte können Sie nun über das ÂGerät wiedergeben, auf dem Kodi läuft – Ihrem ÂMedien-PC oder Ihrer Android TV Set-Top-Box.Die Wiedergabe steuern Sie (wenn vorhanden) über die dazugehörige Fernbedienung oder per Smartphone App („Kore, Official Remote for Kodi“ oder „Yatse, the Kodi/XBMC Remote“).
UPnP-Server
Wollen Sie Ihre Medien nicht auf dem Mediencenter selbst wiedergeben, sondern übers Netzwerk etwa aufs Smartphone oder Tablet streamen, können Sie Kodi über die Einstellungen auch als UPnP-Server einrichten. Mit einer App wie „Bubble UPnP“ greifen Sie auf die Medien zu und können sie damit z.B. auch an einen Chromecast schicken.