Nur wenige Technologien haben die Menschheit so maßgeblich beeinflusst und verändert wie das Internet. Das macht das Internet, wie auch die Dampfmaschine oder die Schrift, zu einer der bahnbrechendsten Revolutionen. In den letzten 30 Jahren ließen sich Veränderungen durch diese Technologie in fast allen Lebensbereichen beobachten.
Das Internet hat die Art verändert, wie Menschen interagieren, wirtschaften und leben, vor allem seit den 2000er-Jahren. Haben zu Beginn des Jahrtausends nur rund 40 Prozent der Deutschen das Internet genutzt, sind es mittlerweile mehr als 90 Prozent (1). Das Internet hat sich mittlerweile in jedem Lebensbereich hineinentwickelt und ist in fast jeder Hosentasche verfügbar. Zusammengefasst wurde es von einer Spielerei für Experten zu einem zentralen Bestandteil des Lebens vieler Menschen.
Gerade im Bereich des Handels hat sich dadurch vieles verändert. Konsumenten können heute einfach und in Sekundenschnelle Preise vergleichen und sich das beste Angebot bequem nach Hause liefern lassen. Viele Dienstleistungen wie Beratungen werden digital angeboten und der Einfluss von Social Media auf das Konsumverhalten ist groß.
Der grundlegende Unterschied zu früher liegt vor allem darin, dass der Kunde heutzutage deutlich informierter ist. Ein solcher Wechsel im Konsumverhalten wirkt sich auf physische Geschäfte aus. Das birgt für alle Beteiligten Herausforderungen, aber auch Chancen. Gerade für die Inhaber kleinerer Geschäfte überwiegt jedoch oft der Druck, der durch die neuen Herausforderungen entstanden ist. In diesem Artikel gehen wir deshalb der Frage nach, wie sich das Internet auf lokale Geschäfte auswirkt.
Wie hat sich das Kundenverhalten verändert?
Vor einigen Jahren war Einkaufen simpel. Entweder gab es eine Einkaufsstraße oder ein großes Shopping-Center, zu der man ging, um sich in den Schaufenstern der jeweiligen Geschäfte umzusehen. Die meisten Kunden wussten ungefähr, wonach sie suchten, aber oft nicht mehr als das. Das Verkaufspersonal hatte die Aufgabe, den Kunden beim Überblick zu helfen und Empfehlungen auszusprechen.
Heutzutage geht Einkaufen anders. Meistens recherchieren Kunden vorab und vergleichen online Produkte. Es gibt im Netz etliche Vergleichsplattformen dafür. Kunden lesen dort Berichte und Bewertungen und treffen oft schon vor der potenziellen Fahrt ins Geschäft eine Kaufentscheidung. Deshalb werden physische Impulskäufe seltener und haben sich fast vollständig in den digitalen Raum verlagert. Dieser Trend wird mit dem Ausdruck „Research Online, Purchase Offline” perfekt zusammengefasst (2).
Wollen physische Geschäfte diesen Trend aufgreifen, ist es wichtig, dass sie Wert auf eine ansprechende Onlinepräsenz legen, auf der zwei Dinge direkt einsehbar sind: Preise und Lagerbestand. Für Kunden, die sich für den Kauf in einem Geschäft vor Ort entscheiden, ist es wichtig, dass sie wissen, ob das Produkt vorrätig ist und wie viel es im entsprechenden Laden kostet. Gleichzeitig sollte das Verkaufspersonal über Expertenwissen verfügen, um eine abschließende und fundierte Beratung garantieren zu können. Ein Chatbot mit Beratungsangebot rundet die Kundenerfahrung ab.
Wie wirkt sich das Internet auf verschiedene Branchen aus?
Alle Branchen fühlen den Druck durch die gestiegene Internetnutzung. Wie genau sich dieser Druck auswirkt, ist von Branche zu Branche unterschiedlich. Der Einzelhandel ist zweifellos am stärksten vom Wandel hin zum Netz betroffen. Sowohl die klassischen Kaufhäuser als auch kleine Boutiquen kämpfen gegen internationale Konkurrenz, unter anderem gegen die oft günstigeren Angebote von Amazon und anderen Verkaufsplattformen.
Viele Kunden empfinden den Online-Kauf als bequemer, da sie dabei einfach eine Bestellung aufgeben und das Produkt ihnen dann geliefert wird, ohne dass sie ein Geschäft besuchen müssen. Deshalb haben viele Geschäfte vor Ort ihr Angebot um Online-Shops oder Click & Collect-Angebote erweitert.
Eine weitere Branche, die sich durch das Internet fundamental verändert? Die Gastronomie. Dazu zählen vor allem die unzähligen Lieferplattformen, über die man sich Essen direkt nach Hause bestellen kann. Klar, es gibt schon seit Jahren Lieferdienste. Dass einem mit einem Klick quasi alle Restaurants in der Nähe zur Verfügung stehen, hat jedoch den Konkurrenzdruck innerhalb der Branche erhöht. Außerdem müssen Gastronomen nun darauf achten, auf Bewertungsportalen, einen guten Ruf zu pflegen. Darüber hinaus sollten sie Online-Reservierungen ermöglichen und ihre aktuelle Speisekarte ins Netz stellen.
Abschießend betrachten wir die Tourismusbranche. Das Internet hat mittlerweile Reisebüros fast vollständig verdrängt. Hotels und Flüge sind heute über Vergleichsportale buchbar. Ähnliches gilt auch für Freizeitangebote, die jetzt online recherchiert und gebucht werden. Reiseblogs haben den ehemaligen Berater im Reisebüro verdrängt, während Hotels heute direkt durch Gäste online gebucht werden.
An diesen Beispielen lässt sich erkennen, wie fundamental das Internet unterschiedliche Wirtschaftszweige verändert. Gerade Branchen, die auf Laufkundschaft angewiesen sind, spüren diese Umwälzungen am stärksten.
Chancen für physische Geschäfte
So groß die Herausforderungen durch die gestiegene Internetnutzung auch sind, sie eröffnen Geschäften mit Standort gleichzeitig auch neue Möglichkeiten. Wem es gelingt, digitale Kanäle geschickt mit dem stationären Auftritt zu verbinden, der kann daraus durchaus Vorteile daraus ziehen. Ein zentrales Stichwort ist das Hybridmodell: Viele Kunden informieren sich online, wollen Produkte aber dennoch im Geschäft begutachten, anprobieren oder direkt mitnehmen. Händler, die ihre Waren sowohl digital präsentieren als auch vor Ort vorrätig haben, treffen somit den Nerv der Zeit.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist digitales Marketing. Google Maps, Social Media und Bewertungsplattformen sind entscheidend für die Sichtbarkeit eines Geschäfts (3). Lokale Suchmaschinenoptimierung („Local SEO“) hilft dabei, dass kleine Läden von potenziellen Kunden in der Umgebung gefunden werden. Positive Bewertungen wirken wie eine moderne Form der Mundpropaganda und können darüber entscheiden, ob ein Kunde das Geschäft besucht oder nicht.
Darüber hinaus können stationäre Händler durch Online-Kommunikation eine Beziehung zu ihren Kunden aufbauen. Newsletter, Rabattaktionen sowie personalisierte Angebote verknüpfen die digitale Welt mit dem physischen Einkaufserlebnis. Gerade dabei haben kleinere Geschäfte oft Vorteile: Sie können persönlicher und individueller agieren als große Online-Plattformen.
Ziel von Läden vor Ort sollte demnach nicht sein, das Internet zu bekämpfen, sondern es bewusst in die eigene Strategie zu integrieren. Wer es schafft, seine Online-Präsenz mit dem physischen Erlebnis zu koppeln, kann sich erfolgreich von der Konkurrenz abheben und langfristig bestehen.
Trotz aller Chancen bringt die gestiegene Internetnutzung für physische Geschäfte erhebliche Risiken mit sich. Die größte Herausforderung? Die massive Konkurrenz durch Online-Riesen. Plattformen wie beispielsweise Amazon und Zalando bieten nicht nur eine schier unbegrenzte Produktauswahl, sondern zum Teil auch Preise, mit denen kleine Geschäfte kaum mithalten können. Für den Kunden ist der Preisvergleich mit wenigen Klicks erledigt – für stationäre Händler bedeutet das möglicherweise weniger Umsatz.
Hinzu kommt, dass die Erwartungen von Konsumenten gestiegen sind. Wer heute im Geschäft einkauft, erwartet dieselbe Schnelligkeit und denselben Komfort wie online: kurze Wartezeiten, klare Informationen, flexible Rückgabemöglichkeiten. Diesen Anforderungen können kleine Händler oft nur mit hohem finanziellem und organisatorischem Aufwand gerecht werden.
Ein weiteres Risiko? Der Aufbau digitaler Infrastruktur. Eine professionelle Website, Social-Media-Marketing und moderne Kassensysteme sind teuer. Das können kleine Betriebe oft schwer stemmen (4). Wer diese Investitionen jedoch nicht tätigt, läuft Gefahr, von den Kunden schlicht nicht mehr wahrgenommen zu werden.
Die Digitalisierung bietet stationären Geschäften nicht nur Chancen, sondern stellt sie auch vor existentielle Herausforderungen. Der Erfolg hängt davon ab, wie schnell und konsequent Betriebe auf die neuen Gegebenheiten reagieren können.
Die Folgen der Digitalisierung lassen sich weltweit beobachten. In den USA etwa ist seit Jahren von der „Retail Apocalypse“ die Rede: Zahlreiche Einkaufszentren und Kaufhäuser mussten schließen, weil immer mehr Konsumenten ihre Einkäufe online erledigen. Ganze Innenstädte wurden dadurch umgestaltet, während sich neue Konzepte wie Pop-up-Stores oder erlebnisorientierte Geschäfte etabliert haben.
Auch in Deutschland ist dieser Wandel spürbar. Viele Fußgängerzonen kämpfen mit steigenden Leerständen, weil kleinere Händler dem Druck der großen Online-Plattformen nicht standhalten können. Zugleich probieren einige neue Ideen aus, wie zum Beispiel multifunktionale Flächen oder eine stärkere Verknüpfung von Handel und Gastronomie, um Kunden weiterhin in die Zentren zu locken.
Doch nicht nur der klassische Einzelhandel ist von diesem Wandel betroffen. Auch Tourismusmetropolen spüren die Auswirkungen der Digitalisierung. Ein Beispiel ist Las Vegas: Immer weniger Besucher reisen in die Stadt (5). Ein wesentlicher Grund dafür: das wachsende Angebot digitaler Unterhaltung, insbesondere von Online Casinos, die das Erlebnis ins Netz verlagern. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass das Internet nicht nur Geschäfte, sondern ganze Städte und Geschäftsmodelle transformiert.
Die Digitalisierung wird den stationären Handel weiterhin prägen. Experten sind sich einig, dass die Zukunft nicht in einem „Entweder-oder“ zwischen Online und Offline liegt, sondern in der konsequenten Verzahnung beider Welten. Das Schlagwort dafür lautet „Omnichannel“. Kunden möchten frei entscheiden, ob sie zu einem Produkt online recherchieren, im Geschäft kaufen oder es sich nach Hause liefern lassen.
Händler, die nahtlose Übergänge ermöglichen, werden langfristig die Nase vorn haben.
Zudem gewinnt der Erlebnischarakter im stationären Handel immer stärker an Bedeutung. Ein Geschäft muss heute mehr bieten als nur Produkte. Es geht um Beratung, Atmosphäre und persönliche Interaktion. Technologien wie Augmented Reality, digitale Spiegel oder KI-gestützte Empfehlungen können helfen, den Einkauf vor Ort wieder attraktiver zu machen.
Klar ist auch: Nicht jeder Betrieb wird diesen Wandel überleben. Kleinere Geschäfte ohne digitale Strategie könnten aus dem Wettbewerb gedrängt werden.
Die gestiegene Internetnutzung stellt physische Geschäfte zusammengefasst vor enorme Herausforderungen, eröffnet ihnen jedoch auch spannende Chancen. Wer bereit ist, in digitale Strukturen zu investieren und sein Angebot kreativ zu erweitern, wird auch in Zukunft erfolgreich sein. Das Internet ist kein Gegner – sondern ein Motor für Transformation, der den stationären Handel in eine neue Ära führt.














