Finnischer Smartphone-Neuling Jolla nimmt Android ins Visier

Martin Reitbauer 3. February 2014 0 Kommentar(e)

Das finnische Start-Up Jolla baut weiter am Meego-Derivat Sailfish OS und brachte letztes Jahr sein erstes Smartphone heraus. Jetzt nehmen die Skandinavier den Konkurrenten Android ins Visier, denn Android-Apps sollen künftig auch auf Sailfish OS laufen.

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Über lange Jahre war der Handy-Riese Nokia der Stolz der finnischen Tech-Industrie. Nach dem Verkauf der Mobilfunk-Sparte an Microsoft im September letzten Jahres sucht der Stolz der Skandinavier eine neue Basis. Die 2011 von ehemaligen Nokia-Ingenieuren gegründete Smartphone-Hersteller Jolla bietet sich dafür an.

Mit dem Schwenk Nokias hin zu Windows Phone im Jahr 2011 waren zahlreiche Mitarbeiter, die bis dahin an Nokias eigenem Smartphone-Betriebssystem Meego gearbeitet hatten, gekündigt worden. Einige davon wollten das Projekt jedoch nicht mit zu Grabe tragen, und gründeten das Start-Up Jolla (Finnisch für “Beiboot”). Das Ziel war die Schaffung eines Betriebssystems, basierend auf den Open-Source-Teilen von Meego. Nokia stellte dafür Anfangs sogar selbt finanzielle Mittel zur Verfügung, um das gekündigte Personal in Firmenneugründungen aufzufangen. Andere Investoren blieben nicht lange aus, und mittlerweile beschäftigt das Start-Up über 100 Mitarbeiter.

MeeGo-Nachfolger: Sailfish OS

Das Produkt ist Sailfish OS, ein Betriebssystem auf Basis eines Linux-Kernels. Mit der innovativen Bedienung durch Gesten, einem Fokus auf Multitasking und schlichter finnischer Ästhetik will man der Konkurrenz neue Kunden abspenstig machen. Dabei zielt Jolla vor allem auf die Wachstumsmärkte China und Indien, wo eine erstarkende Mittelschicht ein starkes Interesse für Smartphones im unteren Preissegment entwickelt. Jolla hofft, in diesen Märkten bald Lizenznehmer zu finden.

Sailfish OS fügt sich damit in eine illustre Gruppe von Smartphone-Betriebssystemen ein, die in den Ritzen zwischen den Riesen Google und Apple auf ihre Chance hoffen: das Firefox OS der Mozilla-Foundation zum Beispiel, oder Samsungs Neuentwicklung Tizen, für das bald die Vorstellung erster Geräte erwartet wird.

Auch Android Apps laufen

Jollas Trumpf dabei: Auf seiner Plattform laufen nicht nur native Apps, sondern auch solche von Android. Diese werden über eine Kooperation mit dem russischen Web-Anbieter Yandex über deren wachsenden App-Store zur Verfügung gestellt.

Aber auch eigene Hardware wird produziert: November letzten Jahres ging das erste Jolla-Phone an die Händler – und verkaufte sich (zumindest in Finnland) nicht schlecht. Allzuweit ins untere Preissegment ist man mit einem UVP von €399 allerdings nicht gegangen.

Roberta Cozza vom Technologie-Analysten Gartner schätz die Lage für Neulinge am Markt der mobilen Betriebssysteme schwierig ein. Die Kunden seien von den Branchenriesen sehr hohe Qualität gewohnt. Man darf also gespannt sein, wie Jolla seine Chance nützt.

Quellen: nytimes.com, heise.de, computerbase.de

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