Im Zuge einer fulminanten Pressekonferenz stellte Samsung in der Nacht vom 14. auf den 15. März das aktuell am heißesten erwartete Android-Smartphone vor. In der Radio Music Hall in New York machten die Südkoreaner ihrem Status als größter Handyhersteller alle Ehre und feuerten ein inszenatorisches Großfeuerwerk ab. Wir waren vor Ort und konnten einen ausführlichen Blick auf das Galaxy S4 werfen.
Über kaum ein Smartphone rankten sich im Vorfeld derart wilde Gerüchte wie um das Galaxy S4. Die realistischsten davon haben wir in diesem Übersichtsartikel für euch zusammengefasst. Schlussendlich haben sich die in den Tagen und Stunden vor dem Event aufgetauchten Leaks bewahrheitet – zumindest was die Hardware betrifft.
Aufgemotzte Variante des Galaxy S3
Was das Gehäuse betrifft, ist das Galaxy S4 dünner, leichter und gleichzeitig auch einen Tick robuster als sein Vorgänger. Optisch orientiert sich das S4 an der aktuellen Designsprache der Galaxy-Serie. Der seitlich angebrachte, verchromte Rahmen sorgt aber für einen wertigeren Eindruck als beim S3. Verglichen mit dem Alugehäuse des HTC One und dem extravaganten Xperia Z dürfte das S4 aber mancherorts für Enttäuschung sorgen. Andererseits: Warum sollte Samsung das Design umkrempeln, wo sich doch das S3 so gut wie kein anderes Android-Gerät zuvor verkauft hat. Hier verfolgen die Südkoreaner eine ähnliche Strategie wie Apple und statten ihr Smartphone-Flaggschiff mit besserer Technik und erweiterter Software aus. Gleichzeitig bleibt Samsung auch seinem Erfolgsrezept treu und bietet wie gewohnt einen austauschbaren – mit 2600 mAh überaus großzügig dimensionierten – Akku und einen microSD-Slot für Speicherkarten mit bis zu 64 Gigabyte an.
Hardware ist tot, lang lebe Software
Was für Apple schon länger klar ist und HTC mit dem One auch duchklingen ließ, bestätigt sich mit dem S4 abermals: Die in den vergangenen zwei bis drei Jahren tobende Schlacht um Zahlen, Benchmarks und „nackte“ Hardware-Specs ist vorbei. Wie bereits beim HTC One wurde den reinen Hardware-Specs während der Präsentation nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Bei der CPU ist die Sache ein wenig kompliziert: Bei den in New York gezeigten S4-Modellen handelt es sich um US-Varianten, bei denen ein 1,9 GHz Qualcomm Snapdragon 600 Quad Core-Chip mit entsprechend flotten LTE-Konnektivitäten verbaut ist. Für uns in Europa wird es das Galaxy S4 hingegen aller Voraussicht nach aber ein Modell mit dem von Samsung selbst entwickelten Exynos Octacore-Chip mit 1,6 GHz und acht Kernen geben.
Hier die Hardware-Fakten im kurzen Ãœberblick:
Hardware-Highlight: Das Display
Wie nicht anders zu erwarten, besitzt das Galaxy S4 ebenso wie die beiden Flaggschiffe von Sony und HTC einen Bildschirm mit echter Full HD-Auflösung, also satten 1920 x 1080 Bildpunkten. Gemessen an dem fünf Zoll (bzw. 4,99 Zoll) messenden Panel ergibt das eine Pixeldichte von sehr ordentlichen 441 Pixel per Inch. Anders als die Konkurrenz setzt Samsung aber nicht auf die branchenübliche LCD-Technologie, sondern verbaut wie von der Galaxy-Smartphone-Serie im Highend-Segment nicht anders gewohnt die hauseigene AMOLED-Technik. Tatsächlich kommt dabei die neu entwickelte „Green PhoLED“-Technik zum Einsatz, durch die sich vor allem der Energieverbrauch reduzieren soll. Diese Behauptung können wir aufgrund des zeitlich eingeschränkten Testrahmens weder bestätigen noch widerlegen. Das Display wirkte aber alle Fälle extrem scharf, hell und bietet die gleichen satten Farben wie gewöhnliche HD-AMOLEDs.
Interessant ist, dass beim Galaxy S4 erstmals das so genannte „Adapt Display“ eingesetzt wird. Durch ein Zusammenspiel aus Hard- und Software sollen sich Helligkeit, Sättigung und weitere Dinge dynamisch an die herrschenden Lichtverhältnisse und den auf dem Smartphone angezeigten Content anpassen. Aber auch hier reichte die Zeit nicht, um wirklich stichhaltige Aussagen darüber treffen zu können.
Kamera mit Software-Extras
Bei der Kamera verbaut Samsung eine 13 Megapixel Rückkamera und eine 2 MP Frontkamera. Zum Vergleich: Im S3 kam der Sensor auf der Rückseite auf 8 Megapixel, die an der Front auf 1,9 MP. Rein hardwareseitig gibt es also eine leichte Steigerung. Der Clou liegt hier aber wiederum an der Software. Mit dem Feature „Dual Camera“ lassen sich bei Videos zusätzliche Aufnahmen mit der Frontkamera zuschalten, wodurch man nicht nur ein Motiv, sondern auch sich selbst filmen oder abfotografieren kann. Interessant ist auch „Sound & Shot“, bei dem sich der aktuell gesprochene Ton bei Foto-Aufnahmen aufzeichnen und später mit abspielen oder verschicken lässt.
Mit dabei ist außerdem das Feature “Eraser”, mit dem sich etwa wie bei den Nokia Lumia-Smartphones oder auch dem HTC One einzelne Personen, die während der Aufnahme ins Bild gelaufen sind, quasi heraus retuschieren lassen. Mit den neuen “Story Alben” können aus Fotos und Videos interaktive und digitale Fotobücher inklusive Texten erstellt werden. Dank einer Kooperation mit dem Fotobuch-Anbieter blurb können diese aber auch direkt auf dem Galaxy S4 als physisches Produkt bestellt und nach Hause geordert werden.
Samsung baut Augen-Tracking-Features weiter aus
Das vom Galaxy S3 bekannte Feature „Smart Stay“, bei dem der Bildschirm so lange aktiv bleibt, so lange die Frontkamera die offenen Augen des Benutzers erkennt, wurde beim Galaxy S4 durch einige neu hinzu gekommene „Smart“-Funktionen erweitert.
Neu ist etwa “Smart Rotation”, das die Bildschirmrotation anhand des Blickwinkels anpasst. Mit “Smart Scroll” lassen sich durch Fixieren der Augen und Neigen des Smartphones Webseiten oder E-Mail-Listen scrollen. Mit “Smart Pause” werden Videos automatisch pausiert, sobald sich die Augen vom Bildschirm abwenden.
Gleichzeitig hat es auch ein bereits vom Galaxy Note bekanntes Feature auf das Galaxy S4 geschafft: Mit “Air View” lassen sich diverse Aktionen ausführen, ohne mit dem Finger direkt den Bildschirm berühren zu müssen. Beim Note ist dafür der Stift notwendig, beim S4 funktioniert das auch mit den Fingern.
Das Galaxy S4 als Dolmetscher: Der S Translator
Vorbei die Zeit von mehr oder weniger gelungenen Ãœbersetzungsapps, das S4 dolmetscht mit dem Feature “S Translator” in neun verschiedene Sprachen. Dabei unterstützt der Translator Text to Speech und Speech to Text, du kannst also gesprochene Phrasen übersetzen lassen, bzw. werden übersetzte Texte und Wörter akustisch ausgegeben. Dank der Reader-App hat das Galaxy S4 Zugriff auf 3000 gespeicherte Phrasen in verschiedenen Kategorien – der S Translator funktioniert also auch offline.
S Health
Mit S Health hat Samsung auch eine eigene Fitness- und Gesundheits-App vorgestellt. Die Sensoren des S4 zeichnen dabei das Verhalten und Befinden des Nutzers auf – die Daten werden für ein “Essens- und Fitness-Tagebuch” herangezogen. Zudem überwacht das Galaxy-Flaggschiff auch den Schlaf, es zeichnet – ähnliche wie manche Wecker-Apps – die Schlafphasen auf. Optional kann mit dem S4 auch ein Fitness-Armband verwendet werden.
Samsung Knox
Ãœber Knox haben wir in unserem MWC-Highlights-Artikel schon berichtet. Das neue Feature von Samsung spaltet das Betriebssystem in zwei Bereiche, einen für die Arbeit, den anderen für die private Verwendung. Samsung implementiert dieses Feature, da mehr und mehr Arbeitnehmer das Firmenhandy auch im Privatleben verwenden – die Koreaner wollen sich damit auch für Businesskunden interessant machen. Das Galaxy S4 ist das erste Smartphone mit Knox.
Samsung HomeSync
Auch auf die digitale Vernetzung der eigenen vier Wände setzt Samsung. Mit HomeSync verbindet sich dein Galaxy S4 automatisch mit den heimischen TV-Geräten, die dann mit der integrierten Infrarot-LED des S4 fernbedient werden können. Mit der Homesync-Box bekommst du zudem 1 TB Speicherplatz für alle digitalen Inhalte. Ein weiteres interessantes Feature ist Group Play, dass allerdings bereits von “älteren” Geräten bekannt ist: Das Feature ermöglicht das einfache Koppeln von mehreren Geräten, beispielsweise, um Musik oder Videos synchron abzuspielen. Außerdem kann der Content auch auf anderen Smartphones, Tablets oder Notebooks wiedergegeben werden
S Voice Drive
S Voice Drive erweitert das integrierte Navi um einige nützliche Features: Du synchronisierst dein S4 mit deinem Auto, die App liest dir dann während der Fahrt eingehende SMS, E-Mails etc. vor. Die Sprachausgabe gibt zudem Nachrichten etc. aus.
Sonstiges
Samsung setzt natürlich weiterhin auf die eigenen Hubs. Damit sollen in Zukunft Apps heruntergeladen oder Bücher, Musik und Videos gekauft werden. Cool: Das Display des Galaxy S4 ist “Glove Friendly”, es lässt sich also auch mit Handschuhen problemlos bedienen.
Fokus auf Zubehör
Mit dem Galaxy S4 kommt wie schon beim S3 eine Menge an Zubehör. Das S View Cover dient als Schutzhülle, im Bereich der Uhr ist allerdings ein Loch, damit du auch ohne Abnehmen des Cases Daten wie Uhrzeit, Datum, Temperatur etc. ablesen kannst. Ãœber das Fitness-Armband haben wir im Bereich S Health schon berichtet, nähere Infos tragen wir noch nach. Ebenfalls interessant: Mit dem Galaxy S4 wurde ein eigenes Gamepad präsentiert, das ausschließlich mit dem neuen Flaggschiff kompatibel sein soll. Auf dem Gamepad sitzen zwei Analogsticks, ein D-Pad und vier Action-Buttons sowie zwei Trigger – ein Standard-Gamepad-Layout also.
Das Gehäuse
Ersteindruck
Eines steht mit der Vorstellung des Galaxy S4 fest: Der Kampf um den Smartphone-Thron wird nicht länger mit Hardware-Specs, sondern mit einzigartigen und innovativen Software-Extras ausgefochten. HTC hat mit dem One einiges vorgelegt und Samsung legt mit den unzähligen neuen Software-Features des Galaxy S4 noch einen drauf.
Manche dieser Neuerungen machen einen ambitionierten und sinnvollen Eindruck, wie etwa Samsung Knox (welches ja bereits auf dem MWC zu sehen gab, nun aber erstmals im Galaxy S4 zum Einsatz kommt). Von anderen Funktionen hat man sich im Vorfeld aber mehr erhofft, so sind die Möglichkeiten, die sich mit den neuen Eyetracking-Funktionen bieten, eher bescheiden und wenig spektakulär.
In Summe knüpft das Galaxy S4 nahtlos an das Erfolgsrezept des S3 an, ohne zu sehr vom erfolgsversprechenden Kurs abzuweichen. Im Vergleich zu HTC ging Samsung deutlich weniger Risiken ein, integrierte gleichzeitig aber unzählige neue Software-Features. Um diese wirklich ausgiebig beurteilen zu können, werden wir uns natürlich so schnell wir können ein Testgerät besorgen.
Erscheinen soll das Galaxy S4 Ende April mit 3G und globalem LTE-Support. Das Gerät wird in den Farben Schwarz (Black Mist) und Weiß (White Frost) zu haben sein. Ein UVP für den deutschen Markt ist uns noch nicht bekannt.
Mehr Bilder zum Samsung Galaxy S4 findet ihr auf unserer Google+ Seite.