Google Pixel 2 & Pixel 2 XL im androidmag Test

23. November 2017 Comments Off on Google Pixel 2 & Pixel 2 XL im androidmag Test Kommentar(e)

Mit der zweiten Auflage der Pixel-Phones will Google abermals auf dem Hardware-Markt reüssieren. Die Modelle sind gewohnt stark ausgestattet – aber reicht das auch?

Google, HTC und LG zeichnen für die beiden neuen Pixel-Smartphones verantwortlich. Das kleinere Pixel 2 wird von HTC gefertigt, das größere Modell vom Konkurrenten aus Südkorea. Geplant wurden beide Modelle allerdings von Google – immerhin versucht das Unternehmen in den letzten Jahren verstärkt, auch als Hardware-Fertiger zu reüssieren. Doch viele Köche verderben den Brei, das weiß schon ein altes Sprichwort. Das darin zumindest ein Funken Wahrheit steckt, zeigte sich schon wenige Tage nach der offiziellen Präsentation der beiden Smartphones: Vor allem LG – respektive die XL-Version – schien zu enttäuschen. Viele Tester kritisierten das schwache POLED-Display des Pixel 2 XL, während Google versuchte, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Bei POLED-Screens wird die OLED-Schicht nicht in Glas eingegossen, die Komponenten bestehen stattdessen aus Kunststoff. Die neue Fertigungstechnologie kämpft aber noch mit Kinderkrankheiten. Es werde ein Update geben, man werde einige der Kritikpunkte damit beseitigen können. Nicht auszuschließen ist darüber hinaus, dass LG dieses Manko bei den nächsten Chargen des Geräts ausbessern kann.

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Unterschiede…

Beim kleineren Pixel 2 hingegen kam derlei Kritik nicht auf, HTC entschied sich allerdings auch für die bewährten AMOLED-­Panels. Allerdings: Nicht alle Vorab-­Tester zeigten sich ob des altbackenen Designs begeistert. Zusammengefasst also ein holpriger Start für die beiden neuen Pixel-Modelle, die seit wenigen Wochen in Deutschland erhältlich sind. Beide Smartphones siedeln sich im obersten Preisbereich an – und sollten dementsprechend fehlerfrei und top ausgestattet sein. Wir haben sowohl das Pixel 2 als das Pixel 2 XL ausführlich unter die Lupe genommen und verraten, ob die Kritik gerechtfertigt ist.

…und Gemeinsamkeiten

Stellen wir zu Beginn das Verbindende über das Trennende. Der technische Unterbau eint die beiden Modelle, Unterschiede in der Ausstattung existieren so gut wie nicht. Beide Geräte werden vom Snapdragon 835 befeuert, der auch vielen anderen High End-Smartphones als Antriebseinheit dient. Insofern überrascht es nicht, dass das Pixel 2 und das Pixel 2 XL in unseren Benchmark-Tests überragend abschneiden.
Beide setzen sich sowohl bei den reinen Performance-Tests als auch bei den Grafik-Benchmarks in die absolute Spitzengruppe. Dabei setzt Google „nur“ auf 4 GB RAM, während einige Konkurrenten bereits 6 GB, mitunter sogar 8 GB Arbeitsspeicher verbauen. Google verzichtet abermals auf ein aufgeblasenes Interface, wie von den Vorgängern bekannt laufen auch die zwei neuesten Errungenschaften von Google mit purem Android. Das mag für den Endnutzer nur eine untergeordnete Rolle spielen, Fakt ist aber, dass die Abstimmung von Software und Hardware einwandfrei gelungen ist – auch deswegen kommt das starke Benchmark-Ergebnis zustande.

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Extrakern für die Zukunft

Darüber hinaus denkt Google an die Zukunft. In beiden Varianten ist ein zusätzlicher Kern verbaut, der bislang allerdings noch keinen aktiven Part übernimmt. Der „Pixel Visual Core“ soll später die Kamera unterstützen (beispielsweise bei HDR-Aufnahmen), wird aber erst mit Android 8.1 aktiviert.
Die Kameras müssen sich aber auch so nicht verstecken, im Gegenteil. Google hat sich abermals für eine Single-Knipse entschieden und schwimmt damit gegen den Strom. Allerdings: Beide Pixel-Modelle beweisen, dass auch eine einzelne Linse hervorragende Fotos machen kann. Geht es nach den Kollegen von DxOMark, immerhin eine der bekanntesten Referenzen für mobile Fotografie, kommt keine andere Kamera an die Ergebnisse der Pixel-Knipse heran. 98 von 100 Punkten erreicht das Google Pixel 2 (XL) dort – und damit einen Punkt mehr als das Huawei Mate 10 Pro und ganze acht Punkte mehr als das HTC U11.
Wir erinnern uns: Das HTC-Flaggschiff knackte Anfang des Jahres als erstes Smartphone überhaupt die 90 Punkte-Marke. Wir gehen mit der Einschätzung der Kollegen konform: Die Kamera des Google Pixel 2 (XL) schießt hervorragende Fotos. In beiden Modellen ist eine 12,2 MP-Knipse mit f/1.8-Blende und – erstmals – optischem Bildstabilisator verbaut. Der Autofokus hat zudem einen Laser spendiert bekommen. Das Gesamtpaket ist stimmig, nur dass die Knipse aus dem Gehäuse herausragt, könnte so manchen Interessenten stören. Aber besser so, als abermals auf den optischen Bildstabilisator zu verzichten. Der benötigt eben ein wenig mehr Platz.

Gute Nachbearbeitung

Dafür gelingen die Aufnahmen (fast) immer. Bei guten Lichtverhältnissen ist die Knipse ohnehin frei von Kritik, wir haben aber auch in dunkler Umgebung nur wenig zu bemängeln. Vor allem in der Dämmerung (ein traditionell schwieriges Setting) lässt die Kamera ihre Muskeln spielen. Bleibt abzuwarten, was der zusätzliche Kern mit Android 8.1 noch zu verbessern vermag, das Postprocessing ist auch so schon aller Ehren wert. Statt einer zweiten Linse kümmert sich bei den Pixel 2-Modellen die Software um die Feinabstimmung – und das, ohne einschneidenden Schwächen zu zeigen. Selbstporträts werden ebenfalls gut, die Frontkamera schießt Fotos mit 8 MP.

Noch ein paar Worte zur Software: Die ist, wie von Google gewohnt, angenehm reduziert. Die Kamera-App konzentriert sich auf das Wesentliche, hebt die wenigen Einstellungen in den Mittelpunkt und ist dementsprechend wenig überladen. Auf einen Profi-Modus, wie bei vielen Konkurrenten üblich, verzichtet Google beispielsweise gänzlich.

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Keine Probleme beim Display

Wie eingangs erwähnt bekam das Display des größeren Modells nicht nur Lob, im Gegenteil. Die ersten Tester berichteten über einen „Burn In“-Effekt, was bedeutet, dass sich einzelne Bildschirminhalte in das 6 Zoll in der Diagonale messende Display (1.440 x 2.880 Pixel, 18:9) einbrennen. Darüber hinaus gab es Kritik an der Farbwiedergabe des POLED-Displays des Pixel 2 XL, die sich deutlich weniger kräftig präsentiert als das bei OLED-Panelen der Fall ist. Den zweiten Kritikpunkt können wir nur bedingt nachvollziehen, an der Farbtreue des Displays gibt es wenig auszusetzen. Natürlich: Wer die kräftige Darstellung der meisten OLED-Displays gewohnt ist, wird sich anfangs umstellen müssen. Die Farben sind aber nicht verfälscht, lediglich um Nuancen weniger kraftvoll. Google fühlte sich dennoch gezwungen, ein offizielles Statement auszusenden, das auch uns erreichte. Darin wird auf die Probleme eingegangen und versprochen, das Display mittels eines Updates zu optimieren. Allerdings schreibt Google auch, dass interne Tests gezeigt hätten, dass die Abnutzungserscheinungen des POLED-Displays des Pixel 2 XL denen von OLED-Displays in vergleichbaren Smartphones entspricht und die tagtägliche Nutzung nicht beeinflusst. Das mag stimmen, schön anzusehen sind eingebrannte Inhalte aber trotzdem nicht – und bei einem Smartphone in dieser Preisklasse sollte es derartige Probleme nicht geben. Wir hatten scheinbar Glück, bei unserem Testgerät konnten wir auch nach mehrerer Nutzungstagen keinen Burn In-Effekt feststellen.

POLED oder AMOLED?

Abgesehen vom vereinzelt auftretenden Burn In-Effekt gibt es aber nichts zu kritisieren. Die Helligkeitswerte ordnen sich im Spitzenfeld ein, das Pixel 2 XL hat hier die Nase mit 552 cd/m² klar vorne, der kleinere Bruder erreicht aber immerhin auch noch gute 485 cd/m². Zum Vergleich: Der Median aller von uns getesteten Smartphones liegt bei 426 cd/m².

Der Kontrast ist bei beiden Modellen sehr gut, was angesichts der POLED- beziehungsweise AMOLED-Technologie aber auch nicht weiter verwundert. Einen Kritikpunkt gibt es noch, der betrifft aber nur das Pixel 2 XL: Die Blickwinkelstabilität ist alles andere als überragend, neigt der Nutzer das Gerät, lässt sich mit freiem Auge ein Blaustich feststellen. Auch darauf geht Google in der Mail ein, ein Fehler sei das allerdings nicht – bauartbedingt würde sich das nicht vermeiden lassen, einen Einfluss auf die Darstellungsqualität habe der Blaustich nicht. Das ist argumentativ nachvollziehbar, letzten Endes muss aber jeder Nutzer für sich entscheiden, ob er mit diesem Manko leben kann. Für uns gilt das gleiche Fazit wie beim Burn In-Effekt: Es lässt sich damit leben, alles richtig gemacht hat Google hinsichtlich des Displays beim großen Modell allerdings nicht. Beim 5 Zoll-Panel des Pixel 2 (Full HD, 16:9) gibt es indes nichts zu kritisieren.

Keine optische Offenbarung

Ebenfalls kontrovers bewertet wird das Design der beiden Pixel-Brüder. Während das Pixel 2 XL gängigen optischen Konventionen entspricht, wirkt das Pixel 2 etwas altbacken. Vor allem die doch auffälligen Flächen ober- und unterhalb des Displays sind ein wenig aus der Zeit gefallen.
Das muss aber nicht unbedingt negativ aufgefasst werden, immerhin präsentiert sich das kleine Pixel-Modell sehr handlich und ist natürlich auch robuster als das Geschwisterchen ohne großartige Rahmenflächen. Hier lassen sich durchaus Parallelen zu Sony ziehen, der japanische Tech-Riese bleibt ja bekanntlich auch einer traditionelleren Designsprache treu – und spricht damit all jene Nutzer an, die noch Wert auf ein handliches und gleichsam hochwertig verarbeitetes Gerät legen.

Davon abgesehen sind beide Pixel 2 sauber verarbeitet und vermitteln einen wertigen Eindruck. Rückseitig hat sich Google für ein mattes Finish entschieden, unterbrochen nur von einer Hochglanzfläche, die die Kamera und den LED-Blitz umschließt. Das ist zwar schön anzusehen, allerdings ist der Hochglanzbereich anfällig für Fingerabdrücke.

Akku, Speicher & Software

Sehr interessant anzusehen: Beide Pixel präsentierten sich im Test ausdauernd, teilweise bis auf fünf Minuten identisch. Das ist durchaus überraschend, besitzt die XL-Version doch eindeutig den größeren Akku. Eine Nennkapazität von 3.520 mAh (Pixel 2 XL) steht eine Nennkapazität von 2.700 mAh beim kleineren Modell gegenüber. Die Video – und 3D-Laufzeiten waren durchweg gut, einzig die Browser-Laufzeiten fielen nach unten ab.
Zwei Varianten von beiden Modellen stehen zur Auswahl, jeweils mit 64 oder 128 GB Speicher. Erweiterbar ist der bei beiden Modellen nicht, was ob der Einstellung von Google aber auch nicht weiter verwundert. Bekanntlich bietet Google einen eigenen Cloudspeicher (Google Drive und Google Fotos) und der soll natürlich auch gefüllt werden. Käufer können sich also über kostenlosen Platz in der Wolke freuen: Bis zum Jahr 2021 nutzen Pixel 2-Besitzer unbegrenzten Speicherplatz von Google, die Fotos und Videos werden dabei in der Originalqualität belassen und nicht komprimiert. Ein faires Angebot, das den Festspeicher entlasten sollte. Wer das Angebot nicht nutzen will, wird allerdings auch mit 64 GB eine Weile über die Runden kommen. Der gewählte Datenstandard: UFS 2.1 und damit der schnellste auf dem Markt. Damit sind Datenübertragungsraten von 800 MB/s möglich, die im Benchmark-Test auch bestätigt werden.
Fehlt noch die Software. Google verzichtet wie gewohnt auf oberflächliche Anpassungen und stattet die Pixel-Modelle mit der puren Variante des eigenen OS aus. Einige Neuerungen stechen sofort ins Auge: Die Google-Suchleiste ist zwischen Menütasten und der ersten App-Reihe positioniert, einige Untermenüs wurden simpler strukturiert und neue Live-Wallpaper werten das Betriebssystem optisch auf.

Fazit

Fraglos zwei tolle Smartphones. Displayprobleme konnten wir beim Pixel 2 XL nicht feststellen, die Hardware ist (bei beiden Versionen) ohnehin frei von jeder Kritik und auch das Gesamtpaket ist stimmig. Pluspunkte verdienen die hervorragenden Kameras. Ein Alleinstellungsmerkmal haben beide Modelle, abgesehen von der Software, allerdings nicht. Zumindest diskutieren kann man darüber hinaus über die Optik, hier werden sich die Meinungen sicherlich teilen. Und der Preis? Der ist momentan eindeutig noch zu hoch.

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oliver

Oliver Janko   Chefredakteur

Studiert in Wien und schreibt Reportagen, Tests und Reviews für die Printausgaben des Verlags. Bei Fragen – Facebook, Google+ und Co. sind allzeit bereit.

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